Stefanie Peters ist CEO und Gründerin von Enable2grow und hat somit einen praxisnahen Blick auf die Digitalisierung. In einem Interview mit it-zoom.de legt sie ihre Sicht auf die digitale Transformation dar und erklärt, wie sich Unternehmen auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen können. Besonders wichtig sei es, in guten Zeiten zu investieren, um für die schlechten gerüstet zu sein. Im Folgenden stellen wir ihre wichtigsten Thesen ausführlich vor.
Laut Stefanie Peters hat sich der deutsche Mittelstand recht spät auf die Abenteuerreise Digitalisierung begeben, ist jetzt aber auf einem guten Weg. So haben mittlerweile 80% der in einer Studie befragten Unternehmen eine eigene Digitalstrategie und vor allem Fertigungsbetriebe und Dienstleister haben in Sachen Automatisierung schon einiges geleistet. Diese Zahlen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade einmal 28,6% der Unternehmen aktiv an der Umsetzung ihrer Strategie arbeiten. Außerdem herrscht immer noch die Vorstellung vor, dass die Digitalisierung nur bestimmte Branchen betreffe und daher für einige Betriebe nicht relevant sei. Für Peters ist das eine gefährliche Entwicklung, die dazu führen könnte, dass viele mittelständische Betriebe in der Zukunft nicht mehr wettbewerbsfähig sein werden.
Peters betont in ihrem Interview immer wieder, dass die Digitalisierung ein „iterativer Prozess“ sei. Das bedeutet, dass die digitale Transformation niemals vollständig abgeschlossen ist, sondern immer weiter läuft. Folglich ist es mit einmaligen Aktionen und einer einzelnen großen Umstellung auf digitale Techniken nicht getan. Vielmehr müssen die Betriebe ihre Unternehmensprozesse dauerhaft umstellen und ihre Arbeitsweise stark auf die Digitalisierung ausrichten. Hierzu gehört unter anderem, Mitarbeiter bereitzustellen, die ausdrücklich für Themen wie Datenschutz, die Implementierung neuer Techniken und die digitale Schulung der Belegschaft verantwortlich sind.
Ebenso wichtig ist für Peters, dass die Digitalisierung alle Unternehmensbereiche betrifft. Es ist daher nicht sinnvoll, die gesamte digitale Transformation an die IT auszulagern und sich darauf zu verlassen, dass die das schon irgendwie hinbekommen wird. Die Digitalisierung ist vielmehr ein ganzheitliches Konzept, dass jede Sparte und jede Abteilung eines Unternehmens betrifft. Die Digitalstrategie muss daher umfassend sein und vielfältige Schritte beinhalten. Diese müssen aufeinander abgestimmt werden, damit die einzelnen Maßnahmen ineinander greifen und sich gegenseitig ergänzen.
Peters empfiehlt Unternehmen, gerade in guten Zeiten in die Digitalisierung zu investieren. In schlechten Zeiten stehen hierfür meist nicht die Ressourcen und die Zeit zur Verfügung. Immerhin müssen sich die Unternehmensleitung und die Belegschaft dann um andere Dinge kümmern, um das Überleben der Firma zu sichern. Deswegen sollte gerade in guten Zeiten Geld in die Hand genommen werden, um digitale Technologien im Betrieb einzuführen und Schulungen für die Belegschaft zum Thema Digitalisierung anzubieten. Gerade in solchen Zeiten kommt es darauf an, die eigene Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. Das ist mit gewissen Mühen verbunden und kostet Mut, zahlt sich auf lange Sicht aber aus.
Das größte Hindernis für den Mittelstand in Sachen digitale Transformation ist die eigene Behäbigkeit. Zu viele Firmen ruhen sich auf dem Erreichten aus, statt in neue Geschäftsfelder zu investieren oder die Bestehenden auszubauen. Das gilt insbesondere für Betriebe, die die Digitalisierung bereits erfolgreich angestoßen haben. Sie freuen sich über die positiven Effekte, die das bringt, anstatt diesen guten Weg weiterzugehen. Denn die Digitalisierung ist niemals abgeschlossen, sondern erfordert kontinuierliches und beharrliches Arbeiten.
Der Rolle des CDO (Chief Digital Officer) bei der Digitalisierung schreibt Peters eine besonders große Bedeutung zu. Er ist quasi der Dreh- und Angelpunkt bei allen Fragen rund um die digitale Transformation. Die einzelnen Abteilungen wenden sich mit Fragen und Problemen an den cdo und fordern Hilfe und Unterstützung ein. Der CDO muss sich folglich mit allen Unternehmensbereichen sehr gut auskennen und wissen, welche Bedeutung die digitale Transformation in den einzelnen Abteilungen hat. Koordination und Beratung gehören somit zu den wichtigsten Aufgaben einer solchen Mitarbeiterin oder eines solchen Mitarbeiters.
Um all das leisten zu können, benötigt ein CDO umfassende Befugnisse und Rechte. Es ist wichtig, dass die Unternehmensführung den CDO in allen Belangen bestmöglich unterstützt und für dessen Anregungen und Ideen ein offenes Ohr hat. Es empfiehlt sich, dem CDO möglichst große Freiheiten einzuräumen. So kann die jeweilige Person kreative Ideen und Ansätze entwickeln und die Digitalisierung gezielt und effizient voranbringen.
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