Seit Jahren erschleichen sich Betrüger mit Fake Shops Geld von Amazon Nutzern. Der Onlineriese hatte also alle Zeit der Welt, um geeignete Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Doch selbst, wenn Nutzer Amazon auf Fake Shops hinweisen, dauert es teilweise recht lange, bis diese tatsächlich gesperrt und entfernt werden. Amazon beruft sich auf die bereits ergriffenen Maßnahmen und sieht Händler und Kunden ausreichend geschützt.
Betrüger nutzen Phishing-Mails, um an die Nutzerdaten von Amazon-Händlern zu gelangen. Sobald sie diese haben, stellen sie in deren Namen Fake Shops bei Amazon online. Über diese machen sie dann besonders günstige Angebote, um potenzielle Käufer anzulocken. In der Angebotsbeschreibung vermerken sie jedoch, dass interessierte Käufer sich vor der Bestellung zunächst per E-Mail mit ihnen in Verbindung setzen sollen.
Auf diesem Weg bringen sie die ahnungslosen Kunden dazu, eine Bezahlung außerhalb des Amazon-Bezahlsystems vorzunehmen. Ein Versand der Ware findet nicht statt und da die Betrüger meist im Ausland sitzen, ist es nahezu unmöglich, das Geld zurückzubekommen. Eine Razzia in Rumänien hat zu zahlreichen Festnahmen von Fake Shop Betreibern geführt, das Problem konnte damit aber nicht gelöst werden.
Ein Leser von Heise Online hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fake Shops bei Amazon zu erkennen und dem Konzern zu melden. Zu diesem Zweck hat er eine eigene Software zum Aufspüren von Fake Shops entwickelt. Er selbst ist nämlich der Meinung, dass Amazon in Bezug auf dieses Problem die Kontrolle komplett verloren habe. Seinen Erfahrungen zufolge, sind täglich etwa 12 Fake Shops täglich online. In der Spitze waren es sogar 17 Shops an einem Tag, die er Amazon gemeldet habe. In drei aufeinander folgenden Wochen habe er 200 Fake Shops entdeckt und an Amazon gemeldet.
Dass diese nur auf Nachfrage handeln und nicht proaktiv gegen Betrüger vorgehen, könne er nicht verstehen. Immerhin würden die Betrüger 60.000 bis 200.000 gefälschte Artikel hochladen, die einen Durchschnittswert von 500 Euro hätten. Somit stünden in jedem gehackten Shop Waren im Wert von etwa 40 Millionen Euro bereit. Alle Fake Shops, die täglich betrieben werden, haben demzufolge gefälschte Produktangebote mit einem Wert von 500 Millionen Euro. Hinzu kommt, dass sich die Billigangebote der Betrüger negativ auf die Preispolitik bei Amazon auswirken. Immer mehr Händler sehen sich einer (teilweise gar nicht existenten) Konkurrenz gegenüber und müssen ihre Preise immer weiter senken, um mit dieser mithalten zu können.
Amazon hätte durchaus Möglichkeiten, Betrügern ihr Handwerk zu erschweren oder sogar unmöglich zu machen. Zum Beispiel könnte das Unternehmen Warnungen an Händler herausschicken, wenn sich jemand von einem neuen Standort aus in deren Profile und Shops einloggt. Ebenso wäre es möglich, die Nutzer an prominenter Stelle vor diesem Vorgehen zu warnen. Dies sollte zumindest auf der Startseite, besser noch auf allen Produktseiten erfolgen. Amazon selbst sieht sich, seine Händler und deren Kunden aber ausreichend geschützt.
Der Konzern weist darauf hin, dass er allen Kunden ausdrücklich empfiehlt, Bezahlungen ausschließlich über das Amazon-Bezahlsystem vorzunehmen. Außerdem würden Fake Shops, sobald sie gemeldet würden, direkt gelöscht. Ein proaktives Vorgehen sei aber nicht notwendig. Immerhin würde die A-Z-Garantie die Kunden zuverlässig schützen. Ob Amazon den Aufwand scheut oder tatsächlich keine Gefahr für seine Kunden und sein Image sieht, ist unklar. Fest steht aber, dass die Fake-Shops seit 2013 florieren.
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