Sie denken beim Thema Datenzentren an Server und Racks? Verständlich – aber völlig unzureichend. Denn während alle Welt über KI-Leistung und Cloud-Kapazitäten diskutiert, entscheidet sich die Ausfallsicherheit Ihrer digitalen Infrastruktur oft an einer ganz anderen Stelle: bei der Elektroinstallation. Warum ausgerechnet Kabelverlegesysteme über die Zukunft kritischer Infrastrukturen entscheiden und welche regulatorischen Anforderungen Sie jetzt kennen müssen, erfahren Sie in diesem Artikel.
Datenzentren sind das Nervensystem unserer digitalisierten Gesellschaft. Sie ermöglichen Online-Banking, Video-Streaming, E-Commerce und unzählige weitere Services, die wir täglich wie selbstverständlich nutzen. Doch während wir uns über langsame Internetverbindungen ärgern oder die neueste Cloud-Technologie bewundern, übersehen wir oft das Fundament, auf dem diese gesamte Infrastruktur steht: die Elektroinstallation.
Die Realität ist ernüchternd. Laut aktuellen Studien erleben zwei Drittel der deutschen Unternehmen mindestens einen schwerwiegenden Ausfall ihrer IT-Infrastruktur pro Jahr. Die Ursachen sind vielfältig – doch ein erheblicher Anteil lässt sich auf mangelhafte oder unzureichend dimensionierte Elektroinstallationen zurückführen. Besonders kritisch wird es bei Datenzentren, die zur kritischen Infrastruktur gehören: Hier kann ein Ausfall nicht nur Millionenschäden verursachen, sondern auch die Versorgungssicherheit ganzer Regionen gefährden.
Die Zeiten, in denen Rechenzentrumsbetreiber ihre Sicherheitsstandards weitgehend selbst definieren konnten, sind vorbei. Mit der EU-Richtlinie CER (Critical Entities Resilience) 2022/2557 und dem Digital Operational Resilience Act (DORA), der seit Januar 2025 vollständig in Kraft ist, gelten deutlich verschärfte Anforderungen für kritische Rechenzentren.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat diese europäischen Vorgaben im Mindeststandard zum HV-Benchmark kompakt 5.0 konkretisiert. Diese Richtlinie umfasst nicht nur IT-Sicherheitsvorgaben im klassischen Sinne, sondern auch umfassende technische Anforderungen an Brandschutz, Gebäudesicherheit und – besonders relevant – an die elektrische Installation.
Ein Brand im Rechenzentrum ist der absolute Worst Case. Nicht nur drohen Totalausfälle und Datenverlust – auch die Auswirkungen auf angeschlossene Unternehmen und Nutzer können verheerend sein. Erschwerend kommt hinzu, dass moderne Rechenzentren durch ihre hohe Leistungsdichte besonders brandgefährdet sind. Server, die auf engstem Raum Höchstleistungen erbringen, erzeugen enorme Wärmemengen, die permanent abgeführt werden müssen.
Hier kommen Kabelverlegesysteme ins Spiel, die eine entscheidende Doppelrolle erfüllen: Sie sorgen nicht nur für die ordnungsgemäße Führung der elektrischen Leitungen, sondern müssen im Brandfall auch eine verlängerte Betriebsbereitschaft gewährleisten. Die DIN 4102-12 legt dafür klare Standards fest: Kabel müssen halogenfrei sein – also bei Hitzeeinwirkung keine giftigen Gase freisetzen – und über ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis verfügen.
Dieses Prüfzeugnis wird nur nach einem detaillierten Testverfahren ausgestellt, das nachweist, dass während der geforderten Prüfzeit weder Kurzschlüsse noch Unterbrechungen auftraten. Für Betreiber kritischer Infrastrukturen bedeutet dies: Die Wahl des richtigen Kabelverlegesystems ist keine Kostenfrage, sondern eine Überlebensfrage.
