4 wichtige Sicherheitstipps für E-Commerce Betreiber

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Florian Felsing ist studierter Ökonom und Internet-Unternehmer, wobei all seine Unternehmungen auf verschiedene Weise mit dem Thema E-Commerce in Zusammenhang stehen. Er beschäftigt sich bereits seit seiner Kindheit leidenschaftlich mit zahlreichen IT-Themen und bringt dieses über viele Jahre hinweg erworbene Wissen in seine Projekte ein oder steht Kunden als Berater zur Seite.
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Sicherheit ist die vielleicht wichtigste Zukunftsfrage für E-Commerce Betreiber. Der Bundesverband digitale Wirtschaft hat dies in eigener Untersuchung beeindruckend herausgestrichen.

Aus Angst vor Datendiebstahl möchten 25 Prozent der Bundesbürger nicht online shoppen. 30 Prozent der Personen, die künftig im Netz einkaufen möchten, sind skeptisch. Flankiert wird dieser Befund von der Studie „Einkaufswelten 2017“. Demnach fürchten 84 Prozent der Online-Shopper um ihre Sicherheit im Netz.

Vier Sicherheitstipps helfen Ihnen dabei, Ihr E-Commerce-Angebot zu schützen und auf diese Weise Vertrauen bei den Kunden aufzubauen.

1. Tipp: Closed Source statt Open Source-Codes für Ihren Shop

Open Source-Software liegt eigentlich im Trend. Die Codes sind öffentlich einsehbar, können folglich von jeder Person weiterentwickelt werden, außerdem sucht die Community gemeinsam nach Bugs. Häufig handelt es sich zudem um freie oder zumindest kostengünstige Lizenzen. Trotz dieser Vorzüge eignet sich ein Open Source-Code für Ihren Shop aus Sicherheitsgründen nicht.

Bei einem öffentlich einsehbaren Code erhalten auch solche Personen wertvolle Kenntnisse, die von kriminellen Motiven angetrieben werden. Open Source-Shops sind einfacher angreifbar. Zudem existieren sehr viel mehr Open Source-Shops als entsprechende Angebote, die auf einen nicht einsehbaren Code („Closed Code“) vertrauen. Sie sind deshalb beliebte Ziele für Attacken.

Es existieren für den E-Commerce Bereich keine belastbaren Studien, um konkrete Aussagen treffen zu können, wie viel gefährdeter ein Open Source-Code ist. Allerdings gibt es im Mobilbereich eine spannende Parallele, stehen sich hier doch mit Apples iOS und Googles Android ein geschlossenes und ein offenes Betriebssystem gegenüber.

Wie der Internet Security Threat Report 2017 der Sicherheitsfirma Symantec berichtet, blieb die Zahl der Malware für iOS zwischen 2014 und 2016 konstant. Für Android kletterte die Zahl der bekannten Bedrohungen von 2014 zu 2015 um rund 150 Prozent. Und von 2015 zu 2016 ging die Zahl noch einmal um 105 Prozent nach oben. Insgesamt gab es in den zwei Jahren 15 Millionen neue Bedrohungen – praktisch alle für das offene Android.

Dieser Vergleich lässt zwei Schlüsse zu, die Sie zu den Extra-Kosten eines Closed Source-Codes bewegen sollten:

  1. Open Source ist nicht nur in der Theorie anfälliger, sondern auch in der Praxis
  2. Die Zahl der Bedrohungen für Open Source-Codes steigt wesentlich schneller als die für Closed Source-Codes

Das klassische Gegenargument gegen einen Closed Source-Code lautet, dass die Qualität entsprechender Shops nicht notgedrungen besser als die von Open Source-Angeboten ist. Dies ist korrekt, allerdings bieten kostenlose Testzeiträume ausreichend Möglichkeit, geschlossene Angebote diesbezüglich zu überprüfen. Sie können so die Spreu vom Weizen trennen.

2. Tipp: SSL-Verschlüsselung als Pflichtaufgabe für E-Commerce-Betreiber

Immer noch existieren zahlreiche Online-Shops, die nicht auf SSL-Verschlüsselung setzen. SSL steht für „Secure Sockets Layer“ und bezeichnet ein Netzwerkprotokoll für den sicheren Transport von Daten. Im Netz reagieren die Menschen inzwischen sehr empfindlich darauf, wenn diese Verschlüsselung fehlt. Schließlich verraten die Browser durch einen einfachen Kunstgriff, ob SSL zum Einsatz kommt oder nicht.

Im Adressfeld sehen Sie ein Schloss. Ist es geschlossen, nutzt die Seite die Verschlüsselung. Ist das Schloss jedoch geöffnet, mangelt es an dem sicheren Netzwerkprotokoll. Einige Virenschutzprogramme schlagen sogar an, wenn Sie eine Seite ohne SSL-Verschlüsselung besuchen. Für einen Online-Shop gibt es kein schlechtes Szenario als die Warnung einer SchutzSoftware.

