Der Green-Tech-Markt steht am Scheideweg: Nach Jahren des Wachstums trennt sich nun die Spreu vom Weizen. Investoren setzen nicht mehr auf grüne Versprechen allein – sie fordern belastbare Geschäftsmodelle mit nachweisbarem Cashflow, solider Datenbasis und messbaren Effizienzvorteilen. Was bedeutet diese Konsolidierungsphase für Unternehmen, die 2026 strategisch verkaufen oder skalieren wollen?
Der Hype ist vorbei, die Realitätscheck-Phase beginnt. Was wie eine schlechte Nachricht klingt, entpuppt sich als Qualitätsoffensive im Green-Tech-Sektor. Während viele Start-ups nach Jahren des schnellen Wachstums nun unter Profitabilitätsdruck geraten, öffnen sich zugleich neue Türen für Unternehmen mit substanziellen Geschäftsmodellen.
„Wir beobachten eine klare Verschiebung: Früher reichte das grüne Label noch, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, aber heute zählen Cashflow, Daten und ökonomische Marktfähigkeit“
, erklärt Firat Köker, M&A-Director bei ox8 Corporate Finance. Seine Prognose:
„2025 war das Jahr der Vorbereitung – 2026 wird die Stunde der Wahrheit.“
Firat Köker ist Director bei ox8 Corporate Finance und seit Unternehmensgründung im Team. Er bringt umfangreiche M&A-Expertise – häufig grenzüberschreitend. Nach seinem Studium des International Business and Management in Enschede und Shanghai sowie einem Master of Laws mit Schwerpunkt M&A an der Frankfurt School of Finance & Management sammelte Köker erste Erfahrungen in der Berliner und Shanghaier Start-up-Szene, bevor er 2016 ins M&A-Beratungsgeschäft einstieg.
Der Begriff „Konsolidierung beschreibt den natürlichen Reifeprozess eines Marktes“
, schildert Köker.
Gemeint ist die Bündelung von Marktanteilen durch Übernahmen oder Fusionen – ein Prozess, der Gewinner von Übernahmekandidaten trennt.
Drei Schlagworte prägen die neue Ära: Konsolidierung, Smart Metering und Circular Economy. Sie bilden die zentrale Achse des Marktzyklus und sind längst keine Trendbegriffe mehr. Smart Metering liefert die technologische Grundlage, um Energiedienstleistungen datenbasiert und skalierbar anzubieten. Die Circular Economy schließt den Kreis, indem sie Wertschöpfungsketten effizienter macht und Ressourcenflüsse messbar gestaltet.
Flankiert wird diese Entwicklung durch ESG-Kriterien, die zum Standardfilter für Investorenentscheidungen geworden sind. Nachhaltigkeit bleibt relevant – steht aber heute im Dienst wirtschaftlicher Belastbarkeit.
Wo sich Märkte konsolidieren und Investoren ihre Kriterien schärfen, entstehen klare Gewinnersegmente. Die Internationale Energieagentur prognostiziert für die kommenden Jahre erneut Rekordinvestitionen in saubere Energietechnologien. Gleichzeitig warnt sie vor einem massiven Investitionsrückstand bei Stromnetzen.
„Dieses Ungleichgewicht rückt Netz- und Speicherlösungen in den Mittelpunkt des Interesses: Ohne Netze keine Energiewende und ohne Speicher keine Netzstabilität.“
Firat Köker, M&A-Director bei ox8 Corporate Finance
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft wurden seit Jahresbeginn 2025 rund 20.000 neue öffentliche Ladepunkte errichtet. Insgesamt sind damit inzwischen etwa 184.000 Ladepunkte in Betrieb. Betreiber mit Skaleneffekten und stabiler Verwaltungssoftware werden zunehmend zu attraktiven Übernahmezielen.
Auch im Bereich Elektromobilität und Ladeinfrastruktur setzt sich der Reifeprozess fort. Die Branche professionalisiert sich rasant: Große Allianzen entstehen, während kleinere Anbieter ihre Geschäftsmodelle an strategische Käufer verkaufen. Der wilde Pioniergeist weicht kalkulierter Expansion.
„Ein weiterer Hotspot ist der Bereich Smart Metering sowie digitale Energiedienstleistungen“
, führt Köker fort.
„Der schnellere Ausbau intelligenter Stromzähler schafft verlässliche Geschäftsgrundlagen und neue datenbasierte Modelle.“
Deutschland transformiert seine Energienutzung mit dynamischen Tarifen und Smart Meters ab 2025, um die Energieeffizienz zu steigern und mehr erneuerbare Energien ins Netz zu integrieren. Die Europäische Union treibt die Smart-Meter-Einführung als Teil ihrer Dekarbonisierungsbemühungen voran, mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050.
Energiespeicherlösungen gewinnen durch den steigenden Anteil intermittierender erneuerbarer Energiequellen wie Solar und Wind massiv an Bedeutung. Unternehmen investieren in innovative Projekte – etwa in die Nutzung von Batterien aus Elektrofahrzeugen für Solarparks. Hybridlösungen, die Batterien mit anderen Technologien kombinieren, verbessern die Netzstabilität zusätzlich.
Die Erneuerbare-Energien-Installationen in Deutschland deckten in den ersten drei Quartalen 2025 fast 57 % des Bruttostrombedarfs. Die Solarstromproduktion stieg dabei besonders deutlich. Ehrgeizige Ausbauziele und schnellere Genehmigungsverfahren treiben dieses Wachstum voran.
Zunehmend rücken auch Energieeffizienz und Circular Economy in den Fokus der Transaktionspraxis. Der rapide steigende Energiebedarf durch Rechenzentren, KI und Elektromobilität trifft auf die Notwendigkeit, Kosten und CO₂-Emissionen zu senken.
„Lösungen, die Effizienzsteigerungen, Wiederverwertung und Materialkreisläufe messbar machen, werden damit zu echten Cashflow-Modellen“,
erläutert der Finanzierungsexperte.
Besonders der Immobiliensektor rückt als Schlüsselbereich in den Fokus: Rund 40 % des weltweiten Energieverbrauchs und 50 % des Verbrauchs natürlicher Ressourcen entfallen auf Gebäude.
ox8 Corporate Finance begleitet diese Entwicklung seit Gründung und hat bereits zahlreiche erfolgreiche Transaktionen realisiert. Als Beispiele nennt Köker:
Der M&A-Director fasst zusammen:
„All diese Praxisbeispiele haben eines gemeinsam: sie bieten wiederkehrende Erlöse, belastbare ESG-Daten und einen klaren industriellen Fit. Entscheidend ist also nicht das grüne Label, sondern ein skalierbares Geschäftsmodell mit nachhaltigem Fundament.“
„ESG ist kein Preistreiber mehr, sondern ein Mindeststandard“
, betont Köker unmissverständlich.
„Investoren zahlen nur für echte Substanz. Also für Modelle, die Cashflow, Daten und Wirkung verbinden.“
Die regulatorische Unterstützung verstärkt diesen Trend: Die EU hat 2025 neue Maßnahmen eingeführt, die Unternehmen bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen unterstützen. Zertifizierungen wie DGNB, LEED und BREEAM werden von Investoren als Bewertungsmaßstab genutzt und fördern die Umsetzung zirkulärer Modelle.
Doch die ESG-Berichterstattung bleibt komplex: Sie ist neu, betrifft viele Finanzprozesse und erfordert eine strukturierte Datensammlung. Die EU-Taxonomie und CSRD-Vorgaben verlangen transparente und glaubwürdige Darstellung von Nachhaltigkeitsaspekten – auch entlang der Lieferkette.
