In den USA hat ein Paar Amazon über zwei Jahre hinweg mit angeblich beschädigter Ware betrogen und sich so 1,2 Millionen US-Dollar erschlichen. Hierfür wurden die beiden jetzt zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Betrug war nur möglich, weil die beiden mit einem riesigen Netz an falschen Identitäten und Nutzerkonten gearbeitet haben. Und weil die Retourenpolitik von amazon ausgesprochen kundenfreundlich ist.
Im US-Bundesstaat Indiana wurden Erin und Leah Finan nun zu Haftstrafen von 71 und 68 Monaten Gefängnis verurteilt, schreibt cnet.com. Sie hatten Amazon über zwei Jahre hinweg betrogen, indem sie angeblich beschädigte Ware reklamierten, die Kosten erstattet bekamen und die Geräte dann weiterverkauften, wie USATODAY.com schon Anfang Oktober 2017 berichtete. Hierbei arbeiteten sie mit einem Hehler zusammen, der zu insgesamt 24 Monaten Haft verurteilt wurde. Insgesamt haben die Finans 2.700 Bestellungen bei Amazon getätigt und reklamiert und sich so über die Jahre rund 750.000 US-Dollar erschlichen. Der Komplize hat auf diese Weise rund 500.000 US-Dollar verdient. Zu den bestellten und reklamierten Waren gehörten vor allem hochpreisige Elektronikartikel wie Digitalkameras, Laptops und Spielkonsolen. US-Medien sprechen von einem Warenwert von insgesamt 1,2 Millionen US-Dollar, angesichts der Gewinne der Betrüger dürfte der Wert aber deutlich höher liegen.
Amazon hat eine sehr kulante Retourenpolitik, bei zu häufigen Beschwerden und Rücksendungen wird aber auch der Onlineriese aktiv und sperrt die betreffenden Konten. Um dies zu verhindern, haben die Betrüger mit einem großen Netz an falschen Identitäten und Nutzerkonten gearbeitet. Zudem wurden regelmäßig unterschiedliche Zustellverfahren ausgewählt und jeweils andere Lieferadressen angegeben. Hierdurch sollte der Anschein erweckt werden, dass es sich bei den Bestellern jeweils um unterschiedliche Personen handele, sodass Amazon keinen Grund für eine Sperrung sehen würde. Außerdem sollte durch diese Strategie vermieden werden, dass die Bestellungen auf die beiden Finans zurückgeführt werden könnten.
Trotz aller kriminellen Energie, die von den beiden Amazon-Betrügern an den Tag gelegt wurde, ist es erstaunlich, dass Amazon dieser Missbrauch nicht vorher aufgefallen ist. Das liegt vermutlich an der kulanten Retouren-Politik des Konzerns. Für Amazon ist es meist teurer, eine Ware zurückzuerhalten, zu kontrollieren und wiederzuverkaufen, als dem Kunden einfach das Geld zu erstatten. Gerade bei Stammkunden ist das Unternehmen großzügig, während bei selten genutzten Nutzerkonten oft schon eine geringe Retourenquote ausreicht, damit Amazon es sperrt.
Im vorliegenden Fall ist nicht ganz klar, warum Amazon den Missbrauch lange Zeit nicht erkannt hat beziehungsweise nicht dagegen vorgegangen ist. Es liegt jedoch der Verdacht nahe, dass die Kontrollen des Konzerns nicht sonderlich sorgfältig sind, weil hiermit Kosten und Mühen verbunden sind. Für Kunden, die das ausnutzen wollen, dürfte das Urteil ein Warnschuss sein, dass ein solcher Missbrauch nicht toleriert wird. Das Gericht begründete die langen Haftstrafen nämlich damit, dass durch ein solches Vorgehen alle Kunden geschädigt würden.
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