Neben dem Brandschutz gibt es einen zweiten, oft unterschätzten Aspekt, der über Erfolg oder Misserfolg eines Rechenzentrums entscheidet: das Wärmemanagement. Die Rechenleistung moderner Server steigt kontinuierlich – und damit auch die Abwärme, die sie produzieren. Was zunächst wie ein rein klimatechnisches Problem klingt, hat direkte Auswirkungen auf die Elektroinstallation.
Überfüllte Kabeltrassen ohne ausreichende Luftzirkulation führen zu Wärmestaus, die gleich mehrere negative Effekte haben: Erstens verkürzt sich die Lebensdauer der Kabel dramatisch. Hochleistungs-Kupferkabel und Lichtwellenleiter reagieren äußerst empfindlich auf thermische Belastung. Zweitens steigt der Kühlbedarf des gesamten Rechenzentrums – was zu einem massiven Anstieg der Betriebskosten führt.
Digital-magazin.de hat recherchiert, dass der Stromverbrauch deutscher Rechenzentren in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist – mit einem erheblichen Anteil für aktive Kühlsysteme. Hier zeigt sich: Wer bei der Planung der Kabelverlegesysteme spart, zahlt später doppelt und dreifach.
Die Lösung für beide Herausforderungen – Brandschutz und Wärmemanagement – liegt in der Wahl hochwertiger, durchdachter Kabelverlegsysteme. Besonders bewährt haben sich zwei Systemtypen: Gitterrinnen und modulare Kabelverlegsysteme mit standardisierten Schnittstellen.
Gitterrinnen zeichnen sich durch ihre offene Bauweise aus, die eine effiziente Wärmeableitung ermöglicht. Im Gegensatz zu geschlossenen Kabelkanälen kann die Wärme frei zirkulieren und wird nicht gestaut. Dies ist insbesondere bei der Verwendung von Lichtwellenleitern und Hochleistungs-Kupferkabeln entscheidend, die besonders temperaturempfindlich sind.
Ein angenehmer Nebeneffekt der besseren Wärmeableitung: Der Energiebedarf der aktiven Kühlsysteme sinkt messbar. Studien zeigen, dass durch optimierte Kabelverlegsysteme die Kühlkosten um bis zu 15 Prozent reduziert werden können – eine direkte Verbesserung der Betriebskostenbilanz.
Modulare Kabelverlegsysteme mit standardisierten Schnittstellen bieten einen weiteren entscheidenden Vorteil: Skalierbarkeit. In Zeiten, in denen der Bedarf an Rechenleistung durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz kontinuierlich steigt, ist die Fähigkeit zur Erweiterung ohne Betriebsunterbrechung Gold wert.
Zu oft werden Kabeltragkonstruktionen verbaut, die zu schmal dimensioniert sind und später keine Erweiterungen zulassen. Die Folge: Teure und aufwendige Umbauten, bei denen im schlimmsten Fall ganze Bereiche des Rechenzentrums offline genommen werden müssen. Modulare Systeme hingegen ermöglichen eine schrittweise Anpassung der Infrastruktur, ohne dass die Betriebsabläufe gestört werden.
Ein häufiger Fehler bei der Planung von Rechenzentren ist die Fixierung auf den Anschaffungspreis. Unternehmen investieren Millionen in leistungsstarke Server, hochmoderne Kühltechnologie und redundante Stromversorgung – nur um dann bei den Kabelverlegsystemen zu sparen. Das ist kurzsichtig und rächt sich mittelfristig.
Die Total Cost of Ownership (TCO) – also die gesamten Lebenszykluskosten – müssen bei der Entscheidung im Vordergrund stehen. Hochwertige Kabelverlegsysteme mögen in der Anschaffung teurer sein, amortisieren sich aber durch mehrere Faktoren:
Auf digital-magazin.de haben wir in der Vergangenheit bereits mehrfach darauf hingewiesen, wie wichtig Investitionen in die Resilienz der IT-Infrastruktur sind – und Kabelverlegsysteme sind ein essentieller Bestandteil dieser Resilienz.
