KI in der Arbeitswelt: Figma-Studie deckt Diskrepanz zwischen Effizienz und Vertrauen auf

Figma - KI in der Arbeitswelt

Die neue Figma-Studie 2025 zeigt: KI in der Arbeitswelt steigert zwar die Produktivität von Designern und Entwicklern um beachtliche 78 Prozent, doch von einer Revolution am Arbeitsplatz kann noch nicht die Rede sein. Während ein Drittel der befragten Teams bereits KI-gestützte Produkte ausgeliefert hat, bleiben die Zielsetzungen oft unklar und das Vertrauen in die Technologie begrenzt.

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Künstliche Intelligenz ist in der Produktentwicklung angekommen – das steht außer Frage. Doch wie die aktuelle Studie der Design-Plattform Figma zeigt, gestaltet sich der Umgang mit KI in der Arbeitswelt komplexer als erwartet. Die Befragung von 2.500 Designern und Entwicklern aus Europa, den USA, Kanada und dem asiatisch-pazifischen Raum offenbart einen interessanten Widerspruch: Während die Technologie zweifellos Zeit spart, bleibt die Zufriedenheit mit den Ergebnissen durchwachsen.

Die Zahlen sprechen zunächst eine deutliche Sprache: 78 Prozent der Befragten berichten von gesteigerter Effizienz durch den Einsatz von KI-Tools. Doch nur 58 Prozent finden, dass die Qualität ihrer Arbeit dadurch tatsächlich verbessert wird. Diese Diskrepanz zwischen Geschwindigkeit und Zufriedenheit charakterisiert den aktuellen Entwicklungsstand perfekt.

Boom bei KI-Produkten trotz unklarer Zielsetzung

Die Entwicklung von KI-gestützten Produkten erlebt derzeit einen regelrechten Boom. Ein Drittel der befragten Designer und Entwickler gab an, bereits in diesem Jahr entsprechende Anwendungen ausgeliefert zu haben – ein beeindruckender Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Vielfalt der Projekte ist bemerkenswert: Über 1.000 verschiedene KI-Anwendungen wurden genannt, von prädiktiver Wartungsanalyse bis zur Interpretation medizinischer Dokumente.

Kennzahl 2024 2025 Veränderung
Teams mit ausgelieferten KI-Produkten 22% 33% +50%
Produktivitätssteigerung 71% 78% +7%
Erwartung signifikanter Unternehmensauswirkungen 23% 27% +4%

Besonders auffällig ist die Entwicklung bei kleinen Unternehmen: Der Anteil derer, die KI als entscheidend für den Markterfolg ansehen, hat sich verdreifacht. Dennoch offenbart die Studie ein grundlegendes Problem: Vielen KI-Projekten fehlt ein klares Ziel. Lediglich neun Prozent nannten Umsatzwachstum als oberste Priorität, während 76 Prozent auf vage Absichten wie „mit KI experimentieren“ oder „Kundenerlebnisse verbessern“ verwiesen.

Design wird zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal

In einer Zeit, in der KI-Modelle rasant entstehen und sich UI-Designmuster noch nicht etabliert haben, gewinnt gutes Design eine völlig neue Bedeutung. 52 Prozent der befragten Entwickler von KI-Tools betonen, dass Design bei diesen Anwendungen noch wichtiger ist als bei herkömmlichen Produkten. Weitere 43 Prozent sehen es mindestens als genauso wichtig an.

Diese Einschätzung ist nicht von der Hand zu weisen: In einem Markt, in dem die technischen Grundlagen zunehmend verfügbar werden, entscheidet die Benutzerfreundlichkeit darüber, ob Produkte von Nutzern angenommen werden. Teams, die bewährte Praktiken wie enge Zusammenarbeit zwischen Design und Entwicklung oder iteratives Prototyping anwenden, berichten deutlich häufiger von erfolgreichen Projekten.

  • 52% der KI-Entwickler sehen Design als wichtiger bei KI-Tools als bei traditionellen Produkten
  • 95% der Teams bewerten Design mindestens als genauso wichtig
  • Erfolgreiche Teams setzen auf enge interdisziplinäre Zusammenarbeit
  • Iteratives Prototyping erweist sich als Erfolgsfaktor

KI-Agenten: Der am schnellsten wachsende Trend

Während Textgenerierung weiterhin die häufigste Art von KI-Projekten darstellt, sind KI-Agenten die am schnellsten wachsende Kategorie – sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Diese intelligenten Assistenten versprechen noch effizientere Workflows und eröffnen völlig neue Anwendungsfelder. Gleichzeitig stellen sie Designer und Entwickler vor neue Herausforderungen.

Die Entwicklung von KI-Agenten erfordert ein grundlegendes Umdenken, da sich völlig neue Fragestellungen ergeben: Wie viel soll eine KI erklären? Wie sieht eine optimale Balance zwischen Automatisierung und Benutzerkontrolle aus? Solche Aspekte lassen sich nur in enger Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten beantworten und erfordern die Bereitschaft, sich gemeinsam mit den Technologien weiterzuentwickeln.

„Es ist wie ein Restaurant zu führen, dessen Speisekarte sich täglich ändert.“

Studienteilnehmer über die Entwicklung von KI-Produkten

Erfolgreiche Teams reflektieren regelmäßig, passen sich kontinuierlich an und verstehen „Best Practices“ nicht als feste Regeln, sondern als flexible Ausgangspunkte. Diese Anpassungsfähigkeit wird zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil in einer sich schnell wandelnden Technologielandschaft.

Die Kluft zwischen Produktivität und Arbeitsqualität

Die vielleicht überraschendste Erkenntnis der Figma-Studie betrifft die Diskrepanz zwischen Produktivitätssteigerung und tatsächlicher Verbesserung der Arbeitsqualität. Während 78 Prozent der Befragten von gesteigerter Effizienz berichten, finden nur 58 Prozent, dass KI die Qualität ihrer Arbeit verbessert. Noch kritischer: Weniger als die Hälfte fühlt sich durch KI tatsächlich besser in dem, was sie tun.

Aspekt Zustimmung
Gesteigerte Produktivität 78%
Verbesserte Arbeitsqualität 58%
Gefühl der Verbesserung < 50%
Vertrauen in KI-Ergebnisse 33%

Besonders besorgniserregend ist das mangelnde Vertrauen: Nur ein Drittel der Befragten gibt an, den Ergebnissen der KI im Arbeitskontext vertrauen zu können. Diese Zahlen illustrieren die aktuelle Situation perfekt: KI spart Zeit und fungiert als hilfreicher Kollaborationspartner – aber noch nicht als vollwertig vertrauenswürdiger Begleiter.

Entwickler profitieren stärker als Designer

Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Berufsgruppen auf. Entwickler berichten von höherer Zufriedenheit mit KI-Tools (83 Prozent) und empfinden häufiger eine Qualitätssteigerung durch KI (67 Prozent) als Designer (69 Prozent bzw. 54 Prozent). Diese Diskrepanz lässt sich durch die unterschiedlichen Anwendungsbereiche erklären.

  • 59% der Entwickler nutzen KI für zentrale Aufgaben wie das Schreiben von Code
  • Nur 31% der Designer setzen KI für Kernaufgaben wie das Erstellen von Assets ein
  • Entwickler profitieren von direkteren Anwendungsmöglichkeiten
  • Designer arbeiten noch zurückhaltender mit KI-Tools

Diese Erkenntnis deutet darauf hin, dass KI-Tools für Design-Aufgaben noch nicht die gleiche Reife erreicht haben wie entsprechende Entwicklungstools. Die Herausforderung für die kommenden Jahre wird darin bestehen, auch für kreative Prozesse intuitivere und zuverlässigere KI-Unterstützung zu entwickeln.

Realistische Erwartungen statt überzogener Euphorie

Trotz aller Herausforderungen ist die große Mehrheit der Befragten (83 Prozent) überzeugt, dass der souveräne Umgang mit KI entscheidend für den zukünftigen Erfolg ist. Interessant ist jedoch die Entwicklung der Erwartungen: Nur 27 Prozent glauben, dass KI im kommenden Jahr einen signifikanten Einfluss auf die Unternehmensziele haben wird – im Vergleich zu 23 Prozent im Vorjahr eine moderate Steigerung.

Noch deutlicher wird dieser Trend bei den transformativen Erwartungen: Lediglich 15 Prozent erwarten eine grundlegende Veränderung – unverändert zum Vorjahr. Diese Stabilisierung der Erwartungen ist bemerkenswert und deutet auf eine Professionalisierung im Umgang mit der Technologie hin. Die Erwartungen stabilisieren sich nicht etