Die Digitalisierung ist kein Ponyhof

Keine Frage: Die Digitalisierung hat ein großes Potenzial, die (Arbeits-)Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wer aber falsche Hoffnungen und Erwartungen weckt, erreicht das genaue Gegenteil. Wenn diese dann zwangsläufig enttäuscht werden, sind die Menschen frustriert und wenden sich enttäuscht von der Digitalisierung ab. 

In seinem Gastkommentar für manager-magazin.deferrer“>Gastkommentar für manager-magazin.de wehrt sich Panos Meyer, Geschäftsführer der Digitalagentur Cellular und der Podcaster hinter „Behind the Screens“, deswegen vehement gegen die Behauptung, dass die Digitalisierung ein Kinderspiel und eine Party sei. Vielmehr sollen die Unternehmen ein realistisches Bild von sich und ihrer Arbeit zeichnen, um ihre Zielgruppe, ihre Belegschaft und potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Digitalisierung zu begeistern.

Falsche Behauptungen dominieren den Diskurs über die Digitalisierung

Viele Berater haben die Tendenz, die Digitalisierung als einen Sechser im Lotto zu Weihnachten überreicht von der Liebe des Lebens darzustellen. Sie behaupten, mit drei Stunden Arbeit im Home-Office pro Tag könne man das eigene Bankkonto in kürzester Zeit so füllen, dass man sich eine Drittyacht zulegen könnte. Auch das Miteinander in Co-Working-Spaces und im Büro sei immer harmonisch und kollegial, weil es immer Selbstgebackenes in klassisch, vegan und laktosefrei gebe. Selbst die großen Unternehmen springen schon auf diesen Zug auf und werben neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unhaltbaren Versprechungen an.

Hat man in Werbeanzeigen schon einmal hart arbeitende IT-ler, heftig diskutierende Teammitglieder oder in einer Schulung büffelnde Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesehen? Eher nicht. Denn die Anzeigen, Videos und Texte sollen immer vermitteln, dass die Digitalisierung ein Kinderspiel sei. Arbeit wäre durch digitale Technologien keine Arbeit mehr, sondern ein unendlicher Sommerurlaub mit tollen Freunden. Immer neue Begriffe und Anglizismen werden verwendet, um die neue Art des Arbeitens zu beschreiben und zu zeigen, wie toll das Arbeitsleben durch die digitale Transformation würde.

Falsche Erwartungen sind Gift für die Akzeptanz der Digitalisierung

Je größer die Erwartungen gegenüber der Digitalisierung, desto tiefer der Fall und desto härter der Aufprall. Denn falsche Hoffnungen in Bezug auf die digitale Transformation müssen zwangsläufig enttäuscht werden. Denn natürlich wird es auch in Zukunft genügend Menschen geben, die hart arbeiten, um ein Unternehmen erfolgreich zu machen. Nicht jede Arbeit lässt sich im Home-Office erledigen und manche Aufgaben sind nun einmal mit Stress, Hektik und Schwierigkeiten verbunden. Wer diese Wahrheiten ausblendet und von der Digitalisierung als einem riesigen Rummelplatz voller Spaß und Zuckerwatte redet, enttäuscht die Menschen und schürt Ablehnungen gegenüber notwendiger Veränderungen.

Denn die Menschen mögen es nicht, wenn ihre Erwartungen enttäuscht werden. Sie kommen damit klar, hart für ihren Erfolg arbeiten zu müssen. Sie mögen es aber nicht, belogen oder unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen für ein Projekt gewonnen zu werden. Entsprechend wenden sie sich angeekelt von der Digitalisierung ab, wenn sich herausstellt, dass alle Versprechungen nur heiße Luft waren. Das ist weder für den Wirtschaftsstandort Deutschland im Allgemeinen noch für das Betriebsklima in einem Unternehmen im Speziellen förderlich.

Das wahre Gesicht der Digitalisierung

Die Digitalisierung ist ein schrittweiser Prozess, der mit viel Arbeit und Mühe verbunden ist. Wer etwas anderes behauptet ist naiv oder Schlimmeres. Um eine erfolgreiche digitale Transformation zu durchlaufen, müssen zunächst die eigenen Betriebsprozesse kritisch hinterfragt werden. Nutzt das Unternehmen Ressourcen optimal? Ist die Belegschaft bestmöglich ausgebildet und für digitale Ansätze geschult? Falls nicht, müssen entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Hierfür ist es wichtig, eine effiziente Digitalstrategie zu besitzen und diese gezielt umzusetzen. Einzelmaßnahmen haben gelegentlich kurzfristig positive Erfolge. Langfristig kann ein Betrieb aber nur gegen die Konkurrenz bestehen, wenn jede Maßnahme ein Baustein in einem professionellen und gut ausgearbeiteten Digitalkonzept ist.

All das ist nicht immer das reine Vergnügen. Oft genug ist mit der Umwandlung analoger Prozesse in digitale Arbeitsweisen sehr viel Arbeit und ein hohes Frustpotenzial verbunden. Das gehört aber zum Geschäft dazu und sollte allen bewusst sein, die in digitalisierten Unternehmen tätig sein wollen. Es ist allemal besser, sich der harten Realität zu stellen, als sich in eine Traumwelt von einer reibungslosen Digitalisierung zu flüchten.

Unternehmen müssen sich ehrlicher präsentieren

Große Unternehmen haben eine Vorbildfunktion. Was sie tun und wie sie sich verhalten, färbt in vielen Fällen auf kleine und mittelständische Betriebe ab. Wenn die Großen so tun, als wäre die Digitalisierung ein Kinderspiel, dann glauben ihnen die Kleineren das. Umso größer ist die Frustration, wenn die ersten Hindernisse auftreten und die digitale Transformation auf einmal richtig Arbeit macht. Deswegen ist es wichtig, dass die Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung ehrlich sind. Natürlich können und sollten sie immer deren Chancen und Vorteile aufzeigen und das Beste aus den digitalen Technologien herausholen. Die Schattenseiten und Schwierigkeiten dürfen hierbei aber keinesfalls verschwiegen oder ignoriert werden.

Deswegen muss die Tendenz weg von oberflächlichen, auf Äußerlichkeiten ausgerichtete Image-Kampagnen hin zu einem aktiven, realistischen und praxisnahen digitalen Wandel gehen. Die Unternehmen sollten ihre Ressourcen nicht darauf verwenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch eine Wohlfühl-Digitalisierung von sich zu überzeugen. Stattdessen wäre es angebracht, sinnvolle Digitalstrategien zu entwickeln und die Unternehmensprozesse auf dieses Konzept hin auszurichten. Denn letztlich begeistert die Digitalisierung durch ihr tatsächliches Erscheinungsbild und ihr echtes Potenzial deutlich mehr, als durch falsche Versprechungen und übertriebene Hoffnungen.

Podcast über Digitalisierung

Im Behind the Screens – der Podcast über Digitalisierung – spricht Panos Meyer mit Menschen aus Konzernen, Start-ups und mittelständischen Unternehmen über die Herausforderungen der Digitalisierung.

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