Zahlungsprozesse: Amazon Payments vs. Paypal

Wohl kaum jemand, der sich regelmäßig im Internet bewegt und auch online bestellt wird ein Paypal-Konto nicht sein eigen nennen. Die Vorteile sind (fast) jedem bekannt. Die Zahlung per Amazon Payments oder Paypal ist praktisch und vermeidet ggf. trotz einer möglichen Zahlung auf Rechnung den nachträglichen Weg eine Überweisung per Online-Banking durchführen zu müssen. Die Kosten für die Abwicklung zahlt überlichweise der Händler.

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Für den Online-Händler fallen bei Shop-Bestellungen im Normalfall bei beiden Dienstleistern derzeit 0,35 Euro pauschale Gebühren + 1,9% vom Warenkorbwert an. Dies ist durchaus überschaubar und gängige Praxis.

Der Zahlungsprozess für den Kunden im Online-Shop ist bei beiden Zahlungsweisen nahezu identisch. Doch für den Händler ergeben sich in nachgelagerten Prozessen deutliche Unterschiede in der Abrechnung und der buchhalterischen Abwicklung, die nicht unerheblich sind und unbedingt berücksichtigt werden sollten.

Die Akzeptanz der Kunden entscheidet über die Paymentanbieter

Die Verbreitung für das Bezahlen über Paypal in Online-Shops kann man bei mehr als 30% aller Käufe vorab als durchschlagenden Erfolg verzeichnen. Aus eigener Erfahrung liegt der Wert bei Endverbrauchern, aber auch bei B2B-Kunden oft deutlich höher.

Seit geraumer Zeit tritt Amazon mit seinem Service „Amazon Payments“ ebenfalls sehr ähnlich in die Fussstapfen von Paypal.  Nahezu identische Kosten bei den Gebühren lassen vermuten, dass sich der Big Player im E-Commerce nicht das Wasser abgraben lassen möchte und seine Services außerhalb der eigenen Plattform ausweitet.

Für den Amazon Kunden – der ohnehin regelmäßig von Windeln bis MP3-Player – seinen täglichen Bedarf an Konsum- und Verbrauchsgütern über Amazon befriedigt, kann dies nur recht sein. Denn damit hat er eine noch größere Auswahl zu entscheiden, welche seiner bevorzugten Zahlungsbedingung er verwenden möchte.

Er ist somit nicht unbedingt darauf angewiesen über Amazon direkt zu kaufen, wenn er die gleichen Daten auch in normalen Online-Shops verwenden kann. Der Vorteil ist insbesondere für den Kunden, dass er keine weiteren Konten anlegen muss und gleich alle seine Daten für die Shopbestellung vorhanden sind, ohne das er sich neu registrieren muss. Die Abrechnung erfolgt über Amazon Payments als „Mittelsmann“. Der Kunde erhält seine Waren, der Händler sein Geld.

So weit, so gut.

Amazon Payments Registrierung mit hohen Hürden aber gutem Service

Üblicherweise findet man Paypal als Zahlungsbedingung bereits in jedem gut sortierten Online-Shop. Amazon Payments ist da noch eher die Ausnahme, denn die Registrierung bei Amazon für ein Verkäuferkonto gestaltet sich in der Praxis teilweise schwierig.

So sind neben dem Personalausweis des oder der Geschäftsführer/s viele weitere Angaben erforderlich. Vom Handelsregisterauszug – welcher nicht älter als 90 Tage sein darf – bis zu weiteren Nachweisen wie der Telefonrechnung werden zahlreiche Informationen eingefordert. Ebenfalls müssen alle Ansprechpartner und Mitarbeiter, die die Prozesse in Amazon Payments verwalten sprichwörtlich „die Hosen ausziehen“ und viele Angaben machen. Argumentiert wird seitens Amazon hierbei u.a. mit dem Geldwäschegesetz. Grundsätzlich sind die erforderlichen Angaben durchaus nachvollziehbar, können aber einen hohen Frustfaktor haben, wenn die Registrierung deutlich länger benötigt als erwartet.

Der Registrierungsprozess ist relativ unkomfortabel und erfordert ein Höchstmaß an Konzentration und Genauigkeit. Nur ein kleiner Fehler in den Angaben der Daten führt zur sofortigen Rückfrage und Verzögerung der Registrierung.

Die Usability lässt hierbei deutlich zu wünschen übrig. Dies ist auch Amazon bekannt. Man arbeitet dran…

Zu Gute halten muss man dem Online-Riesen jedoch, dass die vertriebliche und technische Betreuung vorbildlich ist. Direkte persönliche Ansprechpartner und eine gute Erreichbarkeit trösten über den erheblichen Aufwand weg.

Amazon Payment ist ein deutlicher Umsatzbringer

Zu Beginn war ich selbst skeptisch. Wird Amazon Payments wirklich ein so viel mehr Umsatz und Conversion bringen oder reicht Paypal nicht bereits aus? Aus meiner persönlichen Praxis wurde ich bzgl. der Bedenken positiv überrascht. Bereits nach wenigen Tagen trudelten regelmäßig parallel zu Paypal die ersten Bestellungen mit Amazon Payments ein und ordneten sich ebenfalls wie Paypal bei ca. 40% an vorderster Stelle der bevorzugten Zahlungsbedingungen ein.

Sicher werden hierbei einige Besteller, welche sonst über Paypal bestellt hätten, auf Amazon Payments gewechselt haben. Dennoch ist das Anbieten der zusätzlichen Zahlungsbedingung ein Erfolg. So gibt es keinen Unterschied bei kleineren Shops zwischen den Gebühren von Paypal und Amazon Payments. Jedoch sollte man die Umsätze im Auge behalten, da beide Zahlungsdienstleister ab gewissen Umsatzgrößen geringere Gebühren einräumen. Durch das zusätzliche Anbieten von Amazon Payments kann es deshalb zu einer Kanibalisierung der Umsätze bei Paypal kommen und die ggf. eingeräumten günstigeren Gebühren bei Paypal aushebeln.

Ab 5.001,- Euro räumt Paypal eine Gebühr von 1,7% zzgl. der Transaktionsgebühr von 0,35 Euro ein.

Dennoch sollte man sich die Nutzung von Amazon Payments überlegen, da das mehr an conversion und der Auswahl zwischen den beiden gerne angenommenen Zahlungsweisen die verringerten Gebühren langfristig aufhebt. Der Nutzen sollte hier also eher auf der höheren Akzeptanz als auf dem Kostenfaktor der Gebühren liegen.

Auch ist nicht ausgeschlossen, dass es Kunden gibt die gar kein Paypal nutzen und in jedem Fall eher Amazon Payments bevorzugen würden. Diese müssen somit nicht mehr außen vor bleiben, wie der vorliegende Fall einer realen Customer Journey beschreibt:

Zahlungsbruch ist Kaufabbruch

Ein Beispiel aus der Praxis gefällig? Gerne!

Nehmen wir an, ein Unternehmen bucht Amazon Product Ads bei Amazon. Der Kunde ist auf Amazon und findet das passende Produkt. Über einen Klick gelangt er direkt auf die Produktdetailseite des Anbieters des „Product Ad“. Er legt den Artikel in den Warenkorb und… ja und hat keine Möglichkeit in seiner noch aktiven Amazon-Customer-Journey per Amazon Payments zu bezahlen. Ein klassischer – aber nicht notwendiger Kaufabbruch ist quasi vorprogrammiert, falls er sich nicht für eine andere Zahlungsweise entscheidet.

So ist es für den Shopbetreiber wichtig nicht nur die eine Seite der Medaille zu betrachten (in diesem Fall die Product Ads), sondern sich auch der ihm nicht direkt bekannten Auswirkungen bewusst zu sein.

Denn eine Kunde der z.B. über Amazon Product Ads auf eine Shopseite gelangt, wird sich schwerlich mit einer nun ganz anderen Zahlungsbedingung als der ihm aus Amazon bekannten Auswahl zufrieden geben.

Warum ich dies weiß? Ich hatte die Kundin direkt wegen einer konkreten Frage zu Ihrer Bestellung angerufen und den Sachverhalt in der geschilderten Art und Weise erfahren.

Sie hatte den Kauf abgebrochen, weil ihr nach dem Wechsel von den Amazon Product Ad in einen ihr bisher fremden Shop Amazon Payments als Zahlungsbedingung schlicht nicht angeboten wurde.

Was ändert sich für den Händler?

Zunächst einmal erreicht der Händler mit beiden Zahlungsweisen eine höhere Akzeptanz und Conversion. Wichtig sind für ihn eher die nachgelagerten Prozesse. Wie erfolgt z.B. die Zahlungsabwicklung? Diese unterscheiden sich zwischen Paypal und Amazon Payments deutlich.

Gutschriften von Amazon Payments und Paypal auf das Händler-Konto

Machen wir uns nichts vor. Paypal und Amazon haben eine lukrative Einnahmequelle gefunden die eigene Akzeptanz und Vertrauenspositionen so weit höher über dem Online-Shop anzusiedeln, dass deren Zahlungsmodalität in den meisten Fällen bevorzugt wird. Ein einträgliches Geschäft.

