Sie war die große Hoffnung vieler Umweltschützer: die Digitalisierung. Viele erwarteten, dass durch digitale Technologien der Klimaschutz aktiv vorangetrieben würde. Eine aktuelle Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass es für diese Hoffnung keine Belege gibt. Im Gegenteil führe die Digitalisierung zu einem steigenden Energiebedarf, der wiederum negative Auswirkungen auf die Umwelt hätte. Noch besteht aber kein Grund zur Resignation. Durch eine ökologische Transformation unserer Wirtschaftsprozesse – unter Federführung der Digitalisierung – könnte der Klimaschutz doch noch digital gefördert werden.
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Technische Universität Berlin (TU) haben untersucht, ob und inwieweit sich die Digitalisierung auf den Klimaschutz auswirkt. In einem wissenschaftlichen Artikel legen sie nun dar, dass für die Hoffnung auf einen verbesserten Klimaschutz durch die Digitalisierung keine Belege vorlägen. Stattdessen führten digitale Technologien zu einem erhöhten Energiebedarf, der sich wiederum negativ auf die Umwelt auswirke. Insbesondere Informations- und Kommunikationstechnologien sowie der Anstieg des Wirtschaftswachstums würden dem Klimaschutz zuwiderlaufen.
Die Untersuchung wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg durchgeführt. Unter anderem ging es um die Frage, welchen Einfluss die Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Informations- und Kommunikationstechnologien auf den Klimaschutz haben. Außerdem wurden Unternehmensprozesse dahin gehend untersucht, ob und inwiefern sie durch digitale Maßnahmen optimiert werden könnten. Nicht zuletzt wurden die Verbindungen zwischen dem Wirtschaftswachstum und dem Anstieg der Arbeits- und Energieproduktivität näher beleuchtet.
Einerseits hat sich in der Untersuchung gezeigt, dass digitale Technologien durchaus in der Lage sind, für mehr Energieeffizienz zu sorgen. Das gilt sowohl für Unternehmensprozesse als auch für technische Geräte im Alltag. Durch die wachsende Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologien und das gestiegene Wirtschaftswachstum wird aber deutlich mehr Energie benötigt als eingespart. Somit kann nicht davon gesprochen werden, dass die Digitalisierung derzeit einen entscheidenden Beitrag zur Einsparung von Ressourcen und zum Schutz des Klimas darstelle.
Das liegt unter anderem daran, dass in der Umweltökonomie physisches Kapital und Energie eng miteinander verwoben sind. Es ist im Alltag daher kaum möglich, das eine mit dem anderen zu ersetzen. Entsprechend wächst mit einem steigenden Wirtschaftswachstum nahezu automatisch der Bedarf an Energie. Außerdem kommt es zu Rebound-Effekten, die die positiven Auswirkungen der Digitalisierung nahezu direkt wieder schlucken. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Effekte langfristig Bestand haben werden und dass auf Einsparungen einerseits immer ein Mehrbedarf andererseits folgen wird.
Trotzdem sei es möglich, durch digitale Technologien einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Hierfür müsse es aber zu einer Energieeffizienzsteigerung kommen und die einzelnen Wirtschaftsbereiche müssten einer ökologischen Transformation unterzogen werden. So sei es dank der Digitalisierung in vielen Wirtschaftszweigen möglich, Einsparpotenziale zu nutzen und effizienter zu wirtschaften. Zusätzlich dazu müsste gezielt gegen Rebound-Effekte vorgegangen werden, die positiven Entwicklungen zuwiderlaufen und diese eliminieren. Die wichtigsten Branchen, in denen eine ökologische Transformation mit digitalen Mitteln realisiert werden müsste, sind den Wissenschaftlern zufolge die Landwirtschaft, der Energiesektor, das Bauwesen und der Verkehrsbereich.
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