Das Einrichten der SSL Verschlüsselung ist dabei nicht schwer. Sie müssen ein vom CA Security Council autorisiertes Zertifikat auswählen und dieses einrichten. Anbieter wie GlobalSign, Geo Trust oder Symantec stellen entsprechende Angebote bereit. Wenn Ihr Onlineshop bislang keine SSL-Verschlüsselung bietet, sollten Sie dieses Defizit möglichst schnell beheben.

SSL-Verschlüsselung als Pflichtaufgabe für E-Commerce-Betreiber.
(Weerapat Kiatdumrong / 123RF.com)

3. Tipp: Ein VPN für die Sicherung lokaler Datenübertragungen

Die SSL-Verschlüsselung sichert die Datenübertragung des Kunden an Ihren Shop über das Netz ab. Allerdings gibt es eine weitere Schwachstelle, die Sie über ein Virtual Private Network (VPN) beheben können. Vermutlich übertragen Sie die Daten Ihres Shops ebenfalls an Ihr Enteprise Resoruce-Management Programm (ERP) und vielleicht auch an die Warenwirtschaft sowie die Fakturierung und die Buchhaltung.

Dieses lokale Netzwerk sichern Sie über ein VPN ab. Vermutlich sind Ihnen die entsprechenden Angebote vor allem über das anonyme Surfen im Netz bekannt. Tatsächlich wurden VPNs aber ursprünglich dafür entwickelt, um Mitarbeitern von Unternehmen einen sicheren Remote-Zugriff auf Firmendaten zu ermöglichen. Sie sind schon ursprünglich dafür gedacht, lokale Verbindungen abzusichern. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass keine Datenübertragung anfällig ist.

Um alle eingesetzten Geräte im Betrieb abzusichern, empfiehlt sich die Nutzung eines VPN-Routers, beispielsweise der aus Deutschland stammenden Shellfire Box.

VPN für die Sicherung lokaler Datenübertragungen
(Weerapat Kiatdumrong / 123RF.com)

4. Tipp: Failover- bzw. Fallback-System

Ein Failover- bzw. Fallback-System dient dazu, dass Sie für den Notfall einen „Ersatzshop“ online schalten können, der nicht auf dem identischen Server wie der eigentliche Shop liegt.

Für jeden E-Commerce-Betreiber ist dieser Schutzmechanismus aus mehreren Gründen essentiell:

  1. Ihre Geschäfte brechen nicht ein, wenn Sie auf dem regulären Weg nicht mehr zu erreichen sind. Als drastisches Beispiel: Als Google im Jahr 2013 für fünf Minuten nicht zu erreichen war, brach der gesamte Internetverkehr des Planeten um 40 Prozent ein. Ohne schnell zu geschaltetes Fallback-System wären die Folgen verheerend gewesen
  2. Ist Ihr ursprünglicher Shop Opfer von einer Attacke geworden, können Sie ihn weitgehend folgenlos vom Netz nehmen. Auf diese Weise schützen Sie Ihre eigenen Daten und die Ihrer Kunden
  3. Das Failover-System dient zudem als Notfallbackup, wenn nur Teile des eigentlichen Shops in Mitleidenschaft gezogen sein sollten

Fazit: Schwachstellen ausmerzen und so Vertrauen schaffen

Als E-Commerce Betreiber ist es für Sie im Prinzip nicht schwierig zu ermessen, wo Sie ansetzen sollten, um Ihr Angebot sicherer zu machen. Grundsätzlich gilt: Sie müssen alle Schwachstellen ausmerzen. Grundsätzlich ist dabei jeder Punkt angreifbar, an dem Kommunikation stattfindet. Zudem sollten Sie potenziellen Angreifern nicht den Gefallen tun, schon im Internet den Code Ihres Shops beziehen zu können, um ihn in Ruhe auf Schwachstellen abzuklopfen.

Zusätzlich sollten Sie sich aber auch auf das Worst Case-Szenario vorbereiten, das Ihr eigentlicher Shop nicht mehr eingesetzt werden kann. Mit einer entsprechenden Reserve stellen Sie sicher, dass Sie wenigstens Ihre Geschäfte weiterlaufen können.

Die Umsetzung der Sicherheitssysteme eignet sich hervorragend, um bei Ihren Kunden Vertrauen zu schaffen. Machen Sie transparent, dass Sie sich darum bemühen, Ihr Angebot bestmöglich zu schützen. Der finanzielle Einsatz für die größere Sicherheit zahlt sich so durch höhere Umsätze wieder aus.

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