Die Evolution des E-Commerce zu Headless Shopsystemen

Ein Gastartikel von ...

Markus List
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Markus List ist langjähriger Projektleiter bei 3m5., einem führenden Anbieter von digitalen Lösungen mit Hauptsitz in Dresden. Er verfügt über umfangreiches Wissen rund um ECMS-Systeme, mobile Anwendungen sowie E-Commerce und begeistert sich für innovative Webentwicklung. Seine Expertise im Bereich der digitalen Wirtschaft teilt er auf Fachkonferenzen und in Workshops.

Im E-Commerce-Markt setzt sich das Konzept der Headless Shopsysteme durch – gut so, denn E-Commerce findet längst nicht mehr nur am Desktop statt. Headless Shopsysteme trennen Frontend und Backend, was eine unvergleichliche Flexibilität und Geschwindigkeit ermöglicht und so das Kundenerlebnis verbessert.

Was sind Headless Shopsysteme?

Ein Headless Shopsystem ist eine ausgeklügelte IT-Architektur im E-Commerce, bei der die Benutzeroberfläche (das Frontend) vom System im Hintergrund (dem Backend) getrennt ist. Das Frontend – also der Onlineshop, mit dem die Nutzer auf ihren Bildschirmen interagieren – wird unabhängig vom Backend – in dem die Daten verarbeitet und gespeichert werden – entwickelt und betrieben.

In einem traditionellen E-Commerce-System sind Frontend und Backend eng miteinander verbunden. Änderungen im Design oder in der Funktionalität erfordern deshalb oft Anpassungen im Backend. Bei einem Headless Shopsystem hingegen kommuniziert das Frontend mit dem Backend über Schnittstellen (APIs).

So lässt sich das Frontend entsprechend den Nutzeransprüchen flexibel gestalten und anpassen, ohne dass die Entwickler die Struktur des Backends verändern müssen. Sie können sich auf die Erstellung benutzerfreundlichen Frontends konzentrieren, während das Backend unabhängig läuft.

Vorteile von Headless Shopsystemen für Unternehmen

  • Flexibilität bei der Gestaltung der Benutzeroberfläche: Designer und Entwickler haben mehr Freiheit, innovative Benutzeroberflächen zu erstellen. Sie sind nicht an die Vorgaben und Einschränkungen des Backends gebunden.
  • Schnellere Anpassungen und Updates: Änderungen am Design oder an den Funktionen des Frontends können schneller umgesetzt werden. Unternehmen können deshalb schneller auf Markttrends und Kundenfeedback reagieren.
  • Optimierte Performance und Ladezeiten: Durch die Entkopplung von Front- und Backend können beide Teile unabhängig voneinander optimiert werden. Dies kann zu verbesserten Ladezeiten und einer höheren Gesamtleistung der Website führen.
  • Bessere Skalierbarkeit: Headless Shopsysteme können leichter skaliert werden. Die Unabhängigkeit des Frontends ermöglicht es, Ressourcen effizienter zu verwalten und bei Bedarf anzupassen.
  • Erleichterte Integration mit anderen Systemen: Dank Schnittstellen wird die Integration mit anderen Systemen wie CRM-Tools, Marketing-Automatisierungsplattformen und Datenanalyse-Tools erleichtert.
  • Omnichannel-Fähigkeit: Headless Shopsysteme unterstützen eine konsistente Präsentation von Inhalten über verschiedene Kanäle hinweg, etwa Webseiten, mobilen Apps, Social Media und anderen digitalen Plattformen.
  • Verbesserte Personalisierung: Durch die unabhängige Verwaltung von Inhalten können personalisierte Inhalte und Angebote effektiver auf verschiedenen Kanälen ausgespielt werden.
  • Zukunftssicherheit: Headless Shopsysteme bieten eine zukunftsfähige Basis für Anpassungen und Erweiterungen, ohne das gesamte System neu gestalten zu müssen.

Know-how bei API-Anbindung und Sicherheit wichtig

Um Headless Shopsysteme zu implementieren, benötigen die verantwortlichen Entwickler Erfahrung bei der Anbindung von APIs. Denn in einem solchen Onlineshop kann etwa die Suchfunktion, der Check-out und die Produkt-Datenbank je von einem anderen Anbieter stammen. Die Aufgabe des Entwicklers ist, diese Einheiten so per API zu verbinden, dass sie reibungslos miteinander funktionieren.

Besonderes Augenmerk gilt der Sicherheit: Da Headless Shopsysteme auch bei der Kommunikation zwischen Frontend und Backend mit APIs arbeiten, können potenzielle Sicherheitsrisiken entstehen. Starke Sicherheitsprotokolle gewährleisten die Integrität der Daten und minimieren die Risiken für Datenlecks.

