EU schränkt Geoblocking ein, um internationalen E-Commerce zu fördern

Die EU scheint langsam zu bemerken, dass der Traum vom europäischen Binnenmarkt in Sachen E-Commerce noch längst nicht Wirklichkeit geworden ist. Gerade mittels Geoblocking machen es viele Hersteller und Anbieter den Verbrauchern schwer, an bestimmte Waren aus anderen Ländern zu kommen. Deswegen will die EU mit einem neuen Gesetz für mehr Fairness im Onlinehandel sorgen und die Verbraucher stärken. Leider verlässt die Kommission der Mut, wenn es um digitale Medien geht.

Geoblocking ist eine beliebte Schutzmaßnahme von Herstellern und Händlern

Wie schön wäre es, wenn der europäische Binnenmarkt tatsächlich funktionieren würde. Dann hätte man eine Kaffeemaschine aus Italien, CDs aus Spanien, französische E-Books, dänische Rechner und polnische Spezialitäten zur Verfügung. Der Preisvergleich einzelner Produkte gelingt dank des Internets bereits sehr gut. Wer allerdings versucht, ein Produkt aus dem Ausland zu bestellen, stößt häufig auf Schwierigkeiten. So werden Kunden beispielsweise auf eine deutsche Website weitergeleitet, wo das Produkt nicht zur Verfügung steht oder teurer ist. Wer sich mittels VPN-Zugang als Kunde eines anderen Landes ausgibt, bekommt dann aber beim Bezahlvorgang Schwierigkeiten, weil zum Beispiel deutsche Kreditkarten nicht akzeptiert werden oder Lieferungen nach Deutschland ausgeschlossen sind.

Grund für diese Barrieren im Internationalen E-Commerce ist das Geoblocking. Hiermit ist das Vorgehen verschiedener Hersteller und Händler gemeint, ihre Waren und Dienstleistungen nur regional anzubieten. Meist tun sie das, weil sie zu hohe Kosten für die Logistik und den Versand befürchten oder ein zu hoher steuerlicher Aufwand mit den Lieferungen ins Ausland verbunden ist. Während Deutschland nur bedingt Probleme mit dem Geoblocking hat und vor allem Kunden in Grenzgebieten etwa zu Frankreich und Dänemark betroffen sind, leiden Kunden aus kleineren Ländern wie Slowenien und Luxemburg massiv unter diesen digitalen Grenzzäunen.

EU geht gegen das Geoblocking vor

Die EU will ihren Binnenmarkt jetzt weiter öffnen und den Onlinehandel stärken. Zu diesem Zweck soll eine neue Verordnung erlassen werden, die das Geoblocking stark einschränkt. So sollen Händler nicht mehr die Möglichkeit haben, einen Kunden vom Kauf auszuschließen, bloß weil dieser aus einem anderen Land kommt. Zwar soll niemand gezwungen werden, Lieferungen ins Ausland anzubieten, aber eine Selbstabholung oder ein durch den Kunden organisierter Versand müssen in Zukunft möglich sein. Das Ziel dieses Vorgehens gegen das Geoblocking ist, den E-Commerce fairer zu gestalten. Dass das bis jetzt noch nicht gelungen ist, liegt vor allem daran, dass in Europa keine Einigkeit in Sachen Handel besteht, sondern dass der Binnenmarkt in vielen Bereichen noch ein Flickenteppich mit diversen Einzelregelungen und Sonderfällen ist.

Ausnahmen im Bereich der digitalen Medien

Spätestens beim Bereich „digitale Medien“ bekommt die EU dann aber Angst vor der eigenen Courage. Oder besser gesagt: Die Hersteller und Händler haben sich mit ihren Bedenken und Ängsten in Brüssel durchgesetzt. So gilt die Einschränkung des Geoblockings beispielsweise nicht für urheberrechtlich geschützte Waren wie E-Books, Bücher und Streaming-Dienste. Wer in Deutschland ein E-Book aus Sprachgründen lieber in einer anderen Sprache als Deutsch lesen möchte, wird auch in Zukunft Schwierigkeiten haben, an das Buch zu kommen, solange er oder sie keinen Wohnsitz in dem jeweiligen Land hat. Gerade bei Filmen haben die TV-Anstalten und Filmfirmen große Sorge um ihr Geschäftsmodell, weswegen digitale Medien auch in Zukunft vom Geoblocking betroffen sein werden. Der Vorstoß der EU ist somit zu begrüßen, bis zu einem vollständigen und nutzerfreundlichen Binnenmarkt bleibt es trotzdem noch ein weiter Weg.

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