Birkenstock wird ab 2017 seine Produkte nicht mehr über Amazon verkaufen. Das Geschäftsumfeld auf der Plattform fördere „inakzeptable Geschäftspraktiken“, die der Schuhhersteller nicht mehr hinnehmen möchte. Hierbei zieht sich das Unternehmen nicht nur selbst zurück, sondern untersagt auch den Retailern einen Vertrieb über Amazon. Der Fall ist aufsehenerregend, allerdings nicht der Erste seiner Art.
Birkenstock sieht sich bei Amazon einer großen Konkurrenz von Drittanbietern gegenüber, die zu einem großen Teil aus China stammen. Diese Händler nutzen verschiedene Techniken wie gefälschte Produkte oder gekaufte Bewertungen, um sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz und somit auch gegenüber Birkenstock zu verschaffen. Hinzu kommt die Vorgabe von Amazon, dass ein Unternehmen seinen ganzen Produktkatalog auf dem Marktplatz zur Verfügung stellen muss, wenn es einen speziellen Schutz durch den Internetriesen erfahren möchte. Hierin sieht Birkenstock eine Einschränkung der persönlichen Gestaltungshoheit des Unternehmens. Um die volle Kontrolle über die eigenen Vertriebskanäle und Produkte zu behalten beziehungsweise zurückzugewinnen, zieht sich der Schuhhersteller von Amazon zurück.
Die Entscheidung, nicht mehr mit Amazon zu kooperieren, ist der Endpunkt eines jahrelangen Bemühens, eine „faire Umgebung“ bei Amazon zu erreichen. Birkenstock hat dem Onlineriesen eine Vielzahl an Vorschlägen gemacht, wie die Verkaufsmöglichkeiten auf dem Marktplatz für alle Beteiligten fair gestaltet werden könnten. Da Amazon hierauf nicht in der gewünschten Weise reagiert hat, ist die Abwendung von dem Marktplatz als ultima ratio gewählt worden. Aus diesem Grund wird Birkenstock ab dem 01.01.2017 keine Produkte mehr über Amazon anbieten oder verkaufen.
Besonders erwähnenswert hierbei ist, dass auch die Retailer und Kooperationspartner von Birkenstock nicht länger Amazon als Vertriebskanal nutzen dürfen. Das Unternehmen wird ab 2017 genau darauf achten, dass sich alle Händler an diese Vorgabe halten. Die Kunden warnt das Unternehmen zudem, dass bei den ab 2017 bei Amazon angebotenen Produkten weder die Echtheit, noch die Qualität garantiert werden können. Daher sollten sich Interessierte lieber an einen ausgewiesenen und zuverlässigen Kooperationspartner von Birkenstock wenden.
Der Fall Birkenstock ist nicht der Erste seiner Art, bei dem ein Unternehmen mit Amazon aneinandergeraten ist. Unter anderem haben sich das Pharma- und Konsumgüterunternehmen Johnson & Johnson und der Messerhersteller Wüsthof (zumindest zeitweise) gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem Onlineportal entschieden. Auch in diesen Fällen waren Probleme mit Drittanbietern der Grund für den Konflikt. Unternehmen müssen sich also sehr genau entscheiden, welche Geschäftspraktiken sie hinzunehmen bereit sind.
Denn ein Verzicht auf eine Kooperation mit Amazon bedeutet immer auch das Abschalten eines wichtigen und erfolgreichen Vertriebskanals. Birkenstock hat sich nun für ein direktes Duell zwischen Qualität und Preis entschieden. Nach dem Rückzug werden bei Amazon nur noch Produkte von Drittanbietern zu finden sein, die entweder keine gute Qualität haben oder nicht echt sind, dafür aber wenig kosten, während Birkenstock selbst die originalen Markenprodukte in gewohnter Qualität und zu den bisherigen Preisen anbieten wird. Es muss sich zeigen, welches Konzept sich durchsetzen und ob Birkenstock auch ohne Amazon Erfolg haben wird.
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