Kapital ist nicht alles: Digitale Infrastruktur als Erfolgsfaktor im E-Business

Ein Gastbeitrag von
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Pavlos Tsulfaidis ist CEO und Gründer der SmartStore AG. Seit 1999 managt er komplexe eCommerce- und Digitalisierungsprojekte über ihren gesamten Lebenszyklus. Sein Unternehmen unterstützt junge Gründer mit einer kostenlosen Shopsoftware.
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Dem repräsentativen NRW-StartUpMonitor zufolge wünschen sich fast zwei Drittel der Gründer politische Maßnahme zu deutlich mehr Bürokratieabbau. Ein verständliches Anliegen, entscheidet doch das Maß an Regelungsdichte mit über die Attraktivität der deutschen Start-Up Szene für Risikokapitalgeber. Doch müssen scheiternde Unternehmensgründungen nicht unbedingt mit fehlendem Venture Capital zusammenhängen. Es gibt viele Stellschrauben, um die Gründung auch mit weniger Fremdkapital, erfolgreich zu gestalten.

Die digitale Investitionsstrategie

Natürlich hat jedes Gründungsprojekt seinen Finanzierungsbedarf. Doch ist die Frage der Kapitalverfügbarkeit eben nur eine unter vielen wichtigen Herausforderungen für junge Start-Ups. Denn nach der Kapitalakquise geht es vor allem darum mit der richtigen Investitionsstrategie die Weichen für den späteren Unternehmenserfolg zu stellen. Statt Prestigeobjekte wie einen teuren Firmenwagen zu finanzieren, muss das Hauptaugenmerk auf der Förderung der heute meist unerlässlichen digitalen Grundinfrastruktur liegen. Hier lassen sich nachhaltig positive Investitionseffekte erreichen, die das Firmenwachstum auf lange Sicht stützen und Stück für Stück für mehr Unabhängigkeit von Fremdkapitalgebern sorgen. Mehr noch: Packen junge Gründer ihre Zielgruppen mit dem passenden Plattformgedanken, schlagen Shopsoftwares Venture Capital um Längen. Denn genügend Kapital im Hintergrund macht noch lange keine Erfolgsstory aus.

Im Zentrum steht die interne Workflow-Organisation: Ein effizientes Buchhaltungssystem ermöglicht zeitliche und finanzielle Spielräume für kreative Innovationsprojekte. Agilität und Flexibilität sind nicht umsonst eine der größten Benefits von Start-Ups, die sie sich durch eine smarte Prozessorganisation so lange wie möglich bewahren sollten. Gleiches gilt für die Abwicklung des operativen Geschäfts wie etwa beim Vertrieb im E-Commerce. Intelligent strukturierte Plattformen, die einen attraktiven Verkaufsprozess mit automatisierten Accounting verbinden, vermitteln Professionalität nach außen und schaffen Produktivitätsvorteile nach innen. Wer es versteht beides in einer digitalen Infrastruktur zu verbinden, für den sind die häufig lamentierten Bürokratiehürden des deutschen Verwaltungsapparats ein verkraftbares Malum und knappes Venture Capital keine Existenzbedrohung mehr.

Finanzbedarf durch defizitäre Unternehmensorganisation: Politik darf nicht zum Großspender werden

Fehlendes Risikokapital ist allzu häufig zunächst einmal das Resultat von ausgelassenen Optimierungschancen in Geschäftsmodell und Arbeitsprozessen. Es besteht die Gefahr, dass Gründer hier die digitalen Potentiale von Shopsoftwares verkennen und so Finanzierungsbedürfnisse generieren, die eigentlich vermeidbar wären. Forderungen nach staatlicher Unterstützung sind daher mit besonderer Vorsicht zu beobachten. Denn was sich im ersten Moment wie eine segensreiche Finanzspritze anfühlt, geht oft mit neuen Abhängigkeiten einher.

Gerade in Wahlkampfzeiten, in denen die Verlockung nach einfachen Botschaften besonders groß ist, sollte sich die Politik davor hüten, den Eindruck zu erzeugen, dass jede Unternehmensidee einen Mehrwert schafft, wenn man sie denn nur ausreichend finanziell unterfüttert. Derlei Signale verhindern eine Konsolidierung der Start-Up Szene, bei der es auch um internationale Anschluss- und Konkurrenzfähigkeit geht.

Bürokratieabbau: Im eigenen Unternehmen anfangen

Es klingt vielversprechend, wenn Politiker spürbaren Bürokratieabbau für junge Unternehmen in Aussicht stellen. Doch die eingespielten Vorgänge bei den Behörden neu zu strukturieren, verlangt große Ausdauer und einen gemeinsamen politischen Willen der regierenden Parteien. Wie schnell hier eine einheitliche politische Linie gefunden werden kann, ist offen. Hinzukommen fortbestehende Unterschiede je nach Bundesland. Was in den Start-Up-Zentren Berlin und NRW gilt, muss nicht der Sachlage im Süden der Republik entsprechen.

Der administrative Alltag, etwa bei der obligatorischen Eintragung der GmbH ins Handelsregister, ist für viele Start-Ups weiterhin von langwierigen Prozeduren geprägt. Bereits 2015 gaben 6 von 10 Gründern in einer Studie des Branchenverbandes Bitkom an, dass der bürokratische Aufwand bei der Gründung zu hoch war. Trotz vieler politischer Ankündigungen das zu ändern, scheint sich an der Ausgangslage kaum Substanzielles getan zu haben. Umso wichtiger ist es, dort wo unternehmenseigene Planungsautonomie besteht, die Abläufe bestmöglich und unterstützt durch eine leistungsstarke digitale Infrastruktur abzustimmen.

Beispiel Webshop: Eckpfeiler eines digitalen Ökosystems für mehr Effizienz

Einen Großteil der nicht selten verwaltungsintensiven Interaktionen in der Geschäftswelt, sei es B2B oder B2C, haben enormes Automatisierungspotential. Die Industrie 4.0. rund um die Innovationen des maschinellen Lernens beweisen, dass immer häufiger computergestützte Einheiten für Aufgaben eingesetzt werden können, für welche zuvor menschliche Intelligenz erforderlich war. Diese Entwicklung bleibt aber nicht exklusiv dem Industriesektor vorbehalten, sondern lässt sich auf eine Vielzahl von Geschäftsmodellen im E-Commerce und auf den webbasierten Dienstleistungssektor übertragen. Viele etablierte Unternehmen scheuen sich noch vor neuen Lösungen, weil sie vor allem den Aufwand bei der Umstellung eingespielter Prozesse sehen.

Start-Ups haben hier einen natürlichen Vorteil. Bei Null angefangen können sie die Fortschritte der digitalen Transformationen von Beginn an in das firmeneigene Ökosystem integrieren. Bei der Gestaltung des Webshops etwa lassen sich Konzepte entwerfen, in denen das Bestellsystem intelligent auf individuelle Kundenwünsche reagiert, die Realisierbarkeit eines Projekts überprüft und Kostenberechnungen nach einer Vielzahl unterschiedlicher Parameter wie Material, Größe und Spezialanforderungen transparent darstellt. Aufgaben, für welche typischerweise ein hoher Personalaufwand erforderlich war, können zunehmend ohne Kommunikationseinbußen maschinell gesteuert werden. Durch die Kosteneinsparungen kann sich die Auftragsnahme auch bei Kleinprojekten rentieren, was gerade für Start-Ups mit kleinem Kundenstamm ein Gewinn ist. Berechnungsfehler reduzieren sich, Kostentransparenz und 24-h Verfügbarkeit sind weitere der Digitalisierung immanente Vorteile.

So werden Start-Ups zu Pionieren der digitalen Transformation

Indem Start-Ups neue Innovationen in ihr Geschäftsmodell integrieren oder sogar selbst entwickeln, nehmen sie eine Pionierstellung bei der digitalen Transformation ein. In dieser Rolle können sie dem Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt mehr Dynamik verleihen. Damit zeigt sich, dass die Zukunft der hiesigen Start-Up-Szene nicht allein in den Händen von Politikern und Risikokapitalgebern liegt. Vieles, was den Weg zu einem erfolgreichen Start-Up ebnet, ist hierzulande bereits strukturell angelegt. Dass fast 80% der Start-Ups sich zumindest teilweise aus Eigenersparnissen ihrer Gründer finanzieren, zeugt von Tatendrang und Eigeninitiative. Daneben braucht es vor allem Mut und Selbstvertrauen der Gründer, die Vorteile der digitalen Innovationen für sich zu nutzen, auch schon bevor sie zum betriebswirtschaftlichen Common Sense geworden sind. Getragen von einem jungen Unternehmergeist fällt der Weg zu neuen Lösungen leichter. Darin liegt der systematische Wettbewerbsvorteil der deutschen Start-Ups.

Zusätzlich wirkte gerade die Corona-Pandemie wie ein Katalysator für internetbasierte Geschäftsmodelle. Während die Zahl der Start-Ups laut dem Start-Up Report der KfW  bereits 2019 bei ca. 70.000 stagnierte und insgesamt die Gründungsaktivität gedämpft ist, haben gerade neue Unternehmen im Bereich E-Commerce entlang des allgemeinen Trends zum Online-Handel Aufwind bekommen. Diese Veränderungsprozesse zeigen auf, wo in Zukunft die größten Wachstumspotentiale liegen. Damit der neue digitale Gründergeist auf Dauer trägt, sind Kapitalisierung und strategische Investition sowie Auseinandersetzung mit den eigenen Optimierungsmöglichkeiten durch neue Lösungen gleichermaßen von Relevanz.

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