Zum Stand der Digitalisierung in Deutschland

Elmar Giglinger ist Unternehmer, Berater, Geschäftsführer und Programmdirektor. Er unterstützt Betriebe bei ihrer digitalen Transformation und zeigt auf, wie effiziente interne und externe Kommunikation funktioniert. Er kennt sich mit der Digitalisierung hervorragend aus und bedauert, dass in Deutschland viele Potenziale ungenutzt bleiben. Im Interview mit B4B Schwaben gibt er einen Einblick in den Stand der Digitalisierung in Deutschland. Wir stellen einige seiner Thesen vor.

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Deutschland ist kein Silicon Valley

Deutschland spielt laut Giglinger aktuell noch nicht in derselben Liga wie das Silicon Valley. Beispielsweise fehle es hierzulande an Wirtschaftskraft, um mit der amerikanischen Hochburg mitzuhalten. Außerdem gebe es zu wenige Investitionen, um in kürzester Zeit beeindruckende Schritte nach vorne zu machen. Deutschland ist in Sachen Ausbildung zwar sehr gut, allerdings kommt das Thema Digitalisierung im Schulunterricht quasi nicht vor. Erst eine Pandemie wird nötig, damit digitale Technologien genutzt werden, um Schülerinnen und Schülern etwas beizubringen. Er fordert daher ein politisches Umdenken, bei dem die Talentförderung und der Einsatz der Digitalisierung stärker im Fokus stehen.

Die Mentalität gegenüber neuen Ideen muss sich wandeln

Laut Giglinger fehlt in Deutschland die Bereitschaft, Dinge auszuprobieren und auch Riskantes zu wagen. Er zieht hierbei Vergleiche zu den USA. Wer hier ein Unternehmen gründet und damit scheitert, gilt als mutig und hat mit Sicherheit sehr viel gelernt. Wer dasselbe in Deutschland tut, gilt hingegen als jemand, der nicht gut genug ist oder sich nicht genug Mühe gegeben hat. Von dieser Mentalität müsse Deutschland wegkommen, wenn es digital eine Rolle spielen wolle. Die Unternehmen müssten bereit sein, neue Wege zu beschreiten und auch einmal Fehler zu machen. Nur dann könnten wirkliche Innovationen aus Deutschland stammen.

Auf die interne und externe Kommunikation achten

In der internen Kommunikation kommt es Giglinger zufolge vor allem darauf an, eine Fehlerkultur zu etablieren. Jemand, dem etwas misslingt, sollte nicht direkt bestraft oder ausgegrenzt werden. Vielmehr sollte geschaut werden, ob es sich tatsächlich um einen groben Fehler handelt oder ob etwas Neues und Riskantes ausprobiert wurde. Im letzten Fall lernt ein Unternehmen aus dem Fehler häufig sehr viel, was es voranbringen kann. Eine solche Bereitschaft, Fehler zu akzeptieren, die sich aus mutigen Projekten ergeben, ist sehr wichtig. Entsprechend muss das der Belegschaft kommuniziert werden.

In der externen Kommunikation findet es Giglinger schade, dass sehr viel Potenzial nicht genutzt würde. So konzentrieren sich viele Unternehmen immer nur auf einen Vertriebskanal und lassen viele andere außen vor. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass immer noch wenige Betriebe Social Media wirklich effizient nutzen und auch auf das Influencer Marketing wird nach wie vor zu wenig Wert gelegt. Wichtig ist es bei jeder Art der Kommunikation, diese nicht nur hin und wieder zu betreiben, sondern mit der Zielgruppe kontinuierlich in Kontakt zu bleiben. Nur so wird die eigene Botschaft glaubwürdig und hat Chancen darauf, erfolgreich zu sein. Für Giglinger sind Glaubwürdigkeit, Authentizität, Kreativität und Mut die entscheidenden Mittel, um als Unternehmen erfolgreich zu sein und die digitale Transformation in Deutschland effizient umzusetzen.

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