Das Ende des Bargelds ist nah – Wie werden wir nach Covid-19 einkaufen – und welchen Beitrag leisten dafür Firmenkreditkarten?

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Malte Rau ist CEO und Co-Gründer des Berliner Fintechs pliant. Seit über zehn Jahren arbeitet er im Fintech- und Bankenbereich mit Stationen bei KPMG, der Kreditkartenplattform auxmoney und Rocket Internet. Sein Anspruch ist es, mit pliant die digitale Kreditkartenlösung für maximale Flexibilität und Ersparnis an Unternehmen zu bringen.
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Haben Scheine und Münzen in Deutschland bald ausgedient? Selbst im Land der notorischen Bargeldliebhaber? So zumindest legen es Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der Universität Regensburg für das Digital Commerce Research Network nahe. Nutzten vor Corona über die Hälfte aller Konsumenten Bargeld, sind es heute nur 39 Prozent. Das ist immer noch viel und mehr als in anderen Ländern. Die Tendenz allerdings scheint klar: Bargeld befindet sich auch hierzulande auf Talfahrt.

Besonders stark greift naturgemäß die jüngere Generation auf Karten und digitale Zahlungsmethoden zurück. Nicht einmal jeder Dritte der Befragten im Alter zwischen 18 und 29 Jahren kann sich langfristig vorstellen, analoge Bezahlmethoden zu nutzen. Da diese Altersgruppe zunehmend das Wirtschaftsleben dominiert – und die nachwachsende Generation Zahlungen noch „bargeldloser“ handhaben werden –, dürften also elektronische Payment-Lösungen auch bei uns auf dem Siegeszug sein. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Die Zahlen von ibi Research der Uni Regensburg zeigen die Girocard als großen Corona-Gewinner. Haben im stationären Einzelhandel vor Corona 54 Prozent mit Bargeld, 33 Prozent mit der Girocard und 10 Prozent mit der Kreditkarte bezahlt, fällt das Bild heute anders aus: 39 Prozent Bargeld, 40 Girocard und 15 Prozent Kreditkarte. Erstaunlich wenig Leute nutzen eine Kreditkarte – besonders im internationalen Vergleich. Dies liegt vor allem an der hiesigen Dominanz der Girocard, die beim Bezahlvorgang genauso funktioniert wie eine Kreditkarte (nur eben von der Bank anders abgerechnet wird.) Selbst bei den 18- bis 29-Jährigen erhöht sich die Zahl der Nutzer nur leicht auf 18 Prozent.

Paypal ist absoluter Favorit

Immerhin 53 Prozent der 1.014 Befragten zücken beim Bezahlen im Internet eine Kreditkarte; allerdings nur generell, nicht permanent. Ihr Anteil bezogen auf die Anzahl der Bezahlvorgänge fällt wesentlich geringer aus. Beliebter sind: mit riesigem Abstand Paypal, dann Rechnung und Lastschrift. Hier hat die starke Kundenauthentifizierung seit März 2021 beim Online-Bezahlen mit der Kreditkarte ab 30 Euro für einen ordentlichen Dämpfer gesorgt und die Verbreitung dieser Bezahlart massiv begrenzt. Mehr als ein Fünftel der Umfrageteilnehmer betonte gar, seitdem seltener oder gar nicht mehr mit der Kreditkarte online seine Rechnung zu begleichen. Als hätte Paypal an der Vorschrift mitgeschrieben, hat also ein höherer Sicherheitsstandard unterm Strich die Nutzung von Kreditkarten gedeckelt – auch wenn einige, nämlich zwölf Prozent, den Sicherheitseffekt gerade als Grund herausstellen, sie nun häufiger zu nutzen.

Schwachstellen bei Kreditkarten beseitigen

Die Zahlen kommen wenig überraschend. Es gibt noch zu viele Schwachstellen, die moderne Zahlungsmethoden für Verbraucher unattraktiv machen. Meiner Meinung nach schreckt eine hohe Zahl an Konsumenten vor digitalen Bezahlmöglichkeiten zurück, da diese viel zu unflexibel sind – oder als unflexibel gelten. Das sorgt in der Anwendung für Frustration und Abneigung.

Besonders in der Arbeitswelt sind diese Blockaden zu erkennen. Bei Firmenkreditkarten müssen etwa stets die Geschäftsführer mit ins Boot geholt werden. Auch bestehen oft viel zu geringe Ausgabenlimits, die nur umständlich heraufgesetzt oder erneuert werden können. Das ist immer wieder ein Vorgang. Dann funktionieren manche Konzepte nur mit einem bestimmten IT-System oder einer einzelnen Bank. Solche Lösungen schrecken ab.

Virtuelle Firmenkreditkarten als Booster

Wie wiederum Firmenkreditkarten zum Katalysator für kommerzielle Kartenausgaben werden können, hat im vergangenen Sommer das britische Beratungsunternehmen RBR herausgearbeitet – und zwar am Beispiel von virtuellen Karten. RBR zufolge erschließen sich aus diesem Kartentyp „ungenutzte Potenziale“, und zwar dank der „zusätzlichen Sicherheit, Kontrolle und Effizienz“. Das Unternehmen hat dazu Märkte in 19 Ländern untersucht. Kernbotschaft der Studie „Commercial Cards in Europe 2021“: Im Untersuchungszeitraum 2019 wurden knapp 43 Milliarden Euro auf Basis virtueller Geschäftskarten in Europa ausgegeben. Das entspricht einem Anteil von zwölf Prozent an den Gesamtausgaben mittels Firmenkreditkarten. Die echten Firmenkreditkarten halten also nach wie vor den Löwenanteil. Die Ausgaben mit virtuellen Karten in Europa stiegen indes im Durchschnitt um 32 Prozent pro Jahr zwischen 2016 und 2019 – ein beeindruckendes Wachstum und Beleg dafür, mit welchen Methoden Anbieter den Umsatz pushen können.

Virtuelle Firmenkreditkarten basieren auf digitalen Kartennummern, die zentral generiert oder ad-hoc ausgegeben werden. Sie werden vor allem von Spezialisten und zunehmend von Banken herausgegeben. Häufige Einsatzgebiete sind auch hier die Buchung von Flügen und andere Beschaffungszwecke innerhalb von Unternehmen.

Die RBR-Studie zeigt, dass Karten im Zusammenhang mit Reisen im Jahr 2019 – also im Vor-Corona-Jahr – 83 Prozent der Ausgaben für virtuelle Firmenkarten ausmachten. Dazu gehören auch sogenannte Lodge-Karten, die bei Reisemanagementunternehmen aufbewahrt werden, um die Flüge ihrer Kundenunternehmen und andere Reisekosten zu bezahlen. Virtuelle Karten werden zudem von Online-Reisebüros wie Expedia verwendet, um ihre Lieferkette zu bezahlen (Fluggesellschaften, Hotels oder Autovermietungen). Zunehmend an Bedeutung gewinnen die Virtual Purchasing Cards, die der Einkaufserleichterung dienen. Sie werden beispielsweise für Büromaterial, die Verwaltung von Abonnements, für Softwarepakete oder für Social-Media-Werbung eingesetzt. Der Umsatz über diesen Kartentyp machte 2019 bereits 17 Prozent der Ausgaben für virtuelle Karten aus.

 Virtuelle Karten: Besonders vorteilhaft für temporäre Mitarbeiter und Heimarbeit

Sicherheit und Kontrolle sind zwei wesentliche Vorteile virtueller Karten. Ein offensichtlicher Nutzen besteht darin, dass sie im Gegensatz zu physischen Karten nicht verloren gehen können. Darüber hinaus werden häufig virtuelle Kartennummern generiert, um eine bestimmte Rechnung zu begleichen – und sie verfallen nach der Verwendung. Dadurch wird Betrug verhindert. Für virtuelle Mehrzweckkarten können Unternehmensadministratoren den maximalen Ausgabebetrag und die Händlersegmente definieren, für welche die Verwendung zulässig ist. Diese Karten sind auch deshalb effizienter, weil sie schnell und einfach ausgestellt werden können. Die wachsende Zahl von Zeitarbeitskräften und vor allem seit Ausbruch von Corona von Heimarbeitskräften hat virtuelle Karten daher für viele Unternehmen zu einer attraktiven Option gemacht.

Die durch die Pandemie entstandenen Reisebeschränkungen haben zwar den Einsatz virtueller Karten kurzfristig gehemmt. Da sich die Reiseindustrie jedoch – je nach Verlauf der Pandemie und politischen Entscheidungen – schrittweise erholt, kann man davon ausgehen, dass die Ausgaben hier wieder im hohen zweistelligen Bereich steigen.

Mein Fazit: Beseitigt man die Schwachstellen beim Einsatz von Kreditkarten, lassen sich noch viel mehr Menschen von digitalen Bezahlmöglichkeiten überzeugen. So wird auch in Deutschland Bargeld mehr und mehr verschwinden, so wie es im Geschäftsleben oder anderswo schon längst der Fall ist – egal, ob mit den bisher noch dominanten physischen oder den aufstrebenden virtuellen Kreditkarten.

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