Aus der Praxis kennen wir von digital-magazin.de einige typische Planungsfehler, die immer wieder auftreten und vermeidbar wären:
Viele Betreiber planen ihre Kabelverlegesysteme exakt für den aktuellen Bedarf – ohne Puffer für Erweiterungen. Das führt dazu, dass bereits nach wenigen Jahren kostspielige Umbauten notwendig werden. Faustregel: Planen Sie mindestens 30 Prozent Reservekapazität ein.
Geschlossene Kabelkanäle mögen auf den ersten Blick ordentlicher aussehen – führen aber unweigerlich zu Wärmestaus. Gerade bei Hochleistungsumgebungen ist die offene Bauweise von Gitterrinnen die bessere Wahl.
Die Einhaltung von Normen wie der DIN 4102-12 ist nicht optional, sondern verpflichtend. Wer hier spart, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch den Ausschluss von Ausschreibungen im Bereich kritischer Infrastrukturen.
Eine saubere Dokumentation der Elektroinstallation ist essenziell für Wartung, Erweiterungen und Fehlersuche. Zu oft wird dieser Aspekt vernachlässigt – mit fatalen Folgen bei späteren Änderungen.
Die Anforderungen an Datenzentren werden in den kommenden Jahren weiter steigen. Drei Trends zeichnen sich dabei besonders deutlich ab:
Mit der Verbreitung von Edge Computing entstehen zunehmend kleinere, dezentrale Rechenzentren. Diese müssen dieselben Sicherheitsstandards erfüllen wie große Datacenter – bei oft begrenztem Platzangebot. Hier sind besonders kompakte und effiziente Kabelverlegsysteme gefragt.
Der Energieverbrauch von Rechenzentren steht zunehmend im Fokus der Öffentlichkeit und Politik. Die EU plant weitere Verschärfungen der Energieeffizienzrichtlinien. Intelligente Kabelverlegesysteme, die zur Reduktion des Kühlbedarfs beitragen, werden damit zum Wettbewerbsvorteil.
Künstliche Intelligenz hält auch im Infrastrukturmanagement Einzug. Sensoren in Kabelverlegesystemen ermöglichen eine permanente Überwachung von Temperatur, Belastung und Zustand – und erlauben vorausschauende Wartung, bevor Ausfälle auftreten.
Ein mittelständisches Unternehmen aus dem Finanzsektor betrieb ein eigenes Rechenzentrum mit etwa 200 Servern. Bei der Planung vor zehn Jahren hatte man auf günstige, geschlossene Kabelkanäle gesetzt. Als das Unternehmen aufgrund wachsender Geschäftstätigkeit die Serverkapazität verdoppeln wollte, zeigte sich das Problem: Die Kabelkanäle waren hoffnungslos überfüllt, die Wärmeentwicklung lag bereits im kritischen Bereich.
Die Lösung erforderte einen mehrwöchigen Komplettumbau, bei dem große Teile des Rechenzentrums offline gehen mussten. Die Kosten: Über 500.000 Euro – mehr als das Zehnfache dessen, was hochwertige, skalierbare Kabelverlegesysteme in der ursprünglichen Planung zusätzlich gekostet hätten. Eine teure Lektion in Sachen Lebenszykluskosten.
Bei der Auswahl eines Kabelverlegesystems für Ihr Rechenzentrum sollten Sie folgende Punkte beachten:
Die Wartungsintervalle hängen stark von der Qualität des Systems und der Belastung ab. Hochwertige Systeme mit robusten Materialien benötigen in der Regel eine jährliche Inspektion. Bei kritischen Infrastrukturen empfehlen Experten jedoch halbjährliche Überprüfungen, insbesondere der Befestigungen und thermischen Belastung. Moderne Systeme mit integrierter Sensorik ermöglichen ein kontinuierliches Monitoring und damit eine vorausschauende Wartung.
