Kultur im digitalen Zeitalter – Überlandwerk feierte online sein 100-jähriges Jubiläum

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Das Allgäuer Überlandwerk feierte 2020 sein 100-jähriges Bestehen. Aufgrund der Corona-Krise können die Feierlichkeiten aber nicht wie geplant durchgeführt werden. Hiervon lässt sich das Unternehmen die Partystimmung aber nicht verderben und verlegt die Festivitäten kurzerhand ins Netz. Zahlreiche Kulturschaffende nehmen an der digitalen Feier teil und bekommen so zumindest ein wenig Gage. Diese hängt von der Spendenbereitschaft der Zuschauer ab. Doch auch der Kulturlieferdienst bringt Kulturveranstaltungen in die heimischen Wohnzimmer.

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Der AÜW KultStream

Zur Feier seines 100-jährigen Bestehens hatte das Allgäuer Überlandwerk eine große Party mit vielen Kulturveranstaltungen geplant. Da solche Großveranstaltungen aktuell nicht möglich sind, werden die Angebote ins Netz verlegt. Hier gibt es Kunst, Musik, Poetry-Slam und Theater zu sehen. Die Technik und das Streaming übernimmt das AÜW und möchte durch das Event unter anderem die regionale Kulturszene in dieser schwierigen Zeit unterstützen, berichtet b4bschwaben.de. Die einzelnen Veranstaltungen sind abendfüllend und können per Stream bequem von zu Hause aus verfolgt und genossen werden.

Das Konzept des AÜW KultStream bietet nicht nur Unterhaltung in einer Zeit, in der traditionelle Kulturveranstaltungen rar geworden sind, sondern auch eine Plattform für Künstler, die durch die Corona-Krise besonders hart getroffen wurden. Während Konzerte, Ausstellungen und Theaterstücke normalerweise in physischen Räumen stattfinden, schafft der KultStream eine virtuelle Bühne, auf der sich die regionale Kunstszene weiterhin präsentieren kann. Diese Form der Kulturvermittlung stellt sicher, dass die Kunst auch in Krisenzeiten ein fester Bestandteil des Alltags bleibt und Künstler weiterhin ein Publikum erreichen können.

Regionale Künstler unterstützen

Bei der Veranstaltung treten regionale Künstler live im Stream auf. Um bei dem Event dabei zu sein, müssen sie jedoch verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Sie müssen einen Wohnort im AllgäuStrom Versorgungsgebiet haben, ihr Geld hauptberuflich mit Musik oder Kultur verdienen und eine entsprechend große Fanbase mitbringen. Sind die letzten beiden Kriterien nicht erfüllt, besteht trotzdem die Möglichkeit, sich an der Spendenplattform zu beteiligen. Immerhin ist die Idee der Veranstaltung auch, die regionale Kulturszene finanziell zu unterstützen.

Die Gage der einzelnen Künstler hängt von der Spendenbereitschaft des Publikums ab. In einem übersichtlichen Kulturprogramm sehen Interessierte, welche Künstler zu welcher Zeit zu sehen sein werden. Sie haben dann die Möglichkeit, sich das Programm anzusehen und zu spenden. Die Spenden können entweder direkt an einen Künstler selbst oder in einen großen Topf gehen. Letzterer wird dann unter den Künstlern aufgeteilt. Das Ziel ist es, möglichst viel Geld einzunehmen, damit die Kulturschaffenden während der Corona-Krise zumindest ein paar Einkünfte haben. Gleichzeitig sind die Künstler nicht permanent an ihr Zuhause gebunden, sondern können ihrer Leidenschaft für das, was sie lieben, auch während der Pandemie ein wenig nachgehen.

Dieses Modell der Unterstützung hat sich bereits in anderen Regionen bewährt. Durch die direkte Verbindung zwischen Künstlern und Publikum entsteht eine neue Form der Interaktion, die über das bloße Konsumieren von Kultur hinausgeht. Zuschauer haben die Möglichkeit, direkt Einfluss auf das Schaffen der Künstler zu nehmen und diese durch gezielte Spenden zu fördern. Dies stärkt nicht nur die Bindung zwischen Künstler und Publikum, sondern fördert auch ein Gefühl der Gemeinschaft und Solidarität in schwierigen Zeiten.

Der Kulturlieferdienst stellt ebenfalls digitale Kulturangebote bereit

Ein ähnliches Kulturangebot hat die Stadt Kempten ins Leben gerufen. Das Kulturamt hat kleine Clips realisiert, die von Konzerten bis zu Graffiti-Kunst reichen. Die Clips sind immer fünf bis zehn Minuten lang und können auf der Website des Kulturlieferdienstes angesehen werden. Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Künstlerhaus in Kempten und will dafür sorgen, dass die Menschen auch während der Kontaktsperre nicht auf Kultur verzichten müssen. So soll in diesen schwierigen Zeiten zumindest ein wenig Normalität beibehalten und die Kulturszene der Region lebendig und erfahrbar gehalten werden.

