Das 6. CyberSicherheitsForum Baden-Württemberg stellte 2024 die Herausforderungen und Chancen in den Fokus, die sich aus der Anwendung Künstlicher Intelligenz (KI) im Bereich der Cybersicherheit ergeben. Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie, die nicht nur unsere Gesellschaft und Wirtschaft transformieren könnte, sondern auch den Bereich der Cybersicherheit nachhaltig beeinflusst. Der baden-württembergische Digitalisierungsminister Thomas Strobl wies in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass neben den Chancen, die KI mit sich bringe, auch erhebliche Risiken und Gefahren zu berücksichtigen seien. Insbesondere betonte er, dass nur diejenigen, die die Risiken kennen, in der Lage seien, sich effektiv zu schützen.
Künstliche Intelligenz ist in der Lage, Cybersicherheitsstrategien grundlegend zu verbessern, indem sie Bedrohungen früher erkennt und abwehrt. Gleichzeitig ermöglicht die Technologie jedoch auch raffiniertere Angriffe durch Cyberkriminelle. So könnten etwa Phishing-Nachrichten mithilfe von KI auf einem Niveau erstellt werden, das bisher unentdeckt blieb, da sprachliche Unstimmigkeiten nicht mehr zu den Erkennungsmerkmalen gehören. Die Fähigkeit der KI, automatisch Schadcode zu generieren und Angriffe zu skalieren, ist ein weiteres Risiko, das von Experten während des Forums hervorgehoben wurde.
Minister Strobl unterstrich: „Cyberkriminelle nutzen KI, um ihre Angriffe raffinierter und schwerer erkennbar zu machen.“ Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass dieselbe Technologie, die zur Abwehr von Bedrohungen eingesetzt werden kann, auch als Waffe gegen uns verwendet wird.
Claudia Plattner, Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), hob in ihrer Keynote hervor, dass KI nicht nur die Angriffsmöglichkeiten für Cyberkriminelle verbessert, sondern auch entscheidende Vorteile in der Verteidigung bietet. KI kann helfen, Sicherheitslücken schnell zu identifizieren und in Echtzeit darauf zu reagieren. Zudem ermöglicht sie es, Desinformationskampagnen zu bekämpfen, indem die Authentizität von Informationen überprüft wird. Der Wettlauf zwischen Angreifern und Verteidigern werde sich künftig noch stärker auf Geschwindigkeit konzentrieren, wobei KI-gestützte Systeme ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein dürften. Plattner betonte jedoch auch, dass es an der notwendigen Technologiekompetenz im Bereich KI mangele, um diesen Herausforderungen in vollem Umfang zu begegnen.
Prof. Dr. Christian Dörr vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam ergänzte in seinem Vortrag, dass das disruptive Potenzial der KI im Bereich der Cybersicherheit noch lange nicht ausgeschöpft sei. Er forderte eine stärkere Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklungen.
Ein weiterer wichtiger Punkt des Forums war die zunehmende Bedrohung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) durch Cyberkriminelle. Claus Paal, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, betonte, dass nicht mehr nur Großunternehmen im Fokus von Angriffen stünden. Immer häufiger würden auch KMU Ziel von Erpressungen, Ausspähungen und Sabotageakten. Die IHK bietet daher maßgeschneiderte CybersicherheitsChecks an, um Unternehmen zu sensibilisieren und sie bei der Abwehr von Cyberbedrohungen zu unterstützen. Dieses Angebot wird durch zahlreiche Veranstaltungen ergänzt, bei denen Betriebe lernen könnten, wie sie ihre Netzwerke, Software und Hardware besser schützen.
Seit seiner Gründung hat sich das Cybersicherheitsforum zu einer zentralen Plattform für den Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft entwickelt. Die Veranstaltung, die vom Innenministerium Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit der IHK Region Stuttgart und anderen staatlichen Behörden organisiert wird, zog auch 2024 mehr als 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an.
Thomas Strobl fasste das Ziel des diesjährigen Forums folgendermaßen zusammen:
Mit dem diesjährigen Thema ‚Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz – Chancen und Risiken‘ sind wir wieder einmal am Puls der Zeit. […] Der Bedarf und die Bereitschaft, sich auszutauschen, ist groß.
Während die KI die Cybersicherheitsbranche sowohl durch neue Bedrohungen als auch durch Abwehrmöglichkeiten verändert, bleibt die zentrale Herausforderung bestehen, die richtigen Kompetenzen zu entwickeln und einzusetzen. Dies betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch staatliche Institutionen, die zunehmend unter Druck geraten, ihre Verteidigungsstrategien anzupassen.
Eine der drängendsten Fragen, die auf dem Forum diskutiert wurde, ist, wie sich Deutschland und Europa im Bereich der KI so positionieren können, dass sie sowohl gegen staatlich gelenkte Cyberangriffe als auch gegen kriminelle Hackerangriffe bestehen können. Um dies zu erreichen, sei nicht nur technologische Weiterentwicklung erforderlich, sondern auch die Ausbildung von Fachkräften und die Förderung einer engen Zusammenarbeit zwischen staatlichen Stellen und der Privatwirtschaft.
Das 6. CyberSicherheitsForum Baden-Württemberg machte deutlich, dass KI sowohl eine Chance als auch eine Bedrohung für die Cybersicherheit darstellt. Der Wettlauf zwischen Angreifern und Verteidigern wird zunehmend durch die Geschwindigkeit der KI-Entwicklung bestimmt. Während die KI ein mächtiges Werkzeug zur Abwehr von Angriffen sein kann, nutzen auch Cyberkriminelle diese Technologie, um ihre Methoden zu verbessern. Es ist daher entscheidend, dass Unternehmen und Institutionen ihre Kompetenzen in diesem Bereich ausbauen, um auf die neuen Bedrohungen vorbereitet zu sein.
KI kann sowohl zur Abwehr als auch zur Durchführung von Cyberangriffen eingesetzt werden. Sie hilft, Bedrohungen schneller zu erkennen und abzuwehren, kann aber auch von Kriminellen genutzt werden, um raffinierte Angriffe durchzuführen.
KMU verfügen häufig nicht über die Ressourcen oder das Fachwissen, um sich gegen hoch entwickelte Cyberangriffe zu schützen. Dies macht sie zu einem bevorzugten Ziel von Cyberkriminellen.
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