Für CEOs im Green-Tech-Sektor beginnt jetzt die entscheidende Etappe. Wer 2026 verkaufen will, muss zeigen, dass sein Modell nicht nur grün, sondern zukunftsfähig ist. Was bedeutet das konkret?
Kriterium | Was Investoren erwarten |
Cashflow | Wiederkehrende Erlöse, nachweisbare Profitabilität |
Datenbasis | Belastbare ESG-Kennzahlen, messbare Wirkung |
Skalierbarkeit | Standardisierte Prozesse, Wachstumspotenzial |
Marktposition | Skaleneffekte, strategischer Fit für Käufer |
Technologie | Proprietäre Lösungen, Innovationsvorsprung |
„Unternehmen, die heute Transparenz schaffen, Prozesse skalieren und ihre Story klar erzählen, werden morgen auf dem M&A-Markt zu den Gewinnern zählen“
, prognostiziert der Experte.
Green-Tech-Investitionen fokussieren sich auf Technologien und Unternehmen, die messbar zur Lösung von Umweltproblemen beitragen – oft basierend auf objektiven, wissenschaftlich fundierten Daten wie grünen Patenten. ESG-Fonds hingegen basieren häufig auf subjektiven Ratings, die verschiedene soziale und Governance-Aspekte einbeziehen.
Besonders gefragt sind derzeit: Netzinfrastruktur und Energiespeicher, Smart-Metering-Lösungen, Ladeinfrastruktur mit Skaleneffekten, digitale Energiedienstleistungen sowie Circular-Economy-Modelle mit messbaren Effizienzgewinnen. Entscheidend ist dabei immer die Kombination aus grüner Technologie und solidem Geschäftsmodell.
ESG-Daten sind oft in verschiedenen Abteilungen isoliert, was die Auswertung erschwert. Eine zentrale Plattform, die ESG-Daten mit Finanzdaten verknüpft, ermöglicht Szenarienplanung und die Verbesserung von ESG-Strategien im Einklang mit finanziellen Zielen. Die strukturierte Datensammlung sollte bereits heute beginnen.
Regulatorische Maßnahmen wie der European Green Deal, der US Inflation Reduction Act und die EU-Taxonomie schaffen verlässliche Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize. Sie treiben Investitionen in Climate Tech und Green Tech massiv voran und setzen Standards für die Berichterstattung.
Nach Jahren des schnellen Wachstums und teilweise überhöhter Bewertungen findet nun eine Marktbereinigung statt. Unternehmen ohne tragfähiges Geschäftsmodell geraten unter Druck, während substanzstarke Player durch Übernahmen wachsen. Dieser natürliche Reifeprozess trennt langfristig erfolgreiche Unternehmen von kurzlebigen Hype-Projekten.
Die Botschaft ist klar: Das grüne Label allein reicht nicht mehr. Der Green-Tech-Markt entwickelt sich von einem hype-getriebenen zu einem substanzorientierten Sektor. Investoren suchen Unternehmen, die ökologische Verantwortung mit ökonomischer Exzellenz verbinden.
Für Unternehmer bedeutet das: 2025 war die Zeit, das Fundament zu legen. 2026 ist das Jahr, in dem sich Vorbereitung auszahlt. Wer jetzt seine Hausaufgaben macht – Transparenz schafft, Prozesse standardisiert, Daten sammelt und seine Geschichte schärft – positioniert sich optimal für strategische Partnerschaften oder erfolgreiche Exits.
Die Konsolidierung im Green-Tech-Sektor ist keine Bedrohung, sondern eine Chance. Sie trennt die Spreu vom Weizen und schafft Raum für Unternehmen, die bewiesen haben, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität keine Gegensätze sind. Auf digital-magazin.de werden wir diese Entwicklung weiter beobachten und Sie über die wichtigsten Trends im Green-Tech-Markt informieren.
Um Ihnen ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn Sie diesen Technologien zustimmen, können wir Daten wie Ihr Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn Sie Ihre Zustimmung nicht erteilen oder widerrufen, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.