Der Kulturlieferdienst erweitert das kulturelle Angebot in Kempten durch eine innovative Kombination aus digitaler Vermittlung und lokaler Kunstförderung. Indem kurze, prägnante Kulturbeiträge online bereitgestellt werden, können Menschen Kultur in ihren Alltag integrieren, auch wenn sie nur wenig Zeit haben. Dies ermöglicht nicht nur den Zugang zu Kunst und Kultur für ein breiteres Publikum, sondern schafft auch neue Möglichkeiten für Künstler, ihre Werke zu präsentieren und ein Publikum zu erreichen.

Die Zukunft der Kulturvermittlung – Ein Blick nach vorn

Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, dass digitale Formate eine wichtige Ergänzung zu traditionellen Kulturveranstaltungen sein können. Während der physischen Einschränkungen durch Lockdowns und soziale Distanzierung haben viele Menschen die Möglichkeit genutzt, kulturelle Angebote online zu konsumieren. Dies hat nicht nur zu einem Anstieg der Kreativität in der Kulturbranche geführt, sondern auch zu einer breiteren Akzeptanz und Wertschätzung digitaler Kulturformate.

In Zukunft könnten hybride Veranstaltungsformate, die sowohl physische als auch digitale Elemente kombinieren, an Bedeutung gewinnen. Solche Formate würden es ermöglichen, ein breiteres Publikum zu erreichen und gleichzeitig die Vorteile beider Welten zu nutzen: die Unmittelbarkeit und Emotionalität von Live-Veranstaltungen sowie die Zugänglichkeit und Flexibilität digitaler Formate. Diese Entwicklungen bieten auch eine Chance für kleinere, lokale Kulturszenen, ihre Reichweite über die geografischen Grenzen hinaus zu erweitern und neue Zielgruppen zu erschließen.

Auch das Geschäftsmodell vieler Kulturbetriebe wird sich durch die zunehmende Digitalisierung verändern. Während bisher der physische Besuch von Veranstaltungen die Haupteinnahmequelle war, könnten in Zukunft digitale Inhalte und Online-Streams eine bedeutendere Rolle spielen. Dies erfordert jedoch auch neue Ansätze in der Vermarktung und Monetarisierung von Kulturangeboten, die sich den veränderten Konsumgewohnheiten anpassen.

Kulturelle Teilhabe im digitalen Zeitalter

Ein weiterer wichtiger Aspekt der digitalen Kulturvermittlung ist die Frage der kulturellen Teilhabe. Digitale Formate können dazu beitragen, kulturelle Angebote für Menschen zugänglich zu machen, die aufgrund geografischer, gesundheitlicher oder finanzieller Einschränkungen sonst nicht an kulturellen Veranstaltungen teilnehmen könnten. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für eine inklusive Kulturpolitik, die darauf abzielt, Kultur für alle zugänglich zu machen und gesellschaftliche Barrieren abzubauen.

Die Digitalisierung bietet zudem die Chance, neue, interaktive Formen der Kulturvermittlung zu entwickeln. So könnten etwa virtuelle Museumsrundgänge, interaktive Theateraufführungen oder partizipative Kunstprojekte entstehen, die das Publikum aktiv einbinden und neue Erlebnisse schaffen. Diese Entwicklungen könnten nicht nur die Art und Weise, wie Kultur konsumiert wird, verändern, sondern auch das Verständnis von Kunst und Kultur selbst erweitern.

Insgesamt zeigt sich, dass die Corona-Pandemie ein Katalysator für die Digitalisierung der Kulturbranche war. Während die Krise viele Herausforderungen mit sich brachte, hat sie auch dazu beigetragen, neue Wege der Kulturvermittlung zu erkunden und innovative Formate zu entwickeln. Diese Entwicklungen könnten langfristig dazu beitragen, die Kulturbranche widerstandsfähiger und zukunftsfähiger zu machen.

Fazit: Kultur bleibt ein wichtiger Bestandteil des Alltags

Das 100. Jubiläum des Allgäuer Überlandwerks zeigt, dass Kultur auch in Zeiten von Krisen einen festen Platz im Leben der Menschen hat. Durch die Verlegung der Feierlichkeiten ins Netz konnte das Unternehmen nicht nur sein Jubiläum feiern, sondern auch die regionale Kulturszene in einer schwierigen Zeit unterstützen. Die positiven Erfahrungen mit digitalen Kulturformaten könnten auch in Zukunft eine Rolle spielen und die Art und Weise, wie wir Kultur erleben, nachhaltig verändern.

Obwohl digitale Formate die physischen Erlebnisse nicht vollständig ersetzen können, bieten sie doch eine wertvolle Ergänzung, die es ermöglicht, Kultur auch in herausfordernden Zeiten zugänglich zu machen. Dies zeigt, dass die Kulturbranche in der Lage ist, sich an neue Gegebenheiten anzupassen und kreative Lösungen zu finden, um weiterhin ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens zu bleiben.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Kulturvermittlung in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird. Sicher ist jedoch, dass die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen wird und hybride Formate zunehmend an Bedeutung gewinnen könnten. In diesem Sinne bleibt Kultur auch in Zukunft ein unverzichtbarer Bestandteil des Alltags – ob digital oder analog.

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