Die Stadt Dormagen möchte verstärkt mit der industrie kooperieren und hierdurch die Digitalisierung vielfältiger Lebensbereiche voranbringen. Schrittweise soll durch eine Fusion aus Smart City und Smart Industrial Projekten eine sogenannte Smart Industrial City werden. Der Stadtrat stimmte diesem Projekt zu und gab hierfür notwendige Finanzmittel frei. Verschiedene Stimmen äußerten sich teils positiv, teils kritisch zu dem Vorhaben und betonten die schwierige Datenlage in Bezug auf die digitale Transformation.
Prinzipiell besteht die Idee der Smart Industrial City darin, eine stärkere Verknüpfung von Stadt und Industrie zu realisieren. Hierdurch sollen vielfältige Digitalprojekte ins Rollen gebracht und umgesetzt werden. Die Kooperation findet hierbei zwischen der Stadt Dormagen und Currenta statt. Einige Erfahrungen in diesem Bereich konnten im sogenannten ChemLab in Dormagen bereits gesammelt werden. Die Smart Industrial City wird sich von diesen Projekten jedoch noch einmal deutlich unterscheiden.
Schon jetzt gibt es vielfältige Ideen, wie das gemeinsame Projekt angegangen werden könnte. So ließen sich beispielsweise gemeinsame Einkäufe und hierdurch reduzierte Kosten realisieren. Auch ein LKW-Leitsystem sowie E-Ladestationen sind im Gespräch. Hierfür ist eine umfassende City Infrastruktur erforderlich. Michael Bison von der SWD (Stadtmarketing und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dormagen) vergleicht das Vorgehen mit der Wartung eines Kanals. Hier könnte bei Einbau einer Sensorik genau der richtige Zeitpunkt abgepasst und der Auftrag gemeinsam von der Verwaltung und Currenta vergeben werden. Auf diese Weise wird die Umsetzung besonders effizient und kostengünstig. Bei allen Vorhaben stehe immer ein größtmöglicher Service für die Bürgerinnen und Bürger im Mittelpunkt.
Grundsätzlich wird die Smart Industrial City eine Fortsetzung des ChemLabs in Dormagen sein. Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Stadt Dormagen und Currenta. Initiiert wurde das ChemLab durch die SWD. Das Projekt findet seit 2018 statt und läuft im September 2020 aus. Alle Beteiligten sind mit den erreichten Zielen und den angestoßenen Projekten jedoch so zufrieden, dass eine Weiterführung angedacht ist. Allerdings nicht mehr unter dem Namen Chemlab, sondern unter dem Namen Smart Industrial City.
Das liegt unter anderem daran, dass das ChemLab die Digitalisierung der chemischen Industrie in NRW zum Ziel hatte. Das lag nahe, da die Chemiebranche eine SchlüsselIndustrie der Region ist. Entsprechend gibt es zahlreiche Startups in dieser Branche und auch der Mittelstand und die Hochschulen können die vom ChemLab angeregten Projekte unterstützen und weiterführen. In Zukunft wird die digitale Transformation jedoch nicht auf die chemische Industrie beschränkt sein. Deswegen soll mit der Smart Industrial City der Horizont erweitert werden, um weiterführende Partnerschaften auch mit anderen Industriezweigen hinzubekommen.
Der Stadtrat hat das angestrebte Projekt mit einer großen Mehrheit gebilligt. Sämtliche Stimmberechtigten mit Ausnahme von drei Mitgliedern der Zentrumsfraktion stimmten für das Projekt. Für die Kosten sind 210.000 € auf 2 Jahre eingeplant, berichtet Carina Wernig auf rp-online.de. Dormagen will Fördergelder beim Bundesinnenministerium für die Umsetzung beantragen. Insgesamt ist angedacht, dass sämtliche anfallenden Kosten zu je 50% von der Stadt Dormagen und Currenta getragen werden.
Die Zentrumspartei stimmte gegen das Projekt, weil sie die Finanzierung auf zu wackligen Füßen sieht. Sie bezeichnet die Vorhaben lediglich als Ideen, die in der Wirklichkeit noch auf keiner Ebene auf Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit hin geprüft werden könnten. Weil diese Ausgangssituation zu vage sei und man die Kosten nicht richtig abschätzen könne, hätten die Stimmberechtigten der Zentrumspartei gegen das Projekt votiert.
Michael Bison ist von den Erfolgen des Chemlab sehr überzeugt und geht davon aus, dass die Smart Industrial City die erfolgreich angestoßenen Projekte komplettieren und erweitern wird. Jobst Wierich ist Leiter Politik und Bürgerdialog des Chempark Dormagen und ist im Rat vertreten. Er sagt, dass das neue Projekt sehr viel Potenzial habe und dass die angedachten Kooperationen die Kosten alle mal wert seien. Er hofft, dass das Projekt „Modellcharakter mit überregionaler Bedeutung“ erreichen wird und dass die beantragten Förderungen deswegen bewilligt werden.
Bürgermeister Erik Lierenfeld ist ebenfalls optimistisch und sagt, dass häufig Investitionen nötig seien, um langfristige Ziele erreichen zu können. Kai Weber, CDU-Fraktionschef, sieht ebenfalls die hohen Kosten, denen noch kein klarer Nutzen gegenübersteht. Er empfiehlt deshalb, dass halbjährlich ein Bericht erstellt und an den Rat übergeben wird. So könnten Fehlentwicklungen vermieden und Potenziale voll ausgeschöpft werden. Tim Wallraff, Fraktionschef von den Grünen, bezeichnet die Smart Industrial City als „Leuchtturmprojekt“ und ist bereit, das finanzielle Risiko einzugehen, auch wenn noch nicht klar sei, was am Ende bei herauskäme. Thorsten Günzel von der FDP sieht es positiv, dass sich die Stadt stärker in Richtung Industrie orientiert. Die Smart Industrial City könnte somit hervorragende Ergebnisse erzielen und zum „zweiten Dormagener Modell“ werden.
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