Zukunftstrends des E-Commerce mit Headless Shopsystemen besser nutzbar

Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Augmented Reality: Momentan stehen gleich mehrere innovative Technologien bereit, die in den kommenden Jahren spannende neue Wege im E-Commerce ermöglichen, etwa interaktivere Einkaufserlebnisse und personalisierte Empfehlungen über mehrere Kanäle. Vorausgesetzt, der jeweilige Shop lässt sich flexibel anpassen. Headless Shopsysteme werden in der Lage sein, nahtlose Einkaufserfahrungen über diverse Plattformen hinweg – von sozialen Medien über mobile Apps bis zu Wearables und IoT-Geräten – zu bieten. Auch Performance und Skalierbarkeit bleiben entscheidende Faktoren: User setzen schnelle Ladezeiten und einwandfreie Performance eines Shops (auch bei hohem Traffic) als selbstverständlich voraus.

Und wie entwickeln sich Headless Architekturen als Technologie weiter? – Vermutlich in Richtung größerer Modularität und einfacherer Integration von Drittanbieter-Tools. Zudem ist die Entwicklung von spezifischen Plattformen als Service (PaaS) und Software als Service (SaaS) für Headless Shopsysteme zu erwarten, was den Implementierungsprozess vereinfachen und standardisieren wird.

Entwicklungen im E-Commerce – und wie Headless Systeme dazu passen

Der Onlinehandel erlebt einen ständigen Wandel, angetrieben durch neue digitale Touchpoints und die Zielgruppen, die sich schnell an diese neuen Touchpoints gewöhnen. Shopbetreiber benötigen schnell anpassungsfähige Systeme, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier setzen Headless Shopsysteme neue Maßstäbe. Ihre flexible Architektur ermöglicht es, auf Entwicklungen effektiv zu reagieren. Zum Beispiel im …

  • Social Commerce: Plattformen wie Instagram und TikTok entwickeln sich zu wichtigen Verkaufskanälen. Nutzer lassen sich dort längst nicht mehr nur inspirieren, sondern erwarten eine Customer Journey, die möglichst wenig unterbrochen wird – sie wollen auf den Plattformen also auch shoppen.
  • Voice Commerce: Mit der Verbreitung von Sprachassistenten wie Alexa und Google Assistant erwarten Kunden die Möglichkeit, Einkäufe über Sprachbefehle zu tätigen. Einen Sprachbefehl ala „Alexa, bestelle mir neue Pads für meine Kaffeemaschine“ muss ein zukunftsfähiges Shopsystem nahtlos bearbeiten können.
  • eventbezogenes Shopping, etwa rund um Halloween oder Black Friday: Headless-Architektur ermöglicht es Shopbetreibern, flexibel auf diese Entwicklungen zu reagieren, Kunden personalisiert über verschiedene Kanäle hinweg konsistent anzusprechen und dank hoher Performance plötzliche Peaks in der Nutzung gut zu steuern. Ein ähnlicher Anwendungsfall sind hyperpersonalisierte Rabattaktionen, die dank Daten-Auswertung genau auf einzelne Nutzer angepasst werden können.
  • Conversional Commerce: Chatbots und virtuellen Assistenten unterstützen Kunden in so manchen Onlineshops schon heute – und steigern die Conversionsrates. KI-Anwendungen als Shoppingberater stellt dabei intelligente Rückfragen, gibt Empfehlungen und Kunden können sogar Produkte direkt über den Chat kaufen. Headless Shopsysteme spielen eine wichtige Rolle im Conversional Commerce, da sie die Integration von Chatbot-Funktionen nahtlos ermö

Kein Trend, aber auch in Zukunft besonders in Branchen mit High-Ticket- oder High-Involvement-Produkten wie Sofas oder Küchen wichtig: die Anbindung des stationären POS-Systems an das Onlineshopsystem. Denn ein nahtloses Omnichannel-Erlebnis ist Pflicht. Die Headless-Architektur punktet dabei mit der unkomplizierten Synchronisation von Verkaufsdaten, Lagerbeständen,  Produktdetails und Co zwischen den Systemen. Das ist nötig, weil Kunden solche Produkte zwar nach wie vor lieber im stationären Handel kaufen. Ihre Customer Journey beginnt allerdings anders als früher meist mit einer Online-Recherche und wird im Idealfall so fortgeführt, dass die Kunden erfolgreich ins stationäre Geschäft gelotst werden.

Fazit: Bedeutung von Headless Shopsystemen wird weiter zunehmen

Mit Headless Shopsystemen lässt sich jedes E-Commerce-Projekt leicht um neue Technologien wie Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen erweitern. Damit bieten sie nicht nur eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen im E-Commerce, sondern auch eine zukunftsorientierte Lösung für Unternehmen, die online inspirieren und vor allem: verkaufen wollen.

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