Die Digitalisierung ausnahmslos hinter den Türen großer Firmen zu vermuten, wäre mittlerweile deutlich zu kurz gesprungen, denn Digitalisierungsstrategien werden vielerorts initiiert und umgesetzt. Welche Gestalt die Digitalisierung einnehmen kann, zeigt ein Blick in die digitalisierte Welt von heute – mit einem inhaltlichen Fokus auf Bildungsträger und Kommunen.
Digitalisierung – eine Anforderung an Bildungsträger?
Die Bildungslandschaft könnte digitaler nicht sein – zumindest dann, wenn der Blick auf den Bereich der Weiterbildung schwenkt. Zahlreiche Weiterbildungsinstitutionen nutzen die Möglichkeiten, die die IT mittlerweile bietet, um zeitlich flexibles und räumlich unabhängiges Lernen zu ermöglichen. Fernlehrgangsinstitute, die bereits eine lange Tradition haben, nutzen zunehmend die digitale Welt. Der Online-Campus, der die Möglichkeit zum Austausch zwischen Kommilitonen und Dozenten bietet, ist nur ein Instrument, das hier zum Einsatz kommt.
Wie digital die Regelschulen im Bundesgebiet sind, ist mitunter recht unterschiedlich. Und auch die Herausforderungen, denen sich die Bildungsträger hier stellen müssen, könnten nicht vielfältiger sein. Dabei sind mehrere Themen zu berücksichtigen:
1.) Der persönliche Umgang mit digitalen Medien ist höchst unterschiedlich
Kinder und Jugendliche haben ganz unterschiedliche Berührungspunkte zu digitalen Medien. Das bedeutet für die Lehrer mitunter auch, dass es recht schwierig sein kann, die breit gestreuten Wissensstände so zu nivellieren, dass jeder Schüler die IT-Fertigkeiten erhält, die heute nötig sind, um sich beispielsweise um eine Lehrstelle oder um einen Studienplatz zu bewerben.
Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2016 nutzen bereits 92 Prozent der Elfjährigen das Internet. Im Jahr 2018 gaben 91 Prozent der Jugendlichen an, das Internet täglich zu nutzen; nur Smartphones lagen mit 94 Prozent darüber. Mit 42 Prozent weit abgeschlagen dahinter lag das Fernsehen. Wie viele Schüler allerdings ein in Word geschriebenes Bewerbungsschreiben in eine PDF-Datei verwandeln können und fit genug sind, eine Online-Bewerbung komplett auszufüllen – darüber gibt es aktuell noch keine Studien.
2.) Die technische Ausstattung variiert stark
Deutlich zu erkennen ist, wie sehr der Einsatz von digitalen Medien im Laufe der Schullaufbahn sich entwickelt: Während in der Grundschule noch 73 Prozent der Schüler weder Smartphone, noch Tablet oder Notebook im Schulranzen haben, ist das Notebook und das Tablet in der Sekundarstufe II doch häufig vertreten. Und wie sieht es mit der Ausstattung der Klassenzimmer aus?
Während auf der Seite der Schüler die Anzahl der Gerätschaften erst mit den Jahren anwächst, setzen viele Schulen bereits in der Grundschule auf einen Medienmix aus analoger Tafel und digitaler Großbilddarstellung. Audio- und Videoaufnahmen werden in den Unterricht integriert und Lehrer profitieren von einer Dokumentenkamera, die eine digitale Großbilddarstellung ermöglicht – und den Overheadprojektor ablöst. Um Bildschirminhalte drahtlos präsentieren zu können, braucht es im Übrigen keine großen Gerätschaften mehr, denn Digitalisierung bedeutet auch, dass trotz einer hohen Funktionalität die dafür benötigte IT weder viel Platz braucht noch unerschwinglich sein muss.
Fazit: Mit Blick auf die Digitalisierung der Bildungslandschaft sind zwei grundverschiedene Themenbereiche zu berücksichtigen: die Technik und die Menschen. Zudem spielt das Bundesland eine nicht unerhebliche Rolle mit Blick auf den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Deutschlandweit wird in 19 Prozent der Schulen täglich auf digitale Medien gesetzt; 31 Prozent der Bildungsträger nutzen die Chancen der digitalen Welt mindestens einmal pro Woche. Mit Blick auf die Deutschlandkarte könnte die Digitalisierung allerdings nicht ungleicher verteilt sein.
- In bayerischen Schulen werden digitale Strukturen bei 31 Prozent der Bildungseinrichtungen täglich und bei 33 Prozent mindestens einmal pro Woche genutzt. Auch in Brandenburg (30 Prozent tägliche Nutzung) und Berlin (28 Prozent tägliche Nutzung) ist die Nutzungsfrequenz ähnlich hoch.
- Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen liegen hingegen mit 11 Prozent an Bildungseinrichtungen, die digitale Medien täglich nutzen, deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Auch in Sachsen und Rheinland-Pfalz (je 13 Prozent tägliche Nutzung) werden seltener digitale Wege beschritten.
Digitalisierung – eine Anforderung an Kommunen?
Offensichtlich macht die Digitalisierung auch vor kommunalen Einrichtungen und Verwaltungen nicht halt. Doch was bedeutet das in der Praxis? In Freiburg soll die Digitalisierung kein leeres Wahlkampfversprechen sein, wünscht sich Martin Horn, der amtierende Oberbürgermeister der Stadt. Wo genau er digitale Strukturen einbringen will, hat der Rathauschef in verschiedene Themenbereiche gegliedert. Das Ziel: Im Bereich Netze, Gesundheit, Familie, Lebenswelten sowie Energie und Verkehr sollen durch die Digitalisierung praxisnahe Vorteile für die Freiburger geschaffen werden.
Um der Idee eines digitalisierten Freiburgs Leben einzuhauchen, gibt es nicht nur ein Wahlkampfversprechen, sondern bereits konkrete Ideen:
- Ein digitaler Stadtplan soll nicht nur Bürgern und Gästen als Orientierung dienen, sondern auch praktische Service-Hinweise über Parkplätze oder öffentliche Toiletten liefern.
- Eltern, die viel Zeit in die Betreuung, Verpflegung und Bildung ihres Nachwuchses investieren, soll mithilfe einer Plattform die Suche nach geeigneten Angeboten erleichtert werden.
- Ein digitales Archiv soll darüber hinaus helfen, die Vergangenheit der Stadt und ihrer Bewohner und damit auch die Stadtgeschichte zu bewahren.
Fazit: Wenn Digitalisierung für Kommunen so verstanden wird, dass Angebote geschaffen werden, die mit Hilfe der IT Komfort, Service, Mehrwert und Transparenz schaffen, ist die Digitalisierung ein wichtiger Bestandteil einer Kommunalstrategie.