Remote Work, also das Arbeiten aus der Ferne, war vor Corona kaum verbreitet. Im Rahmen der Pandemie haben aber immer mehr Betriebe die Vorteile der Digitalisierung für sich entdeckt. Das hat unter anderem zu einer Zunahme beim Homeoffice geführt. Das könnte langfristige Folgen für unsere Art zu arbeiten haben. Denn immer mehr Betriebe erkennen, dass sie auch ohne viele Gewerbeimmobilien und große Büroflächen effizient arbeiten können.
Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG hat eine globale Umfrage unter 1.300 Betrieben durchgeführt. Diese ergab, dass rund 75% der Unternehmen planen, ihr Angebot an Remote Work in naher Zukunft auszubauen, berichtet Tina Groll auf zeit.de. Einige der Befragungen fanden beim ersten Corona-Ausbruch statt, knapp ein Viertel im Juli und August. Das Ziel der Entscheider ist es, digitale Technologien und Kommunikationsformen anzubieten, um das Arbeiten aus der Ferne zu erleichtern oder überhaupt erst zu ermöglichen.
Eine Rückkehr zum Status Quo von vor der Krise ist nur für die wenigsten Firmen erstrebenswert. Die meisten sehen in der Corona-Krise eine Chance, Versäumnisse bei der digitalen Transformation nachzuholen und den eigenen Betrieb zukunftsfähig zu machen. Hierzu gehört unter anderem, Videokonferenzen zum Alltag werden zu lassen, Kollaborations-Tools zu etablieren und das Angebot an dezentralem und mobilem Arbeiten auszubauen. Gerade bei vielen KMU besteht hier noch großer Handlungsbedarf.
Das Ifo-Institut hat eine Analyse zur Entwicklung der Digitalisierung im Rahmen der Pandemie durchgeführt. Hierbei zeigt sich, dass nahezu alle Betriebe ihre digitale Transformation momentan aktiv vorantreiben. Hiernach haben 55% der Befragten Investitionen in digitale Lösungen vorgenommen, wobei 31% speziell auf Kollaborations- und Kommunikations-Tools gesetzt haben. 36% hatten bereits vor der Krise digitale Maßnahmen ergriffen und diese im Laufe der Pandemie erweitert beziehungsweise ausgebaut.
Außerdem gaben 69% der Befragten an, dass in Zukunft verstärkt auf Homeoffice gesetzt werden soll. Ein Ziel unter vielen sei hierbei, Kosten einzusparen und für eine größere Effizienz bei den Arbeitsprozessen zu sorgen. Schon jetzt würden auslaufende Mietverträge nicht oder nur für einen kurzen Zeitraum verlängert. Außerdem trennten sich viele Betriebe von Büroräumen, die in naher Zukunft obsolet werden. Während die meisten Firmen einen Mittelweg zwischen analog und digital suchen, hat sich die Telefonica dazu entschlossen, komplett auf die Büropflicht zu verzichten.
Schon jetzt machen sich die digitalen Bemühungen der Unternehmen am Immobilienmarkt bemerkbar. Weltweit ist die Nachfrage nach Büroflächen im zweiten Quartal um 59% zurückgegangen. Allerdings waren auch schon vor der Krise Einbrüche von 23% zu verzeichnen. Das führt dazu, dass der Leerstand bei Büroflächen in den letzten Monaten massiv zugenommen hat. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend in Zukunft anhalten und sich verschärfen wird.
Momentan ist ein Leerstand vor allem in den USA zu verzeichnen. Das führt dazu, dass die Mietpreise für Gewerbeimmobilien deutlich sinken. Einige Experten gehen von massiven Verschiebungen am Immobilienmarkt aus. Wenn die Innenstädte aufgrund der Digitalisierung tatsächlich veröden und weniger attraktiv sein sollten, könnten noch mehr Menschen ins Umland ziehen. Durch das Homeoffice ist das besonders leicht möglich, da so Pendelzeiten wegfallen. Im schlimmsten Fall ergibt sich aus einer Immobilienkrise eine Bankenkrise. Immerhin würde der Wert bestimmter Immobilien verlorengehen, während die Banken gleichzeitig auf ihren Krediten sitzenbleiben.
Noch ist nicht abzusehen, ob es tatsächlich zu dieser Entwicklung kommt. Immerhin ist die Präsenz vor Ort für viele Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil. Es könnte also durchaus sein, dass sich ein Multichannel-Weg durchsetzt, bei dem einige Gewerbeimmobilien mit Homeoffice-Angeboten kombiniert werden. Das käme den meisten Beschäftigten entgegen, die sich gelegentliche Präsenztage mit Kundenkontakt und Teamarbeit wünschen. All dies kann jedoch nur mit einer veränderten Firmenmentalität gelingen. So sind Vertrauen, gute Kommunikationsformen und eine neue Art der Mitarbeiterführung zwingend erforderlich, um die digitale Transformation zum Erfolg zu führen.
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