Tischlerhandwerk wird immer digitaler – Veränderungen betreffen vor allem die Organisation von Prozessketten

In einer Umfrage aus dem Jahr 2019 untersuchte der Fachverband Tischler NRW, wie stark die Digitalisierung im Tischlerhandwerk vorangeschritten ist. Zu diesem Zweck wurden 500 Betriebe aus Nordrhein-Westfalen zu ihren Erfahrungen mit digitalen Technologien befragt. Die Ergebnisse der Umfrage liegen nun vor und zeigen, dass die Digitalisierung bei der Organisation von Prozessketten bereits stark genutzt wird, in anderen Bereichen aber noch zu wenig vorkommt. Das liege unter anderem an der fehlenden Investitionsbereitschaft der Betriebe und einer zu geringen Veränderungsbereitschaft der Belegschaft.

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Ergebnisse der Studie zur Digitalisierung im Tischlerhandwerk

Ein eindeutiges Ergebnis der Umfrage ist, dass viele Betriebe im Tischlerhandwerk digitale Technologien bei der Planung, dem Einkauf, der Produktion und der Logistik verwenden. Das liegt unter anderem daran, dass Kunden sich angewöhnt haben, Produkte und Dienstleistungen online zu bekommen. Außerdem werden regelmäßig neue Apps entwickelt, durch die die Zahl der Wettbewerber am Markt steige. Hierdurch sind die Unternehmen gezwungen, sich einem stärkeren Wettbewerbsdruck zu stellen und ihre Margen anzupassen. Dieser Digitalisierungsdruck ist für die Betriebe einerseits von Vorteil, bringt andererseits aber auch viele Schwierigkeiten mit sich.

In der Umfrage sagen 76% der Betriebe ganz klar, dass die Digitalisierung für sie wichtig oder sogar sehr wichtig sei. Wenn die Entwicklung des Unternehmens in den nächsten fünf Jahren eingeschätzt werden soll, empfinden sogar 85% die Digitalisierung als wichtig. Über eine Digitalisierungsstrategie verfügen derzeit allerdings nur 47% der Betriebe und einen langfristigen Investitionsplan haben nur 30%. Die Unternehmen haben die Wichtigkeit der Digitalisierung somit erkannt, können sie aber noch nicht vollständig im Unternehmensalltag lebendig werden lassen. Die digitale Transformation der einzelnen Betriebe ist erkennbar, allerdings fehlt es noch an einer strukturierten Herangehensweise, um sie vollständig umzusetzen.

Diese digitalen Technologien finden bereits Verwendung

Es gibt Unternehmensbereiche, in denen die Digitalisierung bereits eine große Rolle spielt. Hierzu gehört beispielsweise das Kundenmanagement mit Lieferscheinen und Rechnungen, das in 83% der Betriebe digital abläuft. Auch die Auftragsbestätigung und die Visualisierung sind mit 75% beziehungsweise 61% schon äußerst digital. Bei der Kalkulation kommen in 68% der Betriebe digitale Technologien zum Einsatz und bei der Konstruktion in 64%.

Es gibt allerdings noch viele Bereiche, bei denen in Bezug auf die Digitalisierung Luft nach oben ist. So werden solche Technologien bei Online-Shops und dem Qualitätsmanagement gerade einmal zu 6% eingesetzt. Beim Vertrieb und Marketing sind es immerhin noch 24% und bei der Fertigung 49%. In Bezug auf die Auftragsbearbeitung sind die Betriebe bereits digital gut aufgestellt, allerdings kommt es immer wieder zu Brüchen bei der Verwendung von Daten. Das zeigt sich insbesondere an den Schnittstellen der einzelnen Betriebe. Auch für die Zukunft planen die Unternehmen tendenziell eher, eine digitale Organisation der Prozessketten vorzunehmen oder zu optimieren, statt automatische Herstellungsverfahren zu nutzen.

Schwierigkeiten auf dem Weg zum digitalen Tischlerhandwerk

Die Digitalisierung kommt im Tischlerhandwerk gut voran, könnte allerdings schon weiter sein. Ein Problem besteht darin, dass die Unternehmen zu wenig in die Digitalisierung investieren. Vielen Betrieben fehlt es einfach an Zeit und Geldmitteln, um ihre digitale Transformation aktiv und kraftvoll voranzubringen. Hierdurch besteht die Gefahr, Marktanteile an die Industrie zu verlieren und nicht mehr die nötigen Kernkompetenzen zu besitzen, um von den Kunden als relevant wahrgenommen zu werden.

Gerade in KMU gibt es häufig nicht genügend internes Know-how, um digitale Prozesse voranzubringen und zu nutzen. Entsprechend müssen solche Unternehmen Aus- und Weiterbildungen sowie Beratungen nutzen, um ihre digitale Transformation zu gestalten. Hinzu kommt, dass die Veränderungsbereitschaft der Belegschaft noch nicht sonderlich stark ausgeprägt ist. Entsprechend nutzt sie digitale Technologien noch zu wenig und greift stattdessen auf altbewährte Arbeitsmethoden zurück. Dass erschwert eine erfolgreiche digitale Transformation im Tischlerhandwerk.

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