Rekordgewinne bei Amazon – Strategiewechsel beim Onlineriesen

Bisher steckte Amazon nahezu jeden verdienten Euro und Dollar ins Wachstum des Marktplatzes und des Unternehmens. Im zurückliegenden Quartal wurden jedoch Rekordgewinne eingefahren. Diese gehen zum einen auf das Cloud-Geschäft und zum anderen auf einen radikalen Strategiewechsel des Onlinegiganten zurück. Offensichtlich hat Amazon mit seinem Konzept eine Marktdominanz erreicht, die eine Verlangsamung des Wachstums erlaubt, meint t3n-Redakteur Jochen G. Fuchs nach seiner Analyse. Diese Tatsache hat weitreichende Konsequenzen für alle Onlinehändler weltweit.

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Aktuelle Umsätze und Gewinne von Amazon

Im zurückliegenden Quartal hat Amazon gigantische Umsätze gemacht. Während die Cloud-Sparte beispielsweise 2,9 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete, sind es in der Handelssparte ganze 30,4 Milliarden US-Dollar. Allerdings bringt das Cloud-Geschäft dem Unternehmen 702 Millionen US-Dollar Gewinn ein, während der Handel lediglich 567 Millionen US-Dollar abwirft.

Hierbei ist bemerkenswert, dass in den USA 702 Millionen US-Dollar durch die Handelssparte erwirtschaftet werden, während der weltweite Handel von Amazon immer noch 135 Millionen US-Dollar Verlust bringt. Die Gewinne der Handelssparte sind somit deutlich interessanter, als der von Experten ohnehin erwartete hohe Gewinn der Cloud-Sparte, weil er einen deutlichen Strategiewechsel von Amazon anzeigt.

Es gibt kein Zurück: Amazon vollzieht einen klaren Strategiewechsel

Die Strategie von Amazon setzt im Grunde auf einen Kreislauf, der aus vier Teilkomponenten besteht. So will das Unternehmen ein möglichst großes Angebot bereitstellen, was zu einem möglichst angenehmen Einkaufserlebnis für die Kunden führt. Das wiederum erhöht die Konversionsrate von Amazon.

Hierdurch fühlen sich noch mehr Händler dazu animiert, über Amazon zu verkaufen, was wiederum zu einem noch größeren Angebot führt. Das so erwirtschaftete Geld wird dann in Wachstum investiert. Gleichzeitig werden die Kosten des Unternehmens kontinuierlich heruntergefahren werden, um möglichst niedrige Preise anbieten zu können. Das wiederum wirkt sich positiv auf das Einkaufserlebnis der Kunden aus.

Diese Strategie scheint Amazon jetzt aber zu verlassen. Denn wie das Beispiel Nordamerika zeigt, wird das erwirtschaftete Geld nicht mehr in neues Wachstum investiert, sondern als Gewinn eingefahren. Das ergibt aber nur dann Sinn, wenn Amazon eine Marktdominanz erreicht hat, von der aus es kein Zurück mehr gibt. Nur wenn Amazon keinen Rückfall in alte Zeiten und einen Verlust von Marktanteilen an die Konkurrenz fürchten muss, ist es sinnvoll, weniger Geld in Wachstum zu investieren und sich mehr Gewinne zu gönnen. In den USA scheint dieser Punkt bereits erreicht zu sein. Im Internationalen Geschäft wird hingegen noch stärker investiert. Doch auch hier wird Amazon in den kommenden Jahren bald so mächtig sein, dass das Wachstum verlangsamt und mehr Gewinn gemacht werden kann.

Onlinehändler sind in der Zukunft auf eine Amazon-Strategie angewiesen

Für Onlinehändler hat dieser Strategiewechsel von Amazon handfeste Konsequenzen. Denn die Marktdominanz, die aus dieser neuen Ausrichtung des Konzerns deutlich wird, zwingt Onlinehändler weltweit dazu, sich mit Amazon auseinanderzusetzen. Es gibt kaum noch Möglichkeiten, fernab des Onlineriesen im Onlinegeschäft erfolgreich zu sein. Aus diesem Grund sollte sich jedes Unternehmen im E-Commerce eine Amazon-Strategie überlegen. Nur wer auf dem Marktplatz präsent ist, hat auf lange Sicht gesehen eine Chance, gegen Wettbewerber zu bestehen und im Handel erfolgreich zu sein. Dass diese Tatsache dazu führen wird, dass sich Amazons Marktanteile noch weiter erhöhen und die Macht des Konzerns weiter steigern wird, zeigt die Genialität und den Erfolg des oben beschriebenen Kreislaufs.

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