Digitalisierung in Schule und Ausbildung: wie sich der Nachwuchs auf die Industrie 4.0 vorbereitet

Die Digitalisierung greift in allen Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsbereichen um sich. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, sich digitale Kompetenzen anzueignen, um auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft bestehen zu können. Hierbei will der Digitalpakt einen wichtigen Beitrag leisten. Wichtig ist es, die digitalen Lerninhalte zu personalisieren und auf das Lerntempo der Schülerinnen und Schüler anzupassen. Hierbei spielt vor allem eine gelungene Mischung aus Technik, Inhalt und Lehrkraft eine entscheidende Rolle. Nur mit einem sinnvoll ausgestatteten Lernort kann digitale Bildung erfolgreich sein. Wichtig ist es, einen konkreten „Masterplan Digitalisierung“ im Bildungswesen zu verfolgen und die notwendigen Schritte einzuleiten, um diesen umzusetzen.

Die Bedeutung der Digitalisierung in Schule und Ausbildung

Schule und Ausbildung sind vor allem da, um Kompetenzen zu vermitteln. Niemand kann alles wissen und niemand kann jede Technik beherrschen. Digitalisierung muss auch kindgerecht und spaßig verpackt werden. Aber die Fähigkeit, neues Wissen zu finden und zu lernen beziehungsweise neue Techniken zu entdecken und erfolgreich auszuprobieren, ist für jeden Berufsweg unverzichtbar. Genau an dieser Stelle setzt die Digitalisierung in Schule und Ausbildung an. Ein sinnvoll aufgebauter Digitalunterricht beginnt zunächst einmal damit, den Schülerinnen und Schülern Medienkompetenz zu vermitteln. Sie müssen die Technologien kennen, die ihnen zur Verfügung stehen, um sie zielgerichtet einsetzen und anwenden zu können. Hierfür sind fundierte IT-Kenntnisse eine große Hilfe und eine Grundvoraussetzung für das integrierte Lernen (Blended Learning).

Erst auf Grundlage dieses technischen Wissens ist es dann möglich, Kompetenzen im rein handwerklichen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Hierzu gehören zum Beispiel Recherchefähigkeiten. Die Schülerinnen und Schüler müssen lernen, wo sie Informationen finden, welche Quellen zuverlässig sind und wie sie Quellen auswerten und zitieren. Sie müssen erfahren, wie sie auf Informationen zugreifen und wie sie Daten teilen und präsentieren können. Die Digitalisierung ermöglicht hierbei einen hohen Grad an Individualität. Die Jugendlichen können ihren ganz eigenen Zugang zur Welt der Informationen und des Wissens finden und in ihrem ganz eigenen Lerntempo vorgehen.

Es gibt aber auch skeptische Stimmen, die vor einem zu intensiven Einsatz digitaler Medien im Unterricht warnen. Diese fürchten, dass die Heranwachsenden in einer digitalen Welt nicht mehr eigenständig denken, sondern sich blind auf die bei Google und Co. angezeigten Suchergebnisse verlassen würden. Außerdem befürchten einige Neurowissenschaftler, dass das menschliche Gehirn auf den Einsatz digitaler Medien gar nicht vorbereitet sei und gerade Kinder und Jugendliche durch ein Zuviel an Technik in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden könnten. Beispielsweise befürchten sie, dass durch die Fokussierung auf Computer und Tablets statt auf das Schreiben per Hand die Hand-Augen-Koordination verloren gehen könnte. Nicht zuletzt bemerken sie, dass im Unterricht der Fokus auf den Inhalten und weniger auf den Methoden und Medien liegen sollte.

So ist es um die Digitalisierung an deutschen Schulen bestellt

Die im letzten Abschnitt beschriebenen unterschiedlichen Ansichten machen es nötig, einen differenzierten Zugang zum Einsatz digitaler Medien und Inhalte im Unterricht zu finden. Schülerinnen und Schüler sollen die Vorteile der digitalen Welt für sich nutzen können, ohne hierbei gefährdet oder in ihrer Entwicklung negativ beeinträchtigt zu werden. Wie gut gelingt dieser Ansatz an deutschen Schulen bisher? Hierfür hat das Deutsche Schulportal eine Infografik erstellt, in der die Erkenntnisse diverser Studien übersichtlich zusammengestellt sind.

