Digitalisierung an deutschen Schulen – 6. Stunde WhatsApp

Die Digitalisierung an deutschen Schulen nimmt kontinuierlich zu. Für Achim Fischer, Sprecher der Schulen in Neuss, sind hiermit diverse Vorteile, aber auch viele Risiken verbunden. Für ihn ist (Fort-)Bildung zu digitalen Themen das Erfolgsrezept, um eine sinnvolle digitale Transformation der Schulen zu erreichen. Dies betreffe Lehrer, Schüler und Eltern gleichermaßen. Vor allem der Umgang mit WhatsApp und sozialen Netzwerken spiele hierbei eine wichtige Rolle. Wir stellen Fischers zentrale Thesen vor, die er in einem Interview mit RP Online geäußert hat.

Inhalt

Fluch und Segen der Digitalisierung der Schulen

Laut Achim Fischer nimmt die Digitalisierung an Neusser Schulen immer konkretere Formen an. Das zeige sich beispielsweise an Lern-Apps, interaktiven Tafeln und Whiteboards. Für ihn ist es jedoch wichtig, dass der Einsatz digitaler Medien einer konkreten Strategie folge. So müssen sich die Schulen überlegen, welche Ziele sie mit digitalen Medien und dem Einsatz neuer Technologien verfolgten. Ein Einsatz um ihrer selbst Willen sei nicht sinnvoll, sondern die Digitalisierung müsse immer von Funktionalität geprägt sein.

Damit die Digitalisierung an den Schulen funktionieren könne, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Hierzu gehöre unter anderem eine umfassende und moderne Breitbandversorgung. Ebenso wichtig sei jedoch, das Kollegium mit den notwendigen Kompetenzen auszustatten, um die vorhandenen Technologien richtig einsetzen zu können. Denn nur wenn die Lehrerinnen und Lehrer wüssten, was sie mit den verschiedenen Hilfsmitteln anfangen können, könnten sie diese gezielt einsetzen.

(Fort-)Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg

Für Achim Fischer hat (Fort-)Bildung einen sehr hohen Wert. Das betrifft einerseits das Lehrerkollegium. Es genüge nicht, eine neue Technologie schulinternen vorzustellen, sondern deren Möglichkeiten und sinnvolle Einsatzgebiete müssen erlernt und kennengelernt werden. Deswegen sei es wichtig, den Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zu geben, an geeigneten Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen und sich mit den Chancen und Möglichkeiten, aber auch den Risiken der Digitalisierung auseinanderzusetzen.

Ebenso wichtig sei jedoch, die Schülerschaft und die Eltern aufzuklären und dafür zu sorgen, dass sie grundlegendes Wissen und spezielle Fähigkeiten zur Digitalisierung besitzen. So zeige beispielsweise die Erfahrung, dass noch während eine Klassenarbeit geschrieben wird, gelegentlich Anfragen der Eltern über soziale Netzwerke kommen, wie die Arbeit denn gelaufen sei. Das sei für den reibungslosen Ablauf des Schulalltags ebenso schädlich wie für den Umgang der Kinder mit den digitalen Medien. Hier könnte durch gezielte Aufklärungsmaßnahmen und Informationen sehr viel Gutes erreicht werden.

Der Umgang mit WhatsApp an Schulen

WhatsApp und andere soziale Medien haben die Kommunikation der Schülerschaft an deutschen Schulen deutlich verändert. So werde heutzutage nicht mehr abends telefoniert, um sich zu verabreden oder sich über den Schulalltag austauschen, sondern die Kommunikation erfolge rund um die Uhr. Hierbei verfolgen verschiedene Schulen jeweils andere Ansätze. Bei einigen könnten die Smartphones während der unterrichtsfreien Zeit und der Pausen genutzt werden. Andere Schulen verbieten die Nutzung von Smartphones komplett. Hier wäre es wichtig, sich abzusprechen, einen Erfahrungsaustausch voranzutreiben und eine gemeinsame, sinnvolle Strategie zu entwickeln.

Schülerinnen und Schüler sind in den sozialen Netzwerken und vor allem im Klassenchat sehr stark vernetzt. Das bringe einerseits Vorteile für den Austausch von Dokumenten und das Erledigen von Hausaufgaben, berge jedoch auch Risiken. Lehrer sollten sich aus solchen Gruppen weitestgehend heraushalten und weder darin Mitglied sein noch Informationen darüber verbreiten.

Mobbing und der Verlust der Privatsphäre

Mit sozialen Netzwerken gehen vielfältige Probleme wie Mobbing und der Verlust der Privatsphäre einher. Noch steht ein umfassendes und klar geregeltes Konzept aus, wie mit solchen Schwierigkeiten umzugehen ist. Fischer nennt ein Beispiel von einer Schülerin, die ein persönliches Bild an einen Mitschüler schickt, der das veröffentlicht und allen zugänglich macht. Das sei ein massiver Eingriff in die Privatsphäre und könne für die Schülerin ernste und gegebenenfalls gefährliche Konsequenzen mit sich bringen.

Er fordert daher, Schülerinnen und Schüler frühzeitig über die Chancen und Risiken der Digitalisierung aufzuklären und sie für das Thema zu sensibilisieren. Sie müssten sich darüber im Klaren sein, dass Privatsphäre in sozialen Netzwerken nur sehr schwer zu erreichen und einzuhalten sei. Was als privat gedacht ist, kann sehr schnell öffentlich und allen bekannt werden. Deswegen sollte nur das weitergegeben und hochgeladen werden, von dem man ertragen könnte, wenn es die ganze Welt zu Gesicht bekäme. Außerdem müssten hierbei Themen wie Persönlichkeitsrechte und Mobbing angesprochen werden. Je besser Schülerinnen und Schüler aufgeklärt seien und je mehr sie von der digitalen Welt und ihren Funktionsmechanismen verstünden, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Digitalisierung mehr Vor- als Nachteile für den Schulalltag bringt.

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