Die FHNW Cloud-Studie beschäftigt sich mit der eigentlichen und der tatsächlichen Bedeutung der Cloud in Unternehmen. Die diesjährige Studie zeigt, dass es in Unternehmen kaum eigene Mitarbeiter gibt, die ausdrücklich für alle Belange rund um die Cloud verantwortlich sind. Das birgt die Gefahr, dass Zuständigkeiten nicht klar geregelt sind und das volle Potenzial der Cloud nicht ausgeschöpft wird. Stella Gatziu Grivas, die Leiterin der Studie, hat die Ergebnisse in einem Interview mit IT-MARKT kommentiert. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Aussagen und Erkenntnisse übersichtlich vor.
Bei der FHNW Cloud-Studie 2018 handelt es sich um eine qualitative Umfrage unter verschiedenen Schweizer Unternehmen. Das Ziel war es, herauszufinden, welche Rolle die Cloud in den einzelnen Unternehmen bereits spielt und wie sie deren Arbeitsweise verändert. Zu diesem Zweck wurden 15 Fragen entwickelt und gestellt, die sich unter anderem mit der Motivation für und der Vorbereitung auf den Einsatz der Cloud beschäftigen. Um ein möglichst umfassendes Bild der Situation in den Betrieben zu gewinnen, wurden ganz vielfältige Berufsgruppen von Business über IT bis hin zur Geschäftsleitung befragt.
Die Studie hat ergeben, dass etwa 90% der Befragten die aktuelle Cloud-Situation in ihrem Unternehmen ebenso kennen wie den Bedarf an weiteren Cloud-Maßnahmen. Immerhin 80% haben sich für ihren Beruf mit der Cloud beschäftigt und sich mit den diversen Einsatzmöglichkeiten auseinandergesetzt. Die Bedeutung der Cloud wird hierbei sehr unterschiedlich eingeschätzt. Etwa 40% der Fachverantwortlichen, die als Schnittstelle zwischen Business, IT und Geschäftsleitung fungieren, sind der Überzeugung, dass eine digitale Transformation ohne die Cloud nicht vorstellbar ist. In der IT sind hingegen 30% davon überzeugt, dass IT und Cloud nichts miteinander zu tun hätten. Diese Meinung teilen im Bereich Business gerade einmal 10%.
Die Studie zeigt deutlich, dass aktuell noch nicht das volle Potenzial der Cloud ausgeschöpft wird. So laufen Cloud-Prozesse in vielen Betrieben nebenher und werden nicht von einem zuständigen Mitarbeiter koordiniert. In der Regel leistet sich kein Unternehmen einen eigenen Chief Digital Officer (CDO), Sourcing Manager, Cloud Broker oder Cloud Lifestyle Manager. Das Ergebnis ist, dass jeder Betriebsbereich in Sachen Cloud sein eigenes Süppchen kocht und eine umfassende Strategie für den Einsatz der Cloud fehlt. Das ist nicht zuletzt auf die unterschiedliche Bewertung der Bedeutung der Cloud zurückzuführen. Eine stärkere Koordination und Steuerung wäre wichtig, um die Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmensbereiche zu fördern und alle Aspekte der Cloud für den Betrieb nutzbar zu machen.
Aktuell besteht ein Spannungsfeld zwischen den Bereichen Business und IT in sehr vielen Unternehmen. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass die IT externen Cloud-Anbietern eher skeptisch gegenübersteht, während der Bereich Business diese mit Vorliebe einsetzt. Hierdurch kommt es zu einer Art Neben-IT, da Business und IT sich nur sehr selten über den Einsatz von Cloud-Angeboten austauschen. Hieraus ergibt sich eindeutig, dass die Zuständigkeiten in den Unternehmen auf dem Prüfstand stehen. Technische Entscheidungen, die früher ganz klar zum Hoheitsgebiet der IT gehörten, werden heutzutage auch vom Business getroffen. Das sorgt für Verstimmungen und fehlende Kooperation. Ein wichtiges Ziel muss es daher sein, die Zuständigkeiten in den Betrieben klar zu regeln, eine offene und vertrauensvolle Kommunikation der einzelnen Unternehmensbereiche anzustreben und die IT in einen Business-Enabler umzuwandeln. Das bedeutet unter anderem, dass Bereiche wie Business/IT-Alignment, IT Governance, IT-Architektur, Sicherheit & DatenManagement sowie Analytics stärker in den Fokus gerückt werden müssen.
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