Der Branchenverband Bitkom warnt immer wieder vor der Digitalisierung. So könnte in den kommenden Jahren jeder zehnte Arbeitsplatz durch diese technische Revolution vernichtet werden. Demgegenüber steht die Vermutung, dass die Digitalisierung neue Arbeitsplätze schaffen und unsere Art zu arbeiten komplett revolutionieren könnte. Die Politik scheint von dem Thema maßlos überfordert zu sein. Fest steht aber: Die Digitalisierung lässt sich nur mit der richtigen Einstellung meistern.
Für viele Menschen ist die Digitalisierung noch zu abstrakt, um klare Aussagen darüber treffen zu können. Das gilt für den breiten gesellschaftlichen Diskurs ebenso wie für die Politikelite und viele Unternehmensführungen. Deswegen fehlt es an allen Ecken und Enden an belastbaren Informationen zum Thema und an Konzepten, wie mit der neuen technischen Entwicklung umzugehen ist. Aktuell stehen sich zwei große Lager gegenüber, die die Digitalisierung einerseits als Gefahr und andererseits als große Chance sehen.
Der Branchenverband Bitkom warnt davor, dass die Digitalisierung ein echter Jobkiller sein wird. Es sei davon auszugehen, dass rund 3,4 Millionen Arbeitsplätze (das entspräche 10 % aller deutschen Arbeitsplätze überhaupt) in den kommenden Jahren wegfallen könnten. „25 Prozent der Unternehmen ab 20 Mitarbeitern sehen ihre Existenz durch die Digitalisierung nämlich bedroht“, schreibt der Bitkom. Dies sei in der Kommunikationstechnik bereits geschehen, wo innerhalb der letzten 20 Jahre rund 90 % der Jobs verloren gegangen sind. Waren es Mitte der 90er Jahre noch 200.000 Stellen, so sind es heute noch 20.000. Eine ähnliche Entwicklung sagt Bitkom der Banken-, Versicherungs- und Pharmabranche voraus. Zudem könnten innerhalb der nächsten 20 Jahre beispielsweise 3D-Drucker Berufe wie Zahntechniker und Algorithmen den Steuerberater ersetzen.
Demgegenüber argumentieren die Befürworter der Digitalisierung, dass wir uns inmitten einer technischen Revolution befänden, wie sie die Menschheit schon ein paar Mal durchgemacht hätte. Noch nie habe ein Wandel in der Arbeitswelt zu einem kompletten Arbeitsverlust der Menschen geführt. Stattdessen hätten sich neue Berufsbilder entwickelt und die Menschen hätten sich neue Beschäftigungen gesucht. Zwar könne man in Bezug auf die Digitalisierung noch nicht sagen, wie viele Arbeitsplätze genau sie schaffen werde, dass sie zum Jobmotor würde, sein aber unbestritten. Vor allem im IT-Bereich, bei der Wartung und bei der Koordination der Technik sei viel zu erwarten.
Die GroKo-Verhandlungen legen den Schluss nahe, dass die Politik die aktuellen Entwicklungen und das Thema Digitalisierung komplett verschläft. So gibt es im möglichen Koalitionsvertrag gerade einmal einen kleinen Passus darüber, dass das flächendeckende Breitbandinternet ausgebaut werden soll. Zudem gibt es Überlegungen, dem Verkehrsministerium zusätzliche Kompetenzen zukommen zu lassen und es zum Ministerium für Verkehr und Digitalisierung zu machen. Ansonsten scheint es den Koalitionären aber vor allem darum zu gehen, die momentan günstige Wirtschaftslage Deutschlands auszunutzen und Geschenke an die eigenen Wählergruppen zu machen, statt dafür zu sorgen, dass es Deutschland auch in 20 Jahren noch so blendend geht wie heute.
Aufgrund der blutleeren Koalitionsverhandlungen fordern viele Menschen eine Verjüngung der Politik. Frankreich mit Emmanuel Macron und Österreich mit Sebastian Kurz machten es doch vor, dass auch Menschen mit Visionen und modernen Ideen eine Chance in der Politik hätten. Deutschland hätte stattdessen stark in die Jahre gekommene Politiker an der Spitze der Parteien. Bitkom-Präsident Achim Berg sieht das anders. Für ihn ist die Digitalisierung keine Frage des Alters, sondern der Einstellung. Es sind eben nicht nur die digital natives, die moderne Ideen und Lösungsansätze entwickeln, sondern Menschen aller Generationen sind von der Digitalisierung betroffen und interessieren sich für sie. Diese Grundsituation gilt es auszunutzen und auszubauen, um aus dem Schreckgespenst Digitalisierung eine echte Chance für den deutschen Arbeitsmarkt zu machen.
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