Telemedizin wird Alltag – immer mehr Ärzte beraten digital

Aufgrund der Corona-Pandemie erlebt die Telemedizin momentan einen massiven Entwicklungsschub. Immer mehr Ärzte stellen entsprechende Angebote bereit und immer mehr Patienten nutzen diese. Der Telemedizin-Anbieter Jameda freut sich aktuell über beachtliche Wachstumsraten. Florian Weiß, Chef von Jameda, geht in einem Interview mit Michael Kroker auf wiwo.de davon aus, dass es zu nachhaltigen Veränderungen im Umgang mit der Telemedizin kommen wird. Allerdings betont er, dass noch zahlreiche Schritte zu gehen sind, bevor die Telemedizin endgültig in der Lebenswelt der Menschen angekommen sein wird.

Die Nutzung von Telemedizin in Deutschland nimmt zu

Immer mehr Mediziner nehmen Telemedizin-Angebote in ihr Portfolio auf. Das liegt unter anderem daran, dass Telemedizin-Anbieter wie Jameda die Nutzung ihrer Plattform aktuell kostenlos anbieten. Viele Ärzte haben hierdurch die Möglichkeit, ihre Dienste digital anzubieten und Menschen zu behandeln, die derzeit nicht in ihre Praxis kommen können oder wollen. Insbesondere Hausärzte nehmen dieses Angebot dankend an. Sie sind in der Corona-Krise besonders stark betroffen, da sich Menschen mit Symptomen zuerst an ihren Hausarzt wenden. Aber auch Kinderärzte und Hebammen profitieren deutlich von der Telemedizin.

Diese Entwicklung hat für alle Seiten Vorteile. Die Mediziner gewöhnen sich an den Einsatz digitaler Technologien und können ihr Leistungsspektrum erweitern. Hierdurch werden sie für eine große Zahl von Patienten interessant und können sich auf die Zukunft vorbereiten. Die Patienten auf der anderen Seite gewöhnen sich immer mehr an das neue Angebot. Sie bauen Hemmschwellen gegenüber der Telemedizin ab und erfahren, dass eine digitale Behandlung einem Besuch in einer Praxis quasi in nichts nachsteht.

Corona beschleunigt den Einsatz von Telemedizin

Florian Weiß ist davon überzeugt, dass der Siegeszug der Telemedizin auch ohne die Corona-Krise stattgefunden hätte. Allerdings geht er davon aus, dass es viel länger gedauert hätte, die neue Technologie zu etablieren. Durch die Pandemie sind alle Akteure gezwungen, sich auf die neuen Möglichkeiten einzulassen. Ärzte können die Digitalisierung nicht mehr vor sich herschieben und allein auf bewährte Verfahren setzen. Um in der Krise ihrem Versorgungsauftrag gerecht zu werden, führt kein Weg an der Telemedizin vorbei.

Die Patienten sind wegen der hohen Ansteckungsgefahr daran interessiert, für eine Behandlung die eigene Wohnung nicht verlassen zu müssen. Das gilt insbesondere für Mitglieder von Risikogruppen, die sich ganz besonders vor dem Virus schützen müssen. So bringt die aktuelle Situation zumindest den Vorteil mit sich, dass sich immer mehr Menschen auf die Telemedizin einlassen und ihre zahlreichen Vorteile erkennen.

Nachhaltige Veränderungen sind zu erwarten

Wenn man Florian Weiß glaubt, werden die aktuellen Entwicklungen auch nach der Corona-Krise noch Bestand haben. Die Menschen gewöhnen sich derzeit an die neue Behandlungsform und wissen ihre Vorteile zu schätzen. Je länger die Krise dauert, desto alltäglicher wird die Telemedizin für die Menschen werden. Weiß vergleicht das mit dem Buchhandel. Früher hätten die Menschen stolz berichtet, wenn sie sich online ein Buch bestellt hätten. Damals war das einfach etwas Besonderes. Heute gehört es zum Alltag dazu und jeder hält es für selbstverständlich. Er ist sich sicher, dass es mit der Telemedizin genauso sein wird. Natürlich werden die aktuellen Wachstumszahlen, bei denen sich die Zahlen vervierfachen und teilweise sogar versechsfachen, irgendwann reduzieren. Dennoch werden nach der Krise deutlich mehr Menschen auf telemedizinische Angebote zurückgreifen als zuvor.

Diese Schritte müssen im Bereich der Telemedizin noch gegangen werden

Damit sich die Telemedizin in der Bevölkerung durchsetzt, sind Weiß zufolge noch einige Schritte zu gehen. Zum einen müssten Ärzte im Umgang mit der Telemedizin geschult werden. Nur wenn sie sich bestmöglich damit auskennen, können sie diese digitale Technologie zum Wohle der Patienten einsetzen. Außerdem müssten die bereits vorhandenen digitalen Angebote erweitert und ergänzt werden. Zwar gebe es schon die Möglichkeit, online Termine beim Arzt zu buchen und an Online-Sprechstunden teilzunehmen, ein E-Rezept und eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung gebe es in Deutschland aber immer noch nicht. Es könnte sein, dass im Rahmen der Corona-Pandemie auch diese Schritte noch angegangen werden. Das hätte einen weiteren verstärkenden Effekt auf die Telemedizin.

 

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