Die Corona-Krise beschert den Lebensmittel-Lieferdiensten viele neue Kunden. Die Menschen haben ein Interesse daran, dass Social Distancing einzuhalten und so selten wie möglich in die Supermärkte zu gehen. Das betrifft Risikogruppen ebenso wie alle anderen Menschen. Die Branche bereitet sich darauf vor, der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und rechnet damit, dass der aktuelle Trend anhalten wird. Beispielsweise schließen sich Landwirte immer häufiger zu Genossenschaften zusammen, um ihre Produkte effizient vermarkten zu können.
Immer mehr Menschen bestellen Lebensmittel online
Jahrelang fristeten die Lebensmittel-Lieferdienste in Deutschland ein Schattendasein. Das änderte sich 2020 schlagartig. Der E-Commerce Branchenverband bevh bestätigt, dass die Umsätze solcher Lieferdienste im zweiten Quartal massiv zugelegt haben. Anbieter wie Amazon Fresh, Getnow, Picnic und REWE haben insgesamt 772 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Vergleich zu 2019 entspricht das einer Umsatzsteigerung von 90%, berichtet tageschau.de.
Das ist sehr viel, allerdings starteten die Lebensmittel-Lieferdienste von einem niedrigen Niveau aus. Aktuell ist ihr Marktanteil noch sehr gering. Gerade einmal 15% der Befragten und damit lediglich 2% mehr als im Vorjahr, bestellten Lebensmittel im Internet. Der stationäre Handel ist für die meisten Menschen daher noch der Ort der Wahl, um Lebensmittel zu kaufen. Für den E-Commerce ist also noch Luft nach oben. Der aktuelle Trend zeigt jedoch, dass die Menschen grundsätzlich ein Interesse an online bestellten Lebensmitteln haben.
Die Corona-Krise hat einen Boom in der Branche ausgelöst
Für die Verantwortlichen beim Lebensmittel-Lieferdienst Getnow steht fest: Mit dem Beginn der Corona-Pandemie hat sich das Blatt für die verschiedenen Anbieter gewendet. Plötzlich hatten die Menschen ein großes Interesse daran, für den Einkauf von Lebensmitteln nicht mehr das Haus verlassen zu müssen. In einigen Regionen stiegen die Neukundenzahlen um 500%. Das führte dazu, dass einige Lieferdienste über Wochen im Voraus ausgebucht waren und bestimmte Waren nicht mehr auf Lager hatten. So wie die Menschen Klopapier und Nudeln im stationären Handel hamsterten, so stieg auch die Nachfrage im E-Commerce sprunghaft an.
Die Branche geht fest davon aus, dass der aktuelle Trend anhält. Es spreche nichts dafür, dass sich Menschen nur einmal bei einem Lebensmittel-Lieferdienst anmelden und sich dann wieder dem stationären Handel zuwenden würden. Deswegen bauen viele ihre Kapazitäten aus. Das bedeutet unter anderem, dass neue Mitarbeiter eingestellt und Zustellautos angeschafft werden. Hierdurch soll der großen Nachfrage begegnet und dafür gesorgt werden, dass sich die Wartelisten spürbar verkürzen. Außerdem sehen die Betriebe solche Maßnahmen als Investitionen in die Zukunft nach Corona.
Über eine Genossenschaft vermarkten Landwirte ihre Produkte effizient
Gerade Landwirte müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen und ihre Waren auf neuen Wegen anbieten. Die Direktvermarktung ist für viele zu aufwendig und kostenintensiv, weswegen sich Kooperationen mit anderen aus der Branche lohnen. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt „Bauernbox“ aus Münster. Hier haben sich verschiedene Landwirte zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen, um die Vorteile des E-Commerce für ihre Geschäfte optimal nutzen zu können. Über einen „Online-Hofladen“ bieten sie regionale Produkte an, die zu fairen Preisen erworben werden können.