Die Buchbranche musste sich angesichts der Corona-Krise in den letzten Monaten stark wandeln. Das betrifft die Verlage ebenso wie Buchhändler. Vor allem digitale Technologien haben an Bedeutung gewonnen. Häufig ist es jedoch so, dass gerade kleine und mittelständische Betriebe (KMU) die mit der Digitalisierung verbundenen Kosten nicht stemmen können. Deswegen hat der Staat das Förderprogramm „Digital jetzt“ ins Leben gerufen. Über dieses können alle Player im Buchhandel bedarfsgerechte Förderungen für die eigene digitale Transformation bekommen.
Schon seit Längerem zeichnet sich ab, dass der Buchmarkt in seiner traditionellen Form keinen Bestand haben wird. Zu massiv sind die Auswirkungen, die das Internet und die Digitalisierung auf die Branche haben. Hiervon sind Verlage, Dienstleister und Buchhändler gleichermaßen betroffen. Zögerten viele Betriebe lange Zeit, sich den Herausforderungen einer digitalen Transformation zu stellen, so finden entsprechende Wandlungsprozesse derzeit überall statt. Die Branche wurde von der Corona-Krise quasi gezwungen, die eigenen Geschäftsprozesse neu zu denken und alternative Wege zur Kundenbindung und zur Generierung von Umsätzen zu entwickeln.
Im Rahmen der Krise hat sich gezeigt, dass vor allem bei den Basics noch Handlungsbedarf besteht. So haben beispielsweise viele Buchhändler noch keinen eigenen Onlineshop oder sind in den sozialen Netzwerken zu wenig präsent. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Digitalisierung den einzelnen Unternehmen zahlreiche Vorteile bringt. Wer bereits vor Jahren eine digitale Transformation eingeleitet und seine Geschäftsprozesse auf die Zukunft vorbereitet hat, profitiert während der Krise enorm davon. Immer mehr Player im Buchhandel erkennen die Zeichen der Zeit und stellen sich aktiv der Digitalisierung.
Digitale Technologien können in nahezu allen Bereichen des Buchhandels gute Dienste leisten. Sie sorgen für eine verbesserte Kommunikation mit Lieferanten und Vertriebspartnern, umfassen smarte Geschäftsprozesse, vergrößern mittels Vernetzung die eigene Reichweite und das persönliche Netzwerk und bieten viele Chancen zur Kundenbindung und zur Generierung von Umsätzen. Grund genug für alle Berufsgruppen im Buchhandel, entsprechende Technologien zu implementieren und einzusetzen.
Gerade während des Lockdowns hat sich gezeigt, dass ein eigener Online-Shop speziell für Buchhändler Gold wert ist. Trotz geschlossener Filialen war es online möglich, Bücher zu verkaufen und Umsätze zu generieren. Selbst jetzt, wo die Geschäfte wieder öffnen dürfen, ist die Zahl der Onlinebestellungen ausgesprochen hoch. Vor allem solche Unternehmen sind erfolgreich, die einen Multi-Channel-Ansatz verfolgen und den stationären Handel mit dem Onlinegeschäft verzahnen. Ebenfalls von großer Relevanz sind Techniken wie digitale Vorschauen, digitale Arbeitszeiterfassungen und Kollaborationssoftwares sowie smarte Warenwirtschaftssysteme, zählt Markus Wilhelm in einem Interview auf buchmarkt.de auf. Außerdem werden Analyse-Tools benötigt, um die vorhandenen Daten nutzbar zu machen.
Buchhändler werden immer mehr zu einer Art Suchmaschine. Kunden geben an, dass sie einen Liebesroman in Budapest mit historischer Färbung wünschen. Wenn Händler bei solchen Stichworten direkt ein paar Bücher vor Augen haben, die sich anbieten, punkten sie bei ihrer Kundschaft. Wer nicht gerade ein eidetisches Gedächtnis hat, ist hier auf digitale Technologien angewiesen. Gerade Tablets im Verkauf erweisen sich bei solchen Aufgaben als hilfreich.
Eine digitale Transformation kostet Geld. Technologien müssen angeschafft, Mitarbeiter ausgebildet und ein eigener Onlineshop aufgebaut werden. Häufig haben gerade KMU nicht genügend finanzielle Rücklagen, um solche Investitionen zu bewältigen. Der Staat hat ein Interesse daran, die einzelnen Betriebe zu unterstützen und ihnen bei der digitalen Transformation zu helfen. Insbesondere angesichts der Corona-Krise sind solche Hilfen so erforderlich wie nie.
Deswegen wurde das Förderprogramm „Digital jetzt“ ins Leben gerufen. Unternehmen haben die Möglichkeit, Fördergelder für Digitalprojekte zu beantragen. Die Förderung beträgt maximal 50.000 Euro und richtet sich bedarfsgerecht an das jeweilige Vorhaben aus. Förderberechtigt sind Unternehmen mit 3-499 Mitarbeitern. Die Fördermittel hängen von der Unternehmensgröße und dem jeweiligen Projekt ab. Unternehmen mit 50 Mitarbeitern können bis zu 50% der Investitionskosten erstattet bekommen. Durch spezielle Boni (zum Beispiel für eine besonders schnelle Beantragung innerhalb des nächsten Jahres oder bei Betrieben in strukturschwachen Regionen) kann die Förderung sogar auf bis zu 70% der Investitionskosten steigen.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Förderung. Die eine dient dazu, Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, digitale Technologien anzuschaffen und zu implementieren. Die andere nimmt die Ausbildung der Belegschaft in digitalen Fragen in den Blick. Zu diesem Zweck werden Fort- und Weiterbildungen finanziert. Das Programm tritt am 07.09.2020 in Kraft und die Fördermittel müssen bis spätestens Ende 2023 beantragt sein. Die ausgezahlten Gelder müssen nicht zurückgezahlt werden. Sie sind somit eine echte Förderung und kein Kredit.
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