Arbeit in Zeiten der Digitalisierung – gute Arbeit vs. effiziente Arbeit

Durch die Digitalisierung verändert sich unsere Art zu arbeiten. Wir entscheiden selbst, ob zum Positiven oder zum Negativen. Denn in einem kapitalistischen Gesellschaftssystem droht immer die Gefahr, jede Entscheidung der Gewinnmaximierung unterzuordnen. Die Philosophin Lisa Herzog hat sich ein paar Gedanken zum Thema Arbeit in einer digitalisierten Welt auf der Seite des Deutschen Gewerkschaftsbundes gemacht. Wir stellen einige ihrer Überlegungen vor.

Die zwei Seiten der Arbeit

Arbeit hat immer zwei Seiten. Zum einen dient sie dem Lebensunterhalt und der Generierung von Gewinnen. Unternehmen sind vor allem daran interessiert, ihre Gewinne zu maximieren, wohingegen sich ihre Belegschaft eher für interessante, abwechslungsreiche und herausfordernde Aufgaben interessieren. Sie möchten arbeiten, um spannende Projekte zu realisieren und einen echten Mehrwert zu erzeugen. Die Gewinne des Unternehmens und möglichst hohe Löhne spielen hierbei nur eine untergeordnete Rolle.

Gute Unternehmen streben immer eine Balance zwischen diesen beiden Seiten des Arbeitens an. Natürlich ist es wichtig, möglichst hohe Gewinne zu erzeugen und gegen die Konkurrenz zu bestehen. Wenn ein Betrieb unrentabel ist, geht er schnell unter. Ebenso wichtig ist es aber, die Belegschaft für ihre Arbeit zu begeistern. Unmotivierte Angestellte bringen in der Regel keine Leistung und werden häufiger krank. Es ist daher im ureigensten Interesse der Firmen, eine Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen.

Wie verändert sich Arbeit durch die Digitalisierung?

Die Digitalisierung hat das Potenzial, unser ganzes Verständnis von Arbeit zu revolutionieren. Denn es sind gerade die wiederkehrenden, mechanischen Arbeiten, die Maschinen und Algorithmen übernehmen können. Körperlich anstrengende Arbeiten werden in Zukunft fast ausschließlich von Robotern erledigt, um die Gesundheit der Belegschaft zu schonen. Wenn solche Fließbandarbeiten komplett in die Hände von Maschinen gelegt werden, haben die Menschen die Möglichkeit, sich auf kreative und interessante Aufgaben zu konzentrieren. Sie müssen keine Sklavendienste mehr verrichten, sondern können sich ganz ihren Leidenschaften und Interessen hingeben.

Ebenso besteht aber die Möglichkeit, dass die Digitalisierung zu einer Bedrohung für die Arbeitnehmerschaft wird. Wenn Maschinen bestimmte Aufgaben komplett übernehmen, verlieren die Menschen, die diese Arbeit bisher erledigt haben, ihre Stelle. Im Namen der Produktivität könnten Betriebe weitestgehend auf menschliche Beschäftigte verzichten und sich nahezu ausschließlich auf Maschinen verlassen. Massenarbeitslosigkeit wäre die Folge. Außerdem könnten in den Firmen digitale Technologien genutzt werden, um die Belegschaft zu überwachen oder einen künstlichen Wettbewerb zu erzeugen. Wenn jeder immer nur möglichst produktiv sein muss, gehen kreative Impulse und die Freude an der Arbeit schnell verloren.

Auf aktive Mitgestaltung kommt es an

Ob die Digitalisierung zum Fluch oder Segen wird, hängt von den Menschen ab, die sie umsetzen. Deswegen kommt es stark darauf an, dass Arbeitnehmervertreter und Arbeitgeberverbände miteinander über dieses Thema ins Gespräch kommen. So ist es zum Beispiel essenziell wichtig, dass die Führungsetage der Belegschaft die Möglichkeit zu Fort- und Weiterbildungen gewährt. Denn nur so können sich die Menschen auf die neuen Gegebenheiten einstellen und sich auf eine neue Art zu arbeiten einlassen. Wird ihnen das verwehrt, verlieren sie lediglich ihre Stelle an eine Maschine, ohne dafür in einem anderen Bereich arbeiten zu können.

Ebenso ist es aus Sicht er Arbeitnehmerschaft nur fair, wenn sie etwas von dem wirtschaftlichen Erfolg abbekommen, den die Digitalisierung mit sich bringt. Das ist zum Beispiel über Gehaltserhöhungen oder Arbeitszeitverkürzungen möglich. Denn natürlich erwirtschaften die Firmen durch digitale Technologien sowie den Einsatz von Maschinen und Robotern deutlich höhere Gewinne. Hiervon sollte die Belegschaft, die ein Unternehmen am Laufen hält, etwas abbekommen.

Auf der anderen Seite können Unternehmen von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Flexibilität verlangen. Es ist nun einmal so, dass den digitalen Fortschritt nichts aufhält. Es ist nicht mehr möglich, genauso wie vor zehn, fünfzehn oder gar zwanzig Jahren zu arbeiten. Die Belegschaft muss bereit sein, sich auf digitale Technologien einzulassen und diese zu nutzen. Hierfür kann es nötig sein, an Weiterbildungen teilzunehmen, die nur indirekt etwas mit dem eigenen Berufsbild zu tun haben. Außerdem müssen sie akzeptieren, dass bestimmte Tätigkeiten durch die Digitalisierung wegfallen. Hiermit ist immer die Notwendigkeit verbunden, sich auf etwas Neues einzulassen und andere Aufgaben als bisher zu erledigen.

Solidarität ist gefragt

Eine unumstößliche Regel der Arbeit lautet: Ich kann meine Arbeit nur tun, weil andere Leute ihre Arbeit machen. Das bedeutet zum Beispiel, dass Angestellte nur arbeiten können, weil die Führungsetage ein Unternehmen ins Leben gerufen hat und managt. Die Führung eines Unternehmens bringt aber nur dann etwas, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Betriebs arbeiten und produktiv sind. Ebenso können produzierende Betriebe nur deswegen arbeiten, weil Zulieferbetriebe ihnen die notwendigen Materialien bringen. In einer funktionierenden Marktwirtschaft ist alles miteinander verzahnt. Das bedeutet aber auch, dass jeder irgendwie vom anderen abhängig ist.

Deswegen ist in einer digitalen Welt Solidarität gefragt. Die verschiedenen Arbeitsbereiche müssen eine Wertschätzung erfahren, weil sie sonst niemand mehr tun möchte. Gerade Aufgaben wie Erziehung, Bildung und Pflege sind Bereiche, in denen es ohne Menschlichkeit nicht geht. Solche Berufe können niemals komplett durch Maschinen ersetzt werden. Roboter können Menschen Arbeiten abnehmen und ihre Lebensqualität erhöhen. Ohne den Kontakt zu anderen bringt das aber alles nichts. Deswegen ist es wichtig, in allen Berufen auf Augenhöhe miteinander zu sprechen und nach digitalen Lösungen zu suchen, von denen alle etwas haben.

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