Noch nie wurde die Arbeitswelt vor so viele Herausforderungen gestellt wie im letzten Jahr. Die Maßnahmen, die Unternehmen in ganz Deutschland getroffen haben, um ihre Mitarbeiter in kürzester Zeit ins Home-Office zu bringen sind bemerkenswert. Ganz offiziell hat der digitale Wandel auf breiter Fläche Einzug in die Arbeitswelt gehalten. Nun, da das Home-Office im aktuellen zweiten Lockdown wieder stärker gefordert wird denn je, lohnt sich der Rückblick auf die letzten Monate und die Frage, ob das digitale Remote Arbeiten sogar zu mehr Produktivität geführt hat. Inwieweit nutzen Unternehmen die neu gewonnene Offenheit und Flexibilität in ihren Organisationen und was können in diesem Zuge Kooperationen mit Freelancern bewegen?
Im Sommer 2020 meldete die Krankenkasse DAK, dass sich – basierend auf einer Befragung von 7000 Arbeitnehmern – eine Mehrheit von 56 Prozent im Home-Office als produktiver einschätze. Durch die Arbeit im eigenen Zuhause würden sich Arbeitnehmer Pendelzeiten ersparen, könnten ihre Arbeitslast flexibler einteilen und vermieden Leerzeiten. Sie hätten mehr Zeit für die Familie und seien weniger gestresst. Die Studie diente einigen Politikern als Anlass, eine Forderung nach einem gesetzlich verankerten Recht auf Home-Office auf den Weg zu bringen. Diese bleibt bis heute unter Wirtschaftsverbänden umstritten. Klar ist allerdings, dass Unternehmen in Zeiten von Corona wo irgend möglich die Remote Arbeit ihrer Mitarbeiter unterstützen und die nötige digitale Infrastruktur dafür bereitstellen.
Die Ergebnisse einer Studie zur Zufriedenheit im Home-Office, die das Unternehmen Fiverr im November letzten Jahres in sieben Ländern durchführen ließ, lassen vermuten, dass sich die Arbeitswelt in einem nachhaltigen Wandel befindet. Über zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten aus Deutschland waren mit ihrer neuen Arbeitssituation im Home-Office bereits von Beginn der Corona-Pandemie an zufrieden. Diese Einstellung hat sich im Verlauf des Jahres 2020 verfestigt, und die Zufriedenheit mit der Arbeit von Zuhause ist zum Zeitpunkt der Befragung im November auf fast 74 Prozent angestiegen. Die Chancen, die Remote Arbeit für die Verbesserung der Work-Life-Balance für Arbeitnehmer bietet, werden wohl auch in Post-Corona-Zeiten gefragt sein. So wünschen sich die Teilnehmer der Fiverr-Studie auch für das Jahr 2021 mehr Flexibilität in Bezug auf ihre Arbeitszeiten.
Der Trend hin zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung ist eine der zahlreichen Entwicklungen in der Arbeitswelt, die durch die Corona-Pandemie angestoßen oder beschleunigt wurden. So ist das Wohlbefinden der Mitarbeiter nun viel weiter in den Mittelpunkt der Wahrnehmung gerückt – gerade da Arbeitnehmer seit Monaten mit beruflichen und persönlichen Mehranforderungen belastet sind und häufig unter Stress und Erschöpfung leiden.
Unternehmen mussten lernen, mit diesen geänderten Anforderungen und Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter umzugehen. Eine erste Maßnahme der Arbeitgeber ist es, Aufgaben ergebnisorientierter zu gestalten und mehr Flexibilität bei der Umsetzung zu erlauben. Da ein Großteil der Unternehmen in Deutschland damit rechnet, dass Home-Office auch zukünftig zunimmt, müssen solche Veränderungen aber nachhaltig geschehen. Sicherlich werden einige Unternehmen ihre Organisationskulturen und Strukturen aufbrechen und neu denken müssen. Bewegungen wie New Work, also mehr Agilität, neue Formen der Zusammenarbeit und eine selbstbestimmtere Organisation, fließen gerade ganz natürlich in unser Arbeitsleben ein.
Dass das Home-Office auch negative Aspekte mit sich bringt, wie zum Beispiel das Empfinden von sozialer Vereinsamung, ist unbestreitbar. Aber die Krise hat in vielen Unternehmen gezeigt, was früher nicht denkbar war – zum Beispiel, dass sich viele Aufgaben einfach auch mobil erledigen lassen und, dass die alte Meeting-Kultur mit ihren vielen Geschäftsreisen heute nicht mehr zeitgemäß ist. Mit Hilfe von digitalen Kollaborations- und Kommunikationsplattformen lassen sich durchaus auch komplexe Projekte im Rahmen virtueller Teamarbeit stemmen. Denn durch den gesteigerten Austausch kann das Wissen einzelner Mitarbeiter besser zusammengeführt und notwendige Anpassungen schneller vorgenommen werden. So unterstützen die modernen Technologien bei der Teamarbeit und können die Produktivität, Agilität und Zufriedenheit der Mitarbeiter verbessern.
Die Einführung digitaler Tools im Bereich Kollaboration und Kommunikation haben auch den Weg für eine neue Form der Zusammenarbeit geebnet: flexibel und kosteneffizient mit einem größeren, freischaffenden Talentpool. Dieser Punkt ist besonders relevant, wenn man bedenkt, dass die Corona-Pandemie für einen Digitalisierungsschub gesorgt hat, der in vielen Unternehmen tiefgreifend ist. Vom E-Commerce-Boom bis hin zur cloudbasierten Verwaltung – Unternehmen erwachen gerade aus ihrem analogen Tiefschlaf. In diesem Zusammenhang verzeichnen sie nicht nur einen erhöhten Bedarf an agilen On-Demand-Lösungen, sondern auch an qualifizierten Fachkräften, zum Beispiel IT-Architekten oder IT-Security-Spezialisten.
Gleichzeit herrscht in vielen Unternehmen aufgrund der aktuellen Krise Investitionsunsicherheit oder es gelten gar Einstellungsstopps. Um aber mit dem digitalen Wandel Schritt halten zu können, müssen Unternehmen weiterhin in der Lage sein schnell zu agieren. Im Idealfall greifen sie flexibel auf Arbeitnehmer mit den richtigen Qualifikationen zu, ohne die langwierigen Prozesse einer festen Einstellung zu durchlaufen. Deshalb kommen immer häufiger Freelancer ins Spiel. Per se steht deren Arbeitsweise schon für Flexibilität und Agilität. Und auch viele Freiberufler haben sich an die neue Nachfrage angepasst, indem sie ihre Dienstleistungen darauf ausrichten, Unternehmen beim Übergang in die Digitalisierung zu unterstützen.
Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen stellt viele Unternehmen vor finanzielle und organisatorische Herausforderungen. In diesem Kontext bieten Kooperationen mit Freelancern die Chance für mehr Flexibilität im Unternehmen. Freiberufliche Fachkräfte lassen sich nach Bedarf einbinden, zum Beispiel in saisonalen Hochphasen, um ein höheres Arbeitsaufkommen abzufangen. Und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen kann ein erhöhter Ausfall von Mitarbeitern in Zeiten von Corona schnell zu einem gravierenden Problem werden. Solche Ausfälle können ebenfalls kurzfristig mit Hilfe von Freelancern überbrückt werden.
Des Weiteren können Freiberufler dabei unterstützen neue (digitale) Kompetenzen im Unternehmen aufzubauen. Spezialisierte Freelancer übernehmen beispielsweise die Implementierung digitaler Workflow-Systeme, den Launch der E-Commerce Website oder die Gestaltung von Social Ads. Für eine langfristige Verankerung dieses wichtigen Know-Hows im Unternehmen können Freelancer auch als Digitalisierungs-Coaches für die festen Mitarbeiter agieren.
Da IT-Fachkräfte aktuell so stark nachgefragt werden, sind flexible Kooperationen mit Externen für Unternehmen eine echte Alternative, um dringende IT-Projekte umzusetzen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Zum Glück haben viele Unternehmen über die letzten Monate hinweg ein neues, offenes Mindset entwickelt, da sie die Vorteile einer gesteigerten Flexibilität unmittelbar erlebt haben. So wurde der Wandel in struktureller und kultureller Hinsicht von der Corona-Pandemie befeuert – wovon unsere Arbeitswelt auch in Zukunft profitieren kann.
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