Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen ist ein hochaktuelles Thema, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Eine neue Studie von Qualtrics, der „State of AI in Employee Experience“, beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven von Führungskräften und Mitarbeitenden bezüglich der Implementierung und Nutzung von KI-Technologien am Arbeitsplatz. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Diskrepanz in den Erwartungen und dem Vertrauen zwischen den verschiedenen Hierarchieebenen, was auf die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation und eines gezielten Vertrauensaufbaus hinweist.
Die Studie, die weltweit mehr als 35.000 Mitarbeitende befragte, offenbart eine signifikante Vertrauenslücke zwischen Führungskräften und der Belegschaft in Bezug auf die effektive Implementierung von KI-Technologien. Lediglich 53% der Mitarbeitenden weltweit vertrauen darauf, dass ihre Vorgesetzten KI effektiv in die Arbeitsabläufe integrieren werden. Dieser Wert liegt fast 20 Prozentpunkte unter dem der leitenden Angestellten, was auf eine besorgniserregende Diskrepanz in der Wahrnehmung hindeutet.
In Deutschland ist die Situation sogar noch gravierender. Hier zeigt sich ein noch größerer Unterschied zwischen den Hierarchieebenen:
Aspekt | Praktikant:in → Frontline-Manager:in | Senior Direktor:in → Top-Management | Unterschied |
---|---|---|---|
Vertrauen in effektive KI-Implementierung | 45% | 72% | -27 Punkte |
Verständnis neuer Technologien | 51% | 77% | -26 Punkte |
Priorisierung des Wohlbefindens | 42% | 70% | -28 Punkte |
Vorhandensein von KI-Richtlinien | 41% | 69% | -28 Punkte |
Diese Zahlen verdeutlichen, dass in deutschen Unternehmen eine besonders große Kluft zwischen den Hierarchieebenen besteht, was das Vertrauen in die KI-Kompetenz der Führung und die Wahrnehmung der organisatorischen Bereitschaft für KI angeht.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie betrifft die unterschiedlichen Erwartungen an die Vorteile von KI-Technologien. Während das Management oft auf Produktivitätssteigerungen hofft, zeigen die Mitarbeitenden andere Prioritäten:
Diese Diskrepanz in den Erwartungen könnte zu Missverständnissen und Frustration führen, wenn sie nicht adressiert wird. Es ist entscheidend, dass Unternehmen einen offenen Dialog führen, um die Ziele und Erwartungen bezüglich der KI-Nutzung abzustimmen.
Die Studie zeigt auch interessante regionale Muster in der beabsichtigten Nutzung von KI:
Diese regionalen Unterschiede unterstreichen die Notwendigkeit, bei der Implementierung von KI-Strategien kulturelle und lokale Präferenzen zu berücksichtigen.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist der enge Zusammenhang zwischen einem positiven Mitarbeitererlebnis und der Akzeptanz von KI:
Diese Erkenntnisse unterstreichen die Wichtigkeit einer guten Mitarbeitererfahrung für den Erfolg von KI-Initiativen. Unternehmen sollten daher nicht nur in die Technologie selbst, sondern auch in die Verbesserung des Arbeitsumfelds und der Mitarbeiterzufriedenheit investieren.
Die Studie zeigt deutlich, dass KI in vielen Unternehmen bereits angekommen ist. Fast die Hälfte der Mitarbeitenden weltweit nutzt KI-Tools täglich oder wöchentlich, ein weiteres Viertel nutzt sie alle paar Monate. Dies verdeutlicht, dass KI keine ferne Zukunftsvision mehr ist, sondern bereits fester Bestandteil des Arbeitsalltags vieler Menschen.
Interessanterweise hat die Nutzung von KI in Kundenerfahrungen dazu geführt, dass Verbraucher nach mehr „menschlichen“ Interaktionen verlangen. Im Gegensatz dazu hat KI auf die Mitarbeitererfahrung überwiegend positive Auswirkungen. Das Versprechen verbesserter Produktivität, Innovation und Arbeitsqualität begeistert Führungskräfte und eröffnet neue Möglichkeiten.
Trotz der allgemeinen Begeisterung für KI gibt es auch Bedenken und Unbehagen darüber, wie sich KI auf die Arbeitsplätze auswirken wird. Besonders bei hochqualifizierten, wissensbasierten Aufgaben oder kreativer Arbeit hat generative KI das Potenzial, den Wert von Fähigkeiten und Erfahrungen der Mitarbeitenden zu verändern oder zu reduzieren.
Um den wahren Wert von KI zu erschließen, ist es entscheidend, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden dabei unterstützen, zu neuen, hochwertigeren Aufgaben überzugehen und ihre Rollen neu zu strukturieren. Ohne diese Unterstützung und organisatorische Begleitung kann KI als reale Bedrohung wahrgenommen werden, was zu Widerständen gegen die Einführung und Nutzung dieser Tools am Arbeitsplatz führen kann.
Die Studie macht deutlich, dass der erfolgreiche Einsatz von KI in Unternehmen weit mehr erfordert als nur technologische Expertise. Dr. Benjamin Granger, Chief Workplace Psychologist bei Qualtrics, betont:
„Künstliche Intelligenz ist derzeit einer der wichtigsten Treiber für Veränderungen und die Bedeutung des Aufbaus von Vertrauen, um das volle Potenzial der KI überhaupt erschließen zu können, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.“
Um dieses Vertrauen aufzubauen, müssen Führungskräfte:
Nur wenn es gelingt, die Kluft zwischen den Erwartungen der Führungsebene und den Bedürfnissen der Mitarbeitenden zu überbrücken, können Unternehmen das volle Potenzial von KI ausschöpfen. Dies erfordert nicht nur technische Kompetenz, sondern vor allem auch emotionale Intelligenz und eine mitarbeiterorientierte Führungskultur.
Basierend auf den Studienergebnissen lassen sich folgende Empfehlungen für Unternehmen ableiten:
Die Studie unterstreicht die zentrale Rolle der Personalabteilung bei der erfolgreichen Implementierung von KI in Unternehmen. HR-Verantwortliche sind zwar nicht unbedingt Technologieexperten, aber sie sind Experten für Menschen und Unternehmenskultur – und genau das wird über Erfolg oder Misserfolg dieser geschäftskritischen Veränderungen entscheiden.
Zu den Aufgaben der HR-Abteilung gehören unter anderem:
All diese Bereiche bieten der Personalabteilung die Möglichkeit, die Bedeutung von KI für das Unternehmen zu unterstreichen und deren Wert zu maximieren.
Die Implementierung von KI ist keine rein technische Herausforderung, sondern in erster Linie eine Frage des Change Managements und der Unternehmenskultur. Unternehmen, die dies erkennen und entsprechend handeln, werden in der Lage sein, KI als Werkzeug für Innovation, Qualitätsverbesserung und nachhaltiges Wachstum zu nutzen.
Um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen, müssen Unternehmen:
Wenn es Unternehmen gelingt, diese Herausforderungen zu meistern, können sie nicht nur von den technologischen Vorteilen der KI profitieren, sondern auch ein positives und produktives Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich Mensch und Maschine optimal ergänzen.
Die Studie lässt sich HIER herunterladen.
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