Wie gefährlich ist die Digitalisierung für den deutschen Arbeitsmarkt?

Die Digitalisierung erobert kontinuierlich unsere komplette Lebens- und Arbeitswelt. Es gibt mittlerweile quasi keinen Beruf und keine Branche mehr, die keine digitale Transformation durchläuft. Viele sehen daher in der Digitalisierung ein Schreckgespenst, das zur einer ernsten Gefahr für ihren Beruf werden könnte. Tatsächlich werden vor allem Jobs mit hohem Wiederholungsgrad mit hoher Wahrscheinlichkeit digitalisiert werden. Der Beschäftigungsstand wird jedoch vermutlich nicht sinken, da die Digitalisierung auch neue Jobs schafft. Wichtig ist es, sich den Veränderungen aktiv zu stellen und nach neuen Betätigungsfeldern am Arbeitsmarkt zu suchen.

Digitale Prozesse verändern die Arbeitswelt

Die Digitalisierung verändert die Art, wie Menschen arbeiten. Beispielsweise ist es heutzutage möglich, im Homeoffice tätig zu werden und hierdurch eine bessere Balance von Beruf und Freizeit hinzubekommen. Außerdem verwenden immer mehr Firmen Softwareprogramme und digitale Technologien, die ihre Arbeitsprozesse erleichtern. Für die Belegschaft bedeutet das, sich anpassen und weiterbilden zu müssen, um mit diesen neuen Möglichkeiten arbeiten zu können.

Verschiedene Projekte versuchen nun herauszufinden, wie stark welche Berufe von der Digitalisierung gefährdet sind. Zu diesem Zweck hat die Bertelsmann-Stiftung eine aktuelle Studie herausgebracht und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus Nürnberg hat den Job-Futuromat entwickelt. Dieser untersucht anhand typischer Tätigkeiten eines Berufs, wie groß der Automatisierungsdruck ist, der auf ihm lastet. Hierdurch lässt sich einschätzen, welche Berufe von der Digitalisierung stark gefährdet sind und welche auch in Zukunft von Menschen ausgeübt werden dürften.

Berufe mit hohem Wiederholungsgrad sind gefährdet

Die verschiedenen Tools und Untersuchungen zeigen, dass vor allem Berufe mit einem hohen Wiederholungsgrad gefährdet sind. Das trifft beispielsweise auf den Bäckerberuf zu. Hier sind zumeist wiederkehrende Tätigkeiten am Schreibtisch oder im Betriebswerk zu erledigen. Diese müssen nicht zwingend von Menschen bewältigt werden, da viele Roboter und digitale Technologien sie ebenfalls meistern könnten. Entsprechend weist der Futuromat diesem Beruf eine Automatisierbarkeit von 100% zu.

Anders sieht es beim Beruf Haarschneider aus. Hier untersuchte der Futuromat neun Tätigkeiten, die bei diesem Job besonders gängig sind. Keine davon steht unter einem hohen Automatisierungsdruck, weswegen die Automatisierbarkeit bei 0% liegt. In Zukunft werden sich Menschen also auch weiterhin die Haare von Menschen schneiden lassen. Das liegt unter anderem daran, dass die Kunden individuelle Wünsche haben, auf die künstliche Intelligenz nur schwer reagieren könnte. Außerdem sind die Kopfform und die Haarstruktur verschiedener Menschen so unterschiedlich, dass eine Automatisierung dieser Arbeit nahezu unmöglich ist.

Der Beschäftigungsstand wird voraussichtlich nicht sinken

Die Forscher vom IAB gehen nicht davon aus, dass der Beschäftigungsstand in Deutschland durch die Digitalisierung sinken wird. Das liegt vor allem daran, dass durch die Digitalisierung neue Jobs entstehen. Sie widersprechen somit den Ergebnissen einer Studie von Oxford-Forschern aus 2013, die davon ausgehen, dass die Hälfte aller aktuellen Stellen durch die Digitalisierung wegfallen könnte. Das gelte für Deutschland so nicht. Es gebe kaum einen Job, der vollständig automatisiert werden könnte, weswegen Menschen in nahezu allen Bereichen auch in Zukunft gebraucht würden.

Beispielsweise entwickelt die Internetbranche immer wieder neue Jobs. So gibt es mittlerweile Unterhaltungskünstler auf digitalen Plattformen, die Content erstellen und mit ihren Followern teilen. Von Videos über Bilder bis hin zu Texten und Podcasts ist alles möglich. Jobs wie Influencer oder Vermieter von E-Scootern gab es früher einfach nicht. Erst die Digitalisierung hat sie möglich gemacht.

Aber auch klassische Berufe werden durch die Digitalisierung gefördert und gestärkt. So gibt es heute beispielsweise deutlich mehr stellen in der Erziehungsbranche, weil diese nicht automatisiert werden können. Die Digitalisierung hat dazu geführt, dass mehr Menschen in der Industrie aktiv sind und höhere Einkommen zur Verfügung haben. Deswegen ist ein Bedarf nach einer hochwertigen Erziehung für die Kinder gestiegen. Im Bereich der E-Scooter werden zudem Menschen gebraucht, die die Fahrzeuge nach Gebrauch einsammeln, warten, reinigen und an bestimmten Stellen wieder abstellen. Selbst hoch digitalisierte Jobs führen somit nicht dazu, dass Menschen in der Arbeitswelt überflüssig werden.

Sich den Veränderungen stellen

Die Digitalisierung ist für den deutschen Arbeitsmarkt grundsätzlich keine Gefahr, wenn angemessen darauf reagiert wird. Es darf nicht passieren, dass Menschen, deren Job automatisiert wird, einfach auf der Strecke bleiben. Es ist wichtig, dass sie durch Weiterbildungen und Schulungen darauf vorbereitet werden, ein neues Betätigungsfeld in einer digitalisierten Welt zu finden.

Diese Aufgabe kann nicht auf den Schultern der Betroffenen allein abgeladen werden. Wichtig ist es, dass die Unternehmen, die Jobs automatisieren, entsprechende Weiterbildungsangebote bereitstellen. Ebenso ist es nötig, dass die Arbeitsagenturen Jobsuchenden dabei helfen, ihr eigenes Profil zu schärfen und digitale Kompetenzen zu erwerben. Nur wenn sich Deutschland in allen Bereichen auf die Digitalisierung vorbereitet, führt diese nicht zu einem massiven Jobverlust, sondern lediglich zu einer Umwandlung der Art des Arbeitens.

 

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