Der Onlinehandel ist derzeit in vielen Branchen die einzige Möglichkeit, um bestimmte Produkte zu bekommen. Trotzdem profitieren längst nicht alle Sparten von der aktuellen Ausnahmesituation. Einige Onlinehändler leiden stark und bestimmte Branchen verzeichnen extreme Umsatzeinbußen. Das hat viele Ursachen, ist aber vor allem auf die aktuelle Unsicherheit, wie es mit der Krise weitergehen wird, zurückzuführen. Trotz aller Schwierigkeiten gibt es aber durchaus Grund zur Hoffnung.
Man sollte meinen, dass gerade diejenigen Produkte im Onlinehandel nachgefragt wären, die es derzeit in den Geschäften nicht zu kaufen gibt. Immerhin sind viele Läden Corona bedingt geschlossen und können ihre Waren und Dienstleistungen nicht anbieten. Es scheint aber das Gegenteil der Fall zu sein. Es sind gerade die Artikel, die es auch in Supermärkten und Baumärkten gibt, die sich einer großen Nachfrage erfreuen. Hierzu gehören beispielsweise Lebensmittel, Hygieneartikel, Medikamente und Baumaterialien.
Die Menschen wollen offensichtlich für noch härtere Zeiten gewappnet sein und gehen aufgrund der Kontaktsperre Heimwerker-Projekte an, um sich nicht zu langweilen. Erstaunlich auch, dass die Nachfrage nach Bürobedarf nicht rasant in die Höhe schnellt, sondern eher stagniert. Die Menschen scheinen in ihren Home Offices derzeit noch mit allem versorgt zu sein, was für das tägliche Arbeiten gebraucht wird.
Während es einigen Branchen in der Krise sehr gut geht, leiden andere unter den aktuellen Beschränkungen sehr stark. Hierzu gehört insbesondere die Modebranche. Im Bereich Kleidung und Schuhe sind laut einer aktuellen bevh Umfrage die Umsätze um 35% schwächer als vor der Krise. Aber auch die Sparte Computer und Elektronik kann nicht von den aktuellen Entwicklungen profitieren. Hier gingen die Umsätze um 22% zurück. Das gilt, obwohl aktuell viele Menschen im Home Office arbeiten und eigentlich einen gesteigerten Bedarf an zuverlässiger Elektronik haben müssten. Bei der Unterhaltungselektronik liegt der Rückgang bei etwa 20%.
Größter Verlierer der Krise ist jedoch die Reisebranche. Auch im Onlinehandel sind Reisen aktuell nicht nachgefragt. Entsprechend brachen die Umsätze um erschreckende 75% ein. Vor der Krise nutzten immer mehr Menschen Onlineportale, um sich zum Beispiel günstige Flüge zu sichern oder eine geeignete Unterkunft in einer Urlaubsdestination zu finden. Ebenso wurde der E-Commerce rege genutzt, wenn es darum ging, interessante Veranstaltungen in der Heimat oder in einem Urlaubsort zu finden. All dies wird momentan gar nicht gebraucht.
Der derzeitige Boom der Onlinebranche ist leider sehr einseitig. Viele Unternehmen, die keine Waren aus den stark nachgefragten Produktgruppen anbieten, sehen sich mit teils existenzbedrohenden Umsatzeinbußen konfrontiert. Trotz der verstärkten Digitalisierung der letzten Wochen können sie ihr Geschäftsmodell häufig nicht so anbieten, dass es wirtschaftlich wäre. Entsprechend zählen zu den Menschen, die Corona-Hilfen vom Staat beantragt haben, sehr viele Betreiber von Onlineshops. Sowohl aufstrebende Start-ups als auch etablierte Unternehmen sehen sich mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert. Viele von ihnen können noch nicht sagen, ob es für sie eine (wirtschaftliche) Zeit nach Corona geben wird.
Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft. Das ist in normalen Zeiten so und gilt erst recht während einer Pandemie. Aktuell herrscht eine so große Unsicherheit in Deutschland vor wie seit einem Jahrhundert nicht mehr. Viele Menschen sind in Kurzarbeit geschickt worden oder haben ihre Stelle bereits verloren. Zahlreiche Unternehmen können sich nur knapp über Wasser halten oder haben den Kampf gegen die Auswirkungen der Krise bereits verloren. Entsprechend halten die meisten Menschen ihr Geld aktuell zusammen und geben es nur für Dinge aus, die essenziell notwendig sind oder einen durch die Krise bringen können. Mode und Unterhaltungselektronik gehören offenbar nicht zu diesen Dingen.
Hinzu kommt, dass die Digitalisierung in Deutschland in den letzten Jahren zu wenig aktiv vorangetrieben wurde. Nach wie vor herrscht bei vielen Menschen ein gewisses Misstrauen gegenüber der Onlinewelt vor. Sie haben Sorge, Waren minderwertiger Qualität zugeschickt zu bekommen oder ihre personenbezogenen Daten einem großen Risiko auszusetzen, wenn sie online bestellen. Einige Shops haben ihre Onlineangebote zudem nicht gut genug ausgebaut, weswegen die Shops teils sehr uninspiriert und wenig ansprechend wirken. All dies führt dazu, dass sich nicht so viele Menschen für einen Onlinekauf entscheiden, wie das unter anderen Bedingungen der Fall wäre.
Einigen Branchen beschert die Krise deutliche Umsatzsteigerungen. So nahm die Nachfrage nach Medikamenten im Vergleich zum Vorjahr beispielsweise um 88% zu. Auch Lebensmittel sind in der derzeitigen Krise stark nachgefragt. Hier stiegen die Umsätze um 55%. Drogeriewaren erfreuen sich einer nicht ganz so großen Beliebtheit, gehören mit Umsatzsteigerungen um 30% aber dennoch zu den Gewinnern der aktuellen Krise.
Hinzu kommt, dass die Zahlen der Erhebung aus den ersten März-Wochen stammen. In dieser Zeit nahm die Corona-Krise so richtig an Fahrt auf und die Beschränkungen für Unternehmen und die Bevölkerung nahmen massiv zu. In den letzten März-Tagen hat sich die Situation allerdings etwas verändert, was von der Befragung allerdings nicht mehr abgebildet werden kann. In dieser Zeit nahm die Nachfrage nach Artikeln aus dem Onlinehandel noch einmal spürbar zu. Sollte dieser Trend anhalten, könnte das für viele Branchen und Betriebe die Rettung bedeuten.
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