Diese zeigt eindeutig, dass sich Kinder und Jugendliche bereits sehr früh im Internet bewegen und daher eine digitale Vorbildung mitbringen. Unter den 9-Jährigen sind es immerhin 80% und unter den 11-Jährigen mit 92% nahezu alle. Außerdem sind viele Erwachsene der Meinung, dass digitale Bildung eine wichtige Kompetenz sei, die möglichst frühzeitig vermittelt werden sollte. 55% der Befragten befürworten  eine Ausbildung in Medienkompetenz an den Grundschulen. Zudem sind jeweils 91% der Befragten für Unterricht in Medienkompetenz an den weiterführenden Schulen und den Berufsschulen. Immerhin noch 89% sind für einen solchen Unterricht an den Hochschulen. Mehr dazu: JIM-Studie 2018, Gutachten der Aktionsrat Bildung „Digitale Souveränität und Bildung“.Bildung“.

Wie aber sieht ein solcher Medienunterricht aus? Aktuell geben 56,6% der in der Studie „Schule Digital 2017“ Befragten an, dass ihre Schule über ein ausgewiesenes Medienkonzept verfüge. Allerdings sagen nur 40,5% der Befragten, dass in ihrer Schule WLAN zur Verfügung stünde. Das bedeutet, dass selbst moderne technische Geräte – wenn sie denn zur Verfügung stehen – nur sehr eingeschränkt genutzt werden können. Entsprechend selten kommen solche Medien im aktuellen Unterricht zum Einsatz. Besonders dramatisch ist die Situation in den Bundesländern, in denen digitale Medien seltener als einmal zum Einsatz kommen. Dies sind vor allem die Schulen in Bremen (66 %), Sachsen (65 %) und Rheinland-Pfalz (61 %). Besonders vorbildlich sind hingegen die Schulen, in denen solche Medien täglich verwendet werden. Diese befinden sich zum Beispiel in Bayern (31 %), Brandenburg (30 %) und Berlin (28 %).

Digitale Schule: Kreativ arbeiten und selbstständig lernen

Die Infografik zeigt zudem, wie ein optimaler, digital eingerichteter Arbeitsplatz in Schulen aussehen müsste. Hier wird eine digitale Großbilddarstellung von zwei analogen Tafeln flankiert. Der Lehrkraft stehen neben dem Schulnetz ein Computer, eine Dokumentenkamera und Abspielmöglichkeiten für Videos und Musikdateien zur Verfügung. Die digitalen Geräte der Schülerinnen und Schüler sind miteinander vernetzt und können auf das Schulnetz zugreifen.

Von diesem Ideal sind die meisten Schulen noch weit entfernt. Immerhin benutzen laut einer  Studie der Bertelsmann Stiftung „Monitor Digitale Bildung“ viele Lehrerinnen und Lehrer bereits Präsentationsprogramme wie PowerPoint (76%), Officeprogramme wie Word (73%) und Videoplattformen wie Youtube (72%). Demgegenüber fristen Lern-Apps (19%), elektronische Tests und Übungen (32%) und digitale Lernspiele (42%) bisher noch ein Schattendasein.

Die Mischung aus Technik, Inhalten und Lehrkraft ist entscheidend

Dass digitale Medien viele Vorteile mit sich bringen und den Schülerinnen und Schülern das Lernen massiv vereinfachen können, darüber sind sich nahezu alle Experten einig. Ebenso einig sind sie sich aber bei der Tatsache, dass solche Medien eine Lehrkraft niemals vollständig ersetzen können, betont Heike Schaumburg in einem Interview mit dem Schulportal. Sie sind vielmehr das Handwerkszeug, mit dem Bildung passgenau und individuell vermittelt werden kann. Aber ebenso wie eine Bohrmaschine allein kein Loch in die Wand bohren kann, so können auch digitale Medien Inhalte und Wissen lediglich wiedergeben und abfragen, aber nur sehr bedingt vermitteln. Außerdem, erläutert Schaumburg weiter, sei eine vollständige Individualisierung des Lernens gar nicht wünschenswert. Immerhin sei mit Bildung immer auch eine soziale Komponente verknüpft und es ginge immer auch um Gemeinschaft und Teambuilding.

