Software M&A 2025 – kein Deal ohne AI: Wie künstliche Intelligenz Fusionen und Übernahmen von Unternehmen umkrempelt

Software M&A 2025

Der Softwaremarkt erlebt 2025 eine fundamentale Neuausrichtung: Während Transaktionszahlen steigen, verschärfen sich gleichzeitig die Bewertungskriterien dramatisch. Künstliche Intelligenz entwickelt sich vom netten Extra zum harten Erfolgsfaktor bei Unternehmensverkäufen. M&A-Experte Klaus Wagner von ox8 Corporate Finance erklärt, warum traditionelle SaaS-Modelle unter Druck geraten und welche Strategien jetzt zum erfolgreichen Exit führen.

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Die Zeiten, in denen reine Wachstumskennzahlen für einen lukrativen Software-Exit ausreichten, sind endgültig vorbei. Was wir 2025 erleben, ist eine komplette Neudefinition dessen, was Käufer und Investoren bei Software M&A wirklich interessiert. Aktuelle Marktdaten zeigen: Im ersten Quartal 2025 wurden zwar 714 Software M&A-Transaktionen angekündigt – ein beachtlicher Anstieg von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch hinter diesen positiven Zahlen verbirgt sich eine knallharte Realität.

Klaus Wagner, Gründer und Managing Partner der Frankfurter Corporate-Finance-Boutique ox8, bringt es auf den Punkt:

„Die Hochkonjunktur im Transaktionsmarkt ist vorbei“

Klaus Wagner, ox8 Corporate Finance

Wagner begleitet seit über zwei Jahrzehnten Technologieunternehmen bei komplexen Finanzierungs- und Verkaufsprozessen. Seine Beobachtung: Käufer prüfen nicht mehr nur Umsatzzahlen, sondern stellen fundamentale Fragen zur Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle. Das betrifft besonders etablierte SaaS-Anbieter, die sich plötzlich gegen KI-native Konkurrenz behaupten müssen.

Marktdynamik zwischen Wachstum und Konsolidierung

Die aktuellen Software M&A-Zahlen erzählen eine widersprüchliche Geschichte. Einerseits verzeichnete das globale Software M&A-Volumen einen deutlichen Anstieg auf 1.145 Deals im ersten Quartal – das entspricht einem Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auch das Transaktionsvolumen kletterte auf beeindruckende 96 Milliarden US-Dollar.

Andererseits zeigt sich eine völlig veränderte Bewertungslogik. „Das klingt erstmal nach Boom, doch es ist ein anderer als noch vor zwei Jahren“, analysiert Klaus Wagner die Entwicklung. Investoren setzen wieder verstärkt auf die bewährte Rule of 40 – ein Indikator, der Wachstumsrate und Profitabilität ins Verhältnis setzt. Diese Kennzahl misst, ob ein Unternehmen nicht nur expandiert, sondern dabei auch wirtschaftlich nachhaltig agiert.

Besonders deutlich wird dieser Wandel bei den Dealzyklen: Verkaufsprozesse ziehen sich zunehmend in die Länge, Due-Diligence-Prüfungen werden intensiver und Bewertungen schwanken erheblich stärker als in den Vorjahren. Was Verkäufer früher mit einer guten Wachstumsstory verkaufen konnten, erfordert heute belastbare Zahlen und eine klare Zukunftsstrategie.

Die Auswirkungen sind bereits im Enterprise-SaaS-Segment spürbar: Hier erreichten die Venture Capital-finanzierten M&A-Deals im ersten Quartal einen Wert von 14,6 Milliarden US-Dollar, während Private Equity-geführte Transaktionen mit 73 Deals einen neuen Quartalsrekord markierten.

KI als Bewertungs-Game-Changer im Software M&A

Software M&A 2025Künstliche Intelligenz hat sich vom Marketingbegriff zum harten Bewertungsfaktor entwickelt. Was M&A-Experte Wagner in seinen Transaktionen beobachtet, bestätigen auch die aktuellen Markttrends: Generative KI und Large Language Models stellen etablierte Softwarelösungen massiv in Frage.

„Viele Investoren fragen sich, ob KI bestehende Software überflüssig oder weniger wettbewerbsfähig macht“

, erklärt Wagner.

Diese Unsicherheit manifestiert sich direkt in den Bewertungen. Während KI-native Plattformen Premium-Multiple erzielen, geraten traditionelle SaaS-Produkte unter Preisdruck.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bereits ein Fünftel aller Käufer und Investoren nutzt KI-gestützte Tools in ihren M&A-Prozessen. Bis 2027 planen weitere 50 Prozent die Integration intelligenter Systeme in ihre Due-Diligence-Verfahren.

Für Software-Unternehmen bedeutet das einen fundamentalen Paradigmenwechsel.

„Investoren prüfen verstärkt: Wie robust ist das Unternehmenskonzept gegenüber Disruption? Ist die Technologie skalierbar? Und wo steckt echte Kompetenz drin?“

, fasst Wagner die neuen Prüfkriterien zusammen.

Besonders betroffen sind ältere SaaS-Anbieter ohne KI-Integration. Sie sehen sich einem doppelten Druck ausgesetzt: Einerseits durch neue, KI-native Wettbewerber, andererseits durch skeptische Investoren, die die langfristige Überlebensfähigkeit traditioneller Modelle hinterfragen.

Tech-Giganten wie Meta, Salesforce und IBM investieren massiv in Cloud-Infrastrukturen und KI-Kompetenzen. Diese Entwicklung verstärkt den Konsolidierungsdruck im Markt: Kleine und mittlere SaaS-Anbieter müssen beweisen, dass sie technologisch mithalten können oder strategisch wertvoll genug sind, um übernommen zu werden.