Für den Händler ergeben sich jedoch folgende Unterschiede:

Bei Paypal entscheidet der Händler den Gutschriften-Prozess

Zahlungen bei Paypal werden dem eigenen Paypal-Konto gutgeschrieben. Hier hat der Händler dann die freie Wahl wann er das Guthaben auf das eigene Bankkonto übertragen möchte. Dies kann täglich, wöchentlich oder monatlich geschehen, ganz wie man möchte.

Zudem bietet Paypal über die Kontoauszüge und Berichte – welche sich als CSV oder PDF generieren lassen – eine sehr übersichtliche Möglichkeit die Zahlungen in der Buchhaltung den rechnungen zuzuweisen.

Nach meiner Erfahrung macht die monatliche Abrechnung vom Anfang bis zum Ende des Vormonats am meisten Sinn, da sich damit der Aufwand auf ein Minimum reduzieren lässt, sofern man nicht innerhalb des Monats aus anderen Gründen auf die Übertragung des Guthabens angewiesen ist.

Dies ermöglicht dem Händler das Guthaben und die Abrechnung „in einem Rutsch“ am Beginn des Folgemonats abzuarbeiten.

Bei Amazon Payments muss sich der Händler dem Prozess fügen

Im Unterschied zu Paypal geht Amazon Payments einen ganz anderen Weg und gibt den Händler-Prozess vor. Statt dem Händler den Zeitpunkt der Übertragung des Guthabens zu überlassen erfolgt seitens Amazon täglich die Übertragung des Guthabens auf das eigene Bankkonto, was auf den ersten Blick auch nicht so schlecht ist, da man sich nicht selbst um die Übertragung kümmern muss.

Das Reporting bzw. der Kontoauszug wird hierbei gleichermaßen tageweise zur Verfügung gestellt. Eine Möglichkeit die Buchungen kummuliert über einen definierten Zeitraum erstellen zu lassen ist jedoch nicht möglich. Zudem werden die Tagesberichte nur als CSV bereitgestellt und erfordern dadurch für ungeübte Nutzer einen deutlich höheren Aufwand, um Buchungen mit den Bestellungen buchhalterisch zu bearbeiten.

Es ist seitens Amazon zwar angedacht, denn Prozess ebenfalls individuell durch den Händler auszulösen zu lassen und das Reporting für nachgelagerte Prozesse zu verbessern. Wann dies jedoch sein wird ist dem Vertrieb von Amazon in München bisher noch nicht bekannt.

Zweigleisige buchhalterische Prozesse

Dies führt dazu, dass die Buchung der Bestellungen je nach Unternehmen für den Händler zwei verschiedene Vorgehensweisen erforderlich machen. Je nachdem ob die Finanzbuchhaltung selbst In-House erfolgt oder an einen externen Buchhalter/Steuerberater abgegeben wird, müssen diese möglichst strukturiert z.B. für den Import in DATEV zur Verfügung stehen. Aber auch bei einer manuellen Buchhaltung wäre es wünschenswert einen möglichst einheitlichen Prozess nutzen zu können.

Durch die automatisierte Bereitstellung und Gutschrift der Transaktionen bei Amazon Payments welche nicht selbst beeinflusst werden können ergibt sich dadurch ggf. ein höherer Aufwand in der Vorbereitung der Daten.

Fazit im Vergleich PayPal und Amazon Payments

Payment Anbieter Übersicht.Die Prozesse in der Abwicklung der Zahlungsmodalitäten und damit verbundenen Gutschriften auf dem Konto des Händlers unterscheiden sich zwischen Paypal und Amazon Payments mitunter also so gravierend, dass Sie für den Online-Shop Händler eine echte Herausforderung sein können.

Der Schwerpunkt liegt bei den Zahlungsdienstleistern in der Zahlungsabwicklung für den Kunden. Nachgelagerte Prozesse außerhalb des E-Commerce-Tellerrandes finden jedoch kaum und nur eingeschränkt Beachtung.

Dennoch stellt die Bereitstellung beider Zahlungsweisen eine echte Bereicherung für jeden Online-Shop dar. Sofern man sich den unterschiedlichen Prozessen als Händler bewusst ist und diese buchhalterisch und ggf. in einem angebundenen Warenwirtschaftssystem möglichst automatisiert abbilden kann, ist es auch ein Mehrwert für den Händler.

Ansonsten läuft man Gefahr, dass die manuellen Nachbearbeitungen den Mehrwert und die Optimierung der Prozesse wieder auffressen.

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