Aus all diesen Gründen ist die Digitalisierung nicht das Allheilmittel für das deutsche Bildungssystem. Vielmehr muss die Mischung aus Technik, Inhalt und Lehrkraft stimmen. So bringt zum Beispiel die beste Technik nichts, wenn es keine Inhalte gibt, die vermittelt werden sollen. Ebenso bringen die besten Inhalte nichts, wenn weder die Lehrkraft noch die LernSoftware diese anschaulich vermitteln und den Schülerinnen und Schülern begreiflich machen können. Ebenso müssen die Bedenken und Vorurteile der Lehrerschaft digitalen Medien gegenüber – die in Deutschland stärker ausgeprägt sind als zum Beispiel in Nachbarländern wie Dänemark – abgebaut werden. Kreative und innovative Lehrerinnen und Lehrer müssen also moderne Medien an die Hand bekommen, um relevante und interessante Inhalte vermitteln zu können.

Um all dies leisten zu können, müssen verschiedene Bedingungen geschaffen werden. Zum einen müssen die Schulen das Geld an die Hand bekommen, um in die Digitalisierung zu investieren. Das bedeutet einerseits, moderne Geräte anzuschaffen und zu implementieren, es meint aber auch, Lizenzen für software und andere Tools zu erwerben. Ferner müssen die Lehrerinnen und Lehrer durch Fortbildungsmaßnahmen in die Lage versetzt werden, diese digitalen Angebote überhaupt nutzen und zum Bestandteil des eigenen Unterrichts machen zu können. Nicht zuletzt muss für einen umfassenden und zuverlässigen Datenschutz gesorgt werden. Nur wenn alle Beteiligten sicher sind, dass ihre persönlichen Daten bestmöglich geschützt sind, werden sie Vertrauen zu den digitalen Medien fassen, sich auf diese einlassen und aktiv mit ihnen arbeiten.

Das Lerntempo personalisieren

Ein großer Vorteil der Digitalisierung besteht darin, dass das Lerntempo im Unterricht personalisiert werden kann. Smarte LernSoftware ist zum Beispiel in der Lage, den aktuellen Lern- und Wissensstand von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und die Aufgaben, Inhalte und Übungen entsprechend anzupassen. Langsame Schülerinnen und Schüler werden somit nicht durch ein zu schnelles Lerntempo überfordert, und die Schnellen langweilen sich nicht aufgrund zu einfacher Übungen. Zudem bekommen die Lehrerinnen und Lehrer stets ein aktuelles und sehr genaues Feedback über den Stand ihrer Schülerinnen und Schüler. Probleme lassen sich so frühstmöglich erkennen, sodass sie darauf reagieren können.

Hierbei geht es nicht um eine vollständige Individualisierung. Das Ziel ist es nicht, dass die Schülerinnen und Schüler irgendwann allein zu Hause vor ihrem Rechner, Tablet oder Smartphone sitzen und quasi digitalen Privatunterricht von einer LernSoftware bekommen. Vielmehr sollen die Inhalte in der Schule so gestaltet werden, dass die Schülerinnen und Schüler in Projekten und bei Teamarbeiten genau wissen, was ihre Stärken sind, und sich dort einbringen, wo sie am besten sind. Sie werden in ihrer individuellen Entwicklung unterstützt, kooperieren aber trotzdem immer noch mit ihren Mitschülern und erleben den sozialen Aspekt des Arbeitens.

Was genau ist der Digitalpakt Schule?

Ganz allgemein gesagt handelt es sich beim Digitalpakt Schule um eine Förderung des Bundes für die Schulen in den einzelnen Ländern. Das Ziel ist es, eine digitale Infrastruktur in den Schulen zu realisieren, die eine umfassende Umsetzung der Digitalisierung ermöglichen. Hierbei geht es nicht so sehr um die Beschaffung digitaler Endgeräte, sondern um die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation. Allerdings ist eine solche Förderung im Grundgesetz nicht vorgesehen. Deswegen muss eine Grundgesetzänderung vorgenommen werden, damit der Digitalpakt Schule realisiert werden kann. Den Ländern ist hierbei besonders wichtig, dass sie die Entscheidungshoheit über ihr Bildungswesen behalten.