Strategische Neuausrichtung für Käufer und Verkäufer

Die veränderten Marktbedingungen erfordern von allen Beteiligten ein grundlegendes Umdenken. Auf der Käuferseite zeigt sich eine deutlich selektivere Herangehensweise. Tech-Firmen mit skalierbarer Datenarchitektur und moderner Infrastruktur stehen im Fokus, während Unternehmen ohne klare KI-Strategie zunehmend außen vor bleiben.

„Obwohl die Käuferseite im Moment besonders selektiv ist, bietet der Markt Chancen“

, betont Managing Partner Wagner.

Besonders gefragt sind Unternehmen, die nicht nur technologisch optimal aufgestellt sind, sondern auch eine belastbare Grundlage für zukünftige Effizienzgewinne bieten.

Für Verkäufer bedeutet das eine komplette Neudefinition der Deal-Readiness. Es reicht nicht mehr aus, ein funktionierendes Produkt und positive Umsatzentwicklung vorweisen zu können. Käufer erwarten eine glaubwürdige Darstellung der KI-Integration und deren strategische Bedeutung für das zukünftige Geschäftsmodell.

„Es reicht nicht mehr, ein gutes Produkt zu haben. Käufer wollen sehen, wie das Unternehmen morgen funktioniert“

Klaus Wagner, ox8 Corporate Finance

Private Equity-Investoren passen ihre Strategien entsprechend an. Plattformmodelle, bei denen KI integraler Bestandteil von Produkt und Roadmap ist, werden zum neuen Investment-Standard. Unternehmen ohne überzeugenden technologischen Plan drohen hingegen den Anschluss zu verlieren.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den veränderten Due-Diligence-Prozessen wider. Neben den klassischen Finanz- und Rechtsprüfungen rücken technische Assessments in den Mittelpunkt. Investoren wollen verstehen, ob die vorhandene Infrastruktur KI-Anwendungen unterstützen kann und wie schnell neue Features integriert werden können.

Für mittelständische Software-Unternehmen ergibt sich daraus eine klare Handlungsempfehlung: Wer vorbereitet ist, kann zu fairen Konditionen verkaufen, anstatt aus der Not heraus agieren zu müssen.

Zukunftsaussichten und Handlungsempfehlungen

Die mittelfristige Marktentwicklung bleibt von Unsicherheiten geprägt. Klaus Wagner sieht den aktuellen Zustand als Übergangsphase:

„Kurzfristig könnte der Markt, mit vereinzelten Korrekturen, stabil bleiben.“

Die Hauptursache liegt in der allgemeinen Unsicherheit über die konkreten Auswirkungen von KI auf bestehende Geschäftsmodelle.

Diese Unsicherheit erschwert es Investoren, verlässliche Zukunftsprognosen zu treffen. Gleichzeitig zeichnen sich aber bereits klare Gewinner ab: Unternehmen mit einer kohärenten KI-Strategie und nachgewiesener Innovationskraft könnten schon bald erhebliche Wettbewerbsvorteile realisieren.

„Für eine Trendwende nach oben braucht es allerdings stabilere Kapitalmärkte, ein klares Verständnis davon, wie Software wirklich Mehrwert schafft und einen verstärkten Fokus auf Wachstum“

, prognostiziert der ox8-Gründer.

Die entscheidende Erkenntnis: KI ist nicht nur eine technologische Herausforderung, sondern ein strategischer Hebel für die gesamte Unternehmensentwicklung. Für Software-Firmen bedeutet das, dass ihre KI-Story greifbar, glaubwürdig und tief im Unternehmen verankert sein muss.

Deal-Readiness erfordert heute mehr als nur aufgeräumte Finanzen. Gefragt ist die authentische Darstellung eines zukunftsfähigen, datengetriebenen Konzepts, dem Investoren sofort Potenzial zutrauen können.

Konkrete Handlungsempfehlungen für Software-Unternehmen

  • KI-Roadmap entwickeln: Erstellen Sie eine klare, nachvollziehbare Strategie für die Integration von KI in Ihr Geschäftsmodell
  • Datenarchitektur optimieren: Sorgen Sie für saubere, strukturierte Daten als Grundlage für KI-Anwendungen
  • Rule of 40 im Blick behalten: Balancieren Sie Wachstum und Profitabilität für nachhaltige Bewertungen
  • Technische Differenzierung schaffen: Entwickeln Sie echte Wettbewerbsvorteile jenseits von Standard-Features
  • Due-Diligence-Vorbereitung: Dokumentieren Sie Ihre technologischen Kompetenzen transparent und nachprüfbar

Der richtige Zeitpunkt für den Exit

Wagner sieht durchaus Chancen für gut positionierte Unternehmen: „Wer jetzt gezielt auf KI-resiliente Geschäftsmodelle setzt, kann sich entscheidende Wettbewerbsvorteile sichern“. Die kommende Bewertungswelle wird Unternehmen belohnen, die heute die richtigen Weichen stellen.

Erfolgreich werden diejenigen sein, die KI nicht als Add-on betrachten, sondern als integralen Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie verstehen. Das erfordert Investitionen in Technologie, Personal und vor allem in eine kohärente Vision für die Zukunft des eigenen Geschäftsmodells.

Wie Klaus Wagner abschließend betont:

„Wer diese Weichen richtig stellt, der sichert sich in der kommenden Bewertungswelle gute Chancen zur Neupositionierung“.

Der Software M&A-Markt 2025 belohnt Substanz, Strategie und vor allem den Mut zur technologischen Transformation.

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