Interview: Digitalisierung in der Kartendruckerei mit Web-to-Print-Lösung

Die Digitalisierung übernimmt wichtige Aufgaben im privaten als auch geschäftlichen Umfeld. Menschen gratulieren zu wichtigen Anlässen via Instant-Messenger. Sie versenden ihre Urlaubsgrüße online. Je indirekter der Kontakt untereinander wird, desto größere Wertschätzung erfahren persönliche Gesten. Das hat Oliver Schimek, der Geschäftsführer von meine-kartenmanufaktur.de, erkannt und offeriert eine erfolgreiche Plattform für individuelle Gruß- und Glückwunschkarten.

Interview mit Print-Spezialist Oliver Schimek

digital-magazin.de (dm): Guten Tag Herr Schimek. Vielen Dank, dass Sie sich für das Telefoninterview Zeit genommen haben. Bitte stellen Sie uns sich und Ihr Unternehmen kurz vor.

Oliver Schimek: Mein Werdegang startete klein und analog. Drucktechnik faszinierte mich allerdings schon früh. Deshalb erwarb ich im Jahr 1997 ein Kopiercenter in Erlangen. Ich fasse es selbst kaum, was sich daraus in den letzten 23 Jahren entwickelt hat.

Mittlerweile beschäftige ich rund 100 Mitarbeiter. Unsere Standorte verteilen sich auf die bayerischen Städte Nürnberg und Kitzingen. Kopiert wird bei uns allerdings so gut wie überhaupt nicht mehr. Mithilfe hochwertigster Druckgeräte produzieren wir on demand verschiedenste Druckmittel von der Geschäftsausstattung über Bücher bis hin zu Dekoration und hochwertigen Karten. Dabei sprechen wir mit unseren Karten-Shops eine besonders hohe Zahl an Kunden an.

dm: Und hinter dem Kartenshop verbirgt sich eine Web-to-Print-Lösung, richtig?

Oliver Schimek: Genau. Wir setzen aus verschiedenen Gründen auf Web-to-Print. Zum einen bin ich persönlich überzeugt davon, dass Haptik immer noch eine große Rolle spielt. Menschen erleben viel intensiver, wenn verschiedene Sinne eingesetzt werden. Können wir etwas greifen, fühlt es sich wesentlich realer an. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass der Tastsinn die Grundlage für die übrigen Sinne liefert. Unsere Augen erkennen völlig unbekannte Gegenstände nicht richtig. Nur wenn wir die Dinge einmal berühren, ist auch unser Sehsinn in der Lage, sie komplett zu erfassen.

Zum anderen erleichtern die neusten Technologien uns das Leben. Sie sind allgegenwärtig und bestimmen unseren Alltag enorm. Das liegt daran, dass sie uns unzählige Möglichkeiten bieten. Außerdem können sie bequem von zu Hause oder dem Arbeitsplatz aus bedient werden.

Web-to-Print vereint beides. Die Kunden können am Laptop, Tablett oder Smartphone ihre Drucksachen gestalten. Die Individualisierungsmöglichkeiten sind dabei gigantisch. Schlussendlich hält der Endverbraucher das Design aber nicht als Datei, sondern als ausgedrucktes Werk in seinen Händen.

dm: Für Web-to-Print gibt es unzählige Anwendungsmöglichkeiten. Vom Flyer über Werbekugelschreiber bis zu Zeitschriften können damit gleichermaßen produziert werden. Wie sind Sie ausgerechnet auf Glückwunschkarten gekommen?

Oliver Schimek: Nun, wie eingangs erwähnt, produzieren wir nicht nur Karten, sondern auch verschiedenste andere Drucksachen. Ich bin glücklich über die Idee, in die Kartenproduktion einzusteigen. Der Einfall dazu kam mir im privaten Umfeld. Ausschlaggebend waren zwei Vorfälle, aus denen sich dann langsam eine Vision entwickelte.

Der erste Impuls entstand, als meine Partnerin eine Postkarte von einer Freundin erhielt. Sie freute sich riesig über das kleine Schriftstück mit den wenigen Worten. Wir sprachen darüber, wie selbstverständlich früher die Postkarten nach den Sommerferien eintrudelten. Wer sammelte damals nicht die kleinen Urlaubserinnerungen seine Freunde? Und auch in den eigenen Ferien gehörte der Gang zum kleinen Strandkiosk dazu, an dem man für die Liebsten zu Hause die Souvenirs und Karten auswählte. Selbst wenn darauf nicht mehr als über das Essen und Wetter berichtet wurde, trafen uns die Schriftstücke doch mitten ins Herz. Meine Partnerin und ich analysierten die Unterschiede zwischen den Emotionen, die eine Mail mit Urlaubsfotos sowie eine Karte aus dem Strandparadies auslösten.

Ein erstes Samenkorn für die Kartendruckerei war gesät. Dieses bekam zusätzlich Wasser und Sonne, als wir im selben Jahr dreimal die gleichen Weihnachtskarten von unterschiedlichen Menschen erhielten. Natürlich freuten wir uns auch darüber, aber diese identischen Karten von der Stange hatten auch einen faden Beigeschmack. Wir unterhielten uns mit Freunden, Bekannten und Mitarbeitern. Es stellte sich heraus, dass die meisten Leute ihre Schwierigkeiten hatten, individuelle Karten zu finden. Außerdem ist zu Stoßzeiten wie Weihnachten und Ostern sowieso schon so viel zu planen, dass die Papeterie oftmals eher stiefmütterlich behandelt wird.

Diese Eindrücke nahm ich mit in die Firma. Mein Team und ich setzten uns zusammen. Recherchen wurden gefahren, Marktforschung betrieben und die technischen Möglichkeiten eines online Kartenshops mit individualisierbaren Templates eruiert.

Wir erkannten, dass die Umsetzung absolut machbar und auch erfolgversprechend ist.

dm: Können Sie erklären, wie Web-to-Print bei Ihnen im Unternehmen konkret umgesetzt wird.

Oliver Schimek: Sehr gerne. Die Plattform, auf der die Kunden agieren, ist ein gewöhnlicher Online-Shop. Dort stehen Karten-Templates für verschiedenste Anlässe von der Geburt bis zum Todesfall bereit. Der Kunde wählt die gewünschte Kategorie und findet dort eine größere Anzahl an Vorlagen. Je nach Thema variiert die Auswahl.

Unsere Designs erstellt ein Grafiker-Team exklusiv für uns. Das Sortiment wird regelmäßig ergänzt. Wir können auch auf aktuelle Einflüsse direkt reagieren. Als in der diesjährigen Corona-Pandemie viele Hochzeiten abgesagt werden mussten, waren wir eine der ersten Kartendruckereien auf dem deutschen Markt, die “Change-the-Date“-Karten offerierten. Diese rasche Reaktion auf die Konditionen von außen sichert uns das Vertrauen unserer Käufer.

Aber ich schweife ab. Die konkrete Umsetzung im Einzelnen funktioniert so: Die Kunden wählen ihren Favoriten unter den Kartendesigns. Im nächsten Schritt werden Menge, Material und Farbe ausgewählt. Je nach Vorlage können auch verschiedene Formate bestellt werden. All das passiert, bevor es in unseren Design-Editor geht.

Dort legen die Kunden ihren individuellen Stil fest. Bilder können eingefügt werden. Sticker und Formen verändern auf Wunsch das bestehende Template. Zum Schluss wird der Text den eigenen Bedürfnissen angepasst.

Nachdem die Bestellung abgeschlossen ist, startet in unserer Niederlassung ein durchdachter Qualitätsprozess. Die Order wird nach verschiedensten Kriterien optisch geprüft. Für den Inhalt ist der Verfasser selbst verantwortlich. Sollten Dinge wie die Auflösung der Fotos mangelhaft sein, geben wir Feedback. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass die Kunden das bestmögliche Druckergebnis bekommen.

Unser Maschinenpark umfasst Inkjet-, Toner- und UV-Drucker. Diese werden – abhängig vom Auftrag – eingesetzt. Wir sind in der Lage, hohe Auftragsvolumen abzudecken. Deshalb dauert es nach Auftragseingang und -prüfung nur maximal zwei Werktage bis die meisten Produkte in die Post wandern. Danach halten die Kunden ihre selbst gestalteten Karten in Händen.

dm: Zu welchen Anlässen wird am häufigsten auf Web-to-Print-Technologie in der Kartendruckerbranche zurückgegriffen?

Oliver Schimek: Bei uns sind Hochzeits-, Geburts- und Weihnachtskarten besonders gefragt. Unter den drei Top-Gruppen führt die Hochzeit mit klarem Vorsprung. Das hat verschiedene Gründe. Kunden können beispielsweise ganze Sets für schönsten Tag im Leben bestellen. Dann ist von der Einladung bis zu Dankeskarte alles in einheitlichem Stil gehalten.

Außerdem ist, durch die verschiedensten Individualisierungsmöglichkeiten, Exklusivität garantiert. Das Brautpaar kann sicher sein, dass niemand die gleiche Papeterie versendet. Gerade bei größeren Stückzahlen wenden sich Menschen lieber an eine professionelle Druckerei, als die Karten aus der Drogerie zu kaufen. Das liegt nicht nur an dem einzigartigen Design, sondern oftmals auch am Preis. Bei großen Auflagen gewähren wir Rabatte und sind häufig günstiger als die Karten von der Stange.

dm: Herr Schimek, noch eine abschließende Frage. Wie sehen sie die Zukunft von Web-to-Print?

Oliver Schimek: Ich bin überzeugt davon, dass Web-to-Print sich in beinahe jedem Bereich durchsetzen wird. Ob Lehrer die Unterlagen für ihre Schüler individualisiert drucken lassen, die Abizeitung online gestaltet wird oder die Küchenwände individuell bedruckt werden, alles ist möglich. Der Grund, warum diese Optionen bisher nicht öfter beansprucht werden, ist, dass vielen Menschen diese Möglichkeiten immer noch nicht bekannt sind. Je geläufiger Web-to-Print wird, desto mehr Aufträge werden entstehen.

dm: Herzlichen Dank, Herr Schimek, für Ihre Zeit.

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