Insgesamt stellt der Bund über fünf Jahre 5 Milliarden Euro für den Digitalpakt Schule zur Verfügung, wobei 3,5 Milliarden davon bereits in dieser Legislaturperiode ausgezahlt werden. Zudem leisten die Länder einen Eigenanteil von 500 Millionen Euro, der zusätzlich zur Verfügung steht. Die Geldmittel gehen nicht an die einzelnen Schulen direkt, sondern an die Schulträger. Bei staatlichen Schulen sind das meist die Länder und bei privaten Schulen beispielsweise die Kirchen. Das aktuelle Ziel besteht darin, dass bis zum Ende diesen Jahres die ersten Geldmittel aus dem Digitalpakt ausgezahlt werden können.

Zu beachten ist, dass es sich beim Digitalpakt Schule um keine dauerhafte Förderung des Bundes handelt. Er ist vielmehr eine zeitlich begrenzte Förderung für einen bestimmten Zweck. Entsprechend sind für die Wartung und Pflege der Anlagen die Länder beziehungsweise die Schulen verantwortlich. Diese müssen sich darum kümmern, dass die Systeme auf dem neuesten Stand gehalten und bei Bedarf aktualisiert werden. Neben der Aktualität der Unterrichtsmaterialien geht es hierbei insbesondere um einen möglichst fehlerfreien Datenschutz.

Aufgaben für eine erfolgreiche Digitalisierung

Ausgehend vom Digitalpakt ergeben sich verschiedene Aufgaben, die deutsche Schulen erledigen müssen, damit die Digitalisierung des Bildungswesens hierzulande ein Erfolg wird. Die wichtigsten fünf Aufgaben stellen wir im Folgenden kurz vor:

  • Unterrichtskonzept entwickeln
    Wie Unternehmen in der Wirtschaft müssen auch Schulen ein klares Digitalkonzept entwickeln, um erfolgreich arbeiten zu können. Ohne ein solches Konzept sind alle Maßnahmen und Methoden willkürlich und chaotisch und es kommt zu Doppelungen und Widersprüchen für die Schülerinnen und Schüler. Die Arbeitsprozesse im Unterricht greifen dann nicht ineinander, sondern alles läuft irgendwie und unkoordiniert ab. Deswegen ist es wichtig, dass es sowohl ein schulinternes als auch ein allgemeingültiges Medienkonzept gibt. Der Bund muss ein Konzept vorgeben, an dem sich die Schulen orientieren müssen. Nur so ist sichergestellt, dass die gewünschten digitalen Kompetenzen und Inhalte vermittelt und thematisiert werden. Gleichzeitig muss jede Schule ein eigenes Digitalkonzept entwerfen und hierbei eigene Schwerpunkte setzen. Nur so sind die Individualität und Flexibilität gegeben, die im Umgang mit der Digitalisierung unverzichtbar sind.
  • Lehrerinnen und Lehrer ausbilden
    Der Digitalunterricht ist immer nur so gut wie die Lehrkraft, die ihn erteilt. Deswegen ist es extrem wichtig, die Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen von Fortbildungen und Schulungen im Umgang mit digitalen Medien auszubilden. Sie müssen etwaige Hemmungen abbauen und die Vorteile dieser Technologien für ihren eigenen Unterricht und für den Lernerfolg ihrer Schülerinnen und Schüler erkennen. Es ist essenziell, Lehrerinnen und Lehrer mit dieser großen Aufgabe nicht allein zu lassen, sondern ihnen alles notwendige Handwerkszeug an die Hand zu geben, um dieser großen Aufgabe gerecht zu werden.
  • Technische Voraussetzungen schaffen
    Die Digitalisierung setzt immer eine gewisse Infrastruktur voraus. So können digitale Inhalte an Schulen zum Beispiel nur dann genutzt werden, wenn genügend Computer und Tablets zur Verfügung stehen und die Schule über ein eigenes WLAN beziehungsweise Schulsystem verfügt. Deswegen müssen die Schulen sowohl finanziell als auch vom Fachwissen her in die Lage versetzt werden, geeignete Technologien zu vergleichen, auszuwählen und zu implementieren. Hierbei müssen neben den technischen Voraussetzungen und Möglichkeiten immer auch Fragen des Datenschutzes in den Blick genommen werden. Jede Schule muss die technischen Voraussetzungen schaffen, damit ihre Schülerinnen und Schüler digitale Medien nutzen und einen sinnvollen und verantwortungsbewussten Umgang damit erlernen können.
  • Individualisierung und Personalisierung
    Die gewählten Medien und das angestrebte Konzept sollten immer die Individualisierung und Personalisierung des Unterrichts zum Ziel haben. Es geht nicht darum, massentaugliche Gesamtlösungen zu finden, die jedem Schüler oder jeder Schülerin gerecht werden. Vielmehr sollen die Technologien und Inhalte in der Lage sein, sich an individuelle Lerngeschwindigkeiten anzupassen und sich auf die Lernweise und das Lerntempo der Kinder und Jugendlichen einzustellen. Deswegen wird es immer wieder nötig sein, die gefundenen Lösungen anzupassen oder zu ergänzen, um den individuellen Bedürfnissen einzelner Schülerinnen und Schüler gerecht werden zu können.
  • Optimierung des Systems
    Gerade zu Beginn treten bei so massiven Umwälzungen, wie sie die digitale Transformation mit sich bringt, und großen Systemveränderungen Fehler und Schwierigkeiten auf. Es ist sehr wichtig, dass die Schulen mit diesen Schwierigkeiten nicht allein gelassen werden, sondern möglichst viele Anlaufstellen haben, bei denen sie Hilfe bekommen. Es muss unbedingt vermieden werden, dass die Lehrkräfte oder die Schülerschaft demotiviert wird und negative Erfahrungen mit der Digitalisierung macht. Deswegen müssen Komplikationen schnellstmöglich aus der Welt geschafft werden, damit der Unterricht reibungslos und zur Zufriedenheit aller ablaufen kann.

Doch auch in einem voll funktionstüchtigen System müssen immer wieder Optimierungen und Anpassungen vorgenommen werden. Hierzu gehört zum Beispiel, Updates durchzuführen, neue Software auszuprobieren und den Datenschutz stets an den aktuellen Stand der Dinge anzupassen. Digitale Systeme sind immer im Wandel begriffen und müssen regelmäßig gewartet und angepasst werden. Es empfiehlt sich, hierfür eigens zuständige Personen zu benennen, die sich um das System und sein reibungsloses Funktionieren kümmern. Daher sollte jede Schule über eine eigene solche Person verfügen, die nicht zentral für mehrere oder gar alle Schulen zuständig ist.

Ein Masterplan und Qualität sind gefragt

In einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung spricht sich Schulleiter Wolfgang Schimpf für einen Masterplan zur Digitalisierung aus. Er hält es für bedenklich, dass alle einfach davon ausgehen, dass die Digitalisierung von Vorteil für die Menschheit sein wird und deswegen irgendwie drauflos digitalisieren. Er plädiert dafür, zunächst einmal ausführlich und faktenbasiert die Vorteile und Risiken zu definieren, die sich aus der Digitalisierung ergeben. Ausgehend hiervon könne dann ein Masterplan entwickelt werden, der sich ganz klaren Zielsetzungen und Wertmaßstäben verschreibt. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass nicht jede Schule ihr eigenes Süppchen kocht, sondern das konkrete Ziele bei der digitalen Transformation verfolgt werden.

Zu einem solchen Masterplan gehört Schimpf zufolge, dass es einheitliche Qualitätsstandards für Unterrichtsmaterialien und -konzepte gebe. Aktuell hätten die Lerninhalte und speziell die Lern-Apps eine sehr unterschiedliche Qualität und seien für den Unterricht entsprechend mehr oder weniger gut geeignet. Der geforderte Masterplan soll sicherstellen, dass die im Medienkompetenz-Unterricht verwendeten Materialien bestimmte Mindeststandards erfüllen und den Anforderungen des deutschen Bildungswesens gerecht werden. Lehrer, Schüler und Eltern sollen sich sicher sein können, dass die verwendeten Materialien exzellent sind und ein optimales Lernen, Arbeiten und Anwenden ermöglichen.

In diesem Zusammenhang spielt für Schimpf die Aufklärung eine große Rolle. Schulen müssen die Eltern, Schüler und Lehrer über die Chancen und Risiken der Digitalisierung ehrlich und voll umfänglich aufklären. Hierzu gehört unter anderem auch, das eigene Digitalkonzept transparent vorzustellen und anschaulich zu machen. So wissen alle Beteiligten, was sie erwartet, und können sich bewusst für oder gegen eine Schule oder eine bestimmte Art von Unterricht entscheiden. Es ist dann klar, wohin die Reise geht und welche Mittel zum Erreichen der Ziele genutzt werden. All das sind wichtige Voraussetzungen für einen Erfolg der Digitalisierung in Schule und Ausbildung.

Wie sieht der ideale Lernort in Zeiten der Digitalisierung aus?

Die Digitalisierung würde die Schule als Lernort extrem verändern. So würde beispielsweise die Notwendigkeit von Büchern und Heftern wegfallen. Informationen lassen sich in einer digitalisierten Welt ganz leicht über das Tablet oder Smartphone austauschen und Arbeitsblätter könnten in digitalisierter Form viel leichter bearbeitet und abgeheftet werden. Zettelwirtschaften und fehlende Bücher würden dann der Vergangenheit angehören. Die Schülerinnen und Schüler könnten die Arbeitsmaterialien viel leichter und sorgfältiger aufbewahren und mühelos mit diesen lernen. Ergänzend könnten im Unterricht immer wieder Schreibaufgaben gestellt werden, damit die Schülerinnen und Schüler das handschriftliche Schreiben erlernen und immer wieder trainieren. Nicht zuletzt wäre die Schultasche dann deutlich leichter, wodurch Rückenschmerzen und Fehlentwicklungen unwahrscheinlich würden.

Neben diesen digitalen Medien gibt es noch viele weitere Komponenten, die zu einer guten Schulausstattung gehören. So sind zum Beispiel Sportgeräte, Experimentierutensilien, Instrumente, Farbmalkästen und ein gut ausgestatteter Schulhof sehr wichtig. Denn digitale Medien sind ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens, aber eben nicht der einzige. Schülerinnen und Schüler müssen ebenfalls musikalische, künstlerische und sportliche Kompetenzen erwerben und hierbei sind vor allem motorische Fähigkeiten und Körperbeherrschung gefragt. Ein moderner Arbeitsplatz in der Schule geht auf all diese Aspekte ein und wird somit den Kindern und Jugendlichen als Ganzes gerecht. Die digitalen Medien und andere Unterrichtsausstattungen müssen hierbei als Werkzeug verstanden werden, mit denen die Lehrkräfte bestimmte Inhalte und Kompetenzen vermitteln, sie dürfen aber niemals zum Selbstzweck werden.

Zusammenfassung: Wie muss es mit der Digitalisierung der Schulen weitergehen?

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die digitale Transformation der Schulen gerade erst begonnen hat. Eine zentrale Aufgabe für die nahe Zukunft besteht darin (falls nicht schon geschehen), ein umfassendes Digitalkonzept für die eigene Schule zu entwickeln. Erst mit diesem lässt sich feststellen, welche Technologien und welche Ausstattung zur Erreichung der selbst gesetzten Ziele notwendig sind und wie viel Geld hierfür benötigt wird. Anschließend ist es wichtig, die notwendige Infrastruktur für die Digitalisierung zu schaffen, die Lehrerinnen und Lehrer umfassend auszubilden und die Schülerschaft und die Eltern über das Digitalkonzept der Schule zu informieren.

Für diese große Aufgabe ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und Staat notwendig. Die Schulen müssen ihren eigenen Weg in der Digitalisierung finden, brauchen hierbei aber die Unterstützung und die Expertise staatlicher Stellen. Ein Masterplan Digitalisierung tut Not, der allen Beteiligten bei der gezielten Umsetzung digitaler Strategien hilft. Außerdem muss die Schule als Lernort so eingerichtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler dort einfach und gern ihre digitalen Kompetenzen erweitern. All das ist ohne Weiteres umsetzbar, setzt aber den politischen Willen und das aktive Engagement der Schulen sowie deren Lehrerschaft, Eltern und Schülerinnen und Schüler voraus.

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