Die Kosten variieren erheblich je nach Größe des Rechenzentrums und Umfang der Maßnahmen. Für ein mittelgroßes Rechenzentrum mit 500 Quadratmetern müssen Sie mit Investitionen zwischen 150.000 und 400.000 Euro rechnen – inklusive Planung, Material und Installation. Hinzu kommen indirekte Kosten durch notwendige Betriebsunterbrechungen. Eine frühzeitige, vorausschauende Planung ist daher deutlich kostengünstiger als spätere Nachrüstungen.
Eine größere, als viele vermuten. Durch optimierte Wärmeableitung kann der Energiebedarf für die Kühlung um 10 bis 15 Prozent gesenkt werden. Bei einem durchschnittlichen Rechenzentrum mit einem jährlichen Stromverbrauch von 10 Millionen kWh entspricht dies einer Einsparung von bis zu 1,5 Millionen kWh – oder bei einem Strompreis von 15 Cent pro kWh etwa 225.000 Euro pro Jahr. Diese Einsparungen amortisieren die Investition in hochwertige Systeme oft schon nach wenigen Jahren.
Definitiv ja. Auch in kleineren Umgebungen profitieren Sie von den Vorteilen der offenen Bauweise – bessere Wärmeableitung, einfachere Erweiterbarkeit und höhere Flexibilität bei Veränderungen. Gerade kleinere Betreiber unterschätzen oft den Wartungsaufwand geschlossener Systeme. Die etwas höheren Anschaffungskosten von Gitterrinnen relativieren sich schnell durch geringere Betriebs- und Wartungskosten.
Wichtige Warnsignale sind: erhöhte Oberflächentemperaturen an den Kabeltrassen, häufigere Ausfälle oder Fehlfunktionen, sichtbare Beschädigungen oder Korrosion, mangelnde Dokumentation der Installation, fehlende Reservekapazität für Erweiterungen oder das Fehlen aktueller Zertifizierungen nach DIN 4102-12. Im Zweifel sollten Sie einen unabhängigen Gutachter beauftragen, der den Zustand Ihrer Elektroinstallation objektiv bewertet.
Die Elektroinstallation mag auf den ersten Blick wie ein unspektakulärer Aspekt der Rechenzentrumsplanung erscheinen – doch sie ist fundamental für Betriebssicherheit, Ausfallschutz und Energieeffizienz. In einer Zeit, in der Datenzentren zunehmend zur kritischen Infrastruktur unserer Gesellschaft gehören und strengeren regulatorischen Anforderungen unterliegen, ist die Wahl des richtigen Kabelverlegsystems keine Nebensächlichkeit mehr.
Hochwertige Systeme wie Gitterrinnen und modulare Kabelverleglösungen bieten nicht nur eine Antwort auf heutige Anforderungen, sondern auch die notwendige Flexibilität für zukünftige Entwicklungen. Sie reduzieren Ausfallrisiken, senken Betriebskosten und gewährleisten die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Die etwas höheren Investitionskosten amortisieren sich durch geringere Betriebs- und Wartungsaufwände, reduzierte Energiekosten und vor allem durch die Vermeidung teurer Ausfälle.
Wer heute in eine durchdachte, skalierbare Elektroinstallation investiert, legt den Grundstein für ein zukunftsfähiges Rechenzentrum, das auch den steigenden Anforderungen durch Edge Computing, künstliche Intelligenz und verschärfte Nachhaltigkeitsvorgaben gewachsen ist. In der digitalen Welt von morgen wird nicht der erfolgreich sein, der die leistungsstärksten Server hat – sondern der, dessen Infrastruktur verlässlich läuft. Und diese Verlässlichkeit beginnt bei der Elektroinstallation.
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