Durch den Brexit verliert das Vereinigte Königreich zahlreiche Privilegien, die es für Unternehmensgründer und Startups interessant gemacht haben. Entsprechend orientieren diese sich in Richtung europäisches Festland und speziell in Richtung Berlin. In den nächsten Jahren könnten hierdurch rund 1.000 neue Stellen in Berliner Startups entstehen. Die britischen Suchanfragen nach Jobs in Berlin sind jedenfalls rund um das Referendum massiv angestiegen.
Vor allem Startups aus der Finanzbranche haben sich bisher in Richtung Großbritannien allgemein und London im Speziellen orientiert. Das lag am sogenannten „Passporting“. Durch diese Regelung konnten Unternehmen eine Lizenz in Großbritannien erwerben und waren dann berechtigt, ihre Dienstleistungen in der gesamten EU anzubieten. Dadurch, dass die Insel die EU nun verlässt, fällt dieser Wettbewerbsvorteil weg. Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Startups war, beziehungsweise ist, die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Wenn ein Unternehmen International tätig und erfolgreich sein möchte, ist es wichtig, dass es auf human resources aus der gesamten EU setzen kann.
Hierdurch werden länderspezifisches Fachwissen und sprachliche Kompetenzen an das Unternehmen gebunden. Ferner macht es die Zollfreiheit leichter, Waren ins Ausland zu exportieren und neue Märkte zu erschließen. Diese gilt aber nur für Mitglieder der Europäischen Union. Nicht zuletzt beteiligt sich der European Investment Fund an vielen Venture Capital Firmen. Dieser hat sich allerdings darauf festgelegt, maximal ein Drittel seiner Investitionen im Nicht-EU-Ausland zu tätigen. Entsprechend werden nach dem Austritt aus der EU viele Geldmittel aus Großbritannien abgezogen und in andere europäische Metropolen investiert.
Von den Entwicklungen in Großbritannien könnte Berlin sehr stark profitieren. So sind auf der Metasuchmaschine „Joblift“ zur Zeit 43% aller deutschen Startups in Berlin zu finden. Im Finanzbereich, der bisher auf der Insel so erfolgreich war, sind es sogar 71%. Im Jahr 2015 wurden laut „StartupBritain“ 196.146 Startup-Gründungen vollzogen. Geht man davon aus, dass 5% dieser Neugründungen statt im Vereinigten Königreich nun in Berlin vollzogen werden, dann würde das eine Steigerung von 9.807 Startups pro Jahr für die Hauptstadt bedeuten. Wenn zusätzlich 1% der bereits etablierten Unternehmen nach Berlin übersiedelt, kämen noch einmal rund 43 neue Startups jährlich hinzu.
Das ist insofern wahrscheinlich, als dass die Wirtschaftsfördergesellschaft „Berlin Partner“ bereits mitgeteilt hat, dass direkt nach dem Brexit 5 bekannte britische Unternehmen ihren Umzug nach Berlin angekündigt haben. In Berlin gibt es bisher etwa 1.800-3.000 Startups, die auf „Joblift“ 22.623 Stellenausschreibungen getätigt haben. Das entspricht einer Quote von 0,08-0,13 Stellen pro Startup. Wenn diese Quote auf die vermutlich in Berlin hinzukommenden Startups übertragen wird, entspricht das einer Anzahl von etwa 788-1.281 neuen Stellen für die Hauptstadt.
Nicht nur die Gründerszene und Unternehmen orientieren sich nach dem Brexit in Richtung europäisches Festland, sondern auch die Arbeitnehmer der Insel suchen nach neuen beruflichen Alternativen in der EU. So stieg die Suchanfrage nach Jobs in Berlin bei Google im Juni insgesamt um 115% an. Rund um das Referendum war sogar zwischenzeitlich ein Anstieg um 185% zu verzeichnen. Das zeigt deutlich, dass das Vertrauen der Menschen in den heimischen Markt nachlässt und sie gezielt nach perspektivisch lukrativeren Stellen in einer kreativen, attraktiven und etablierten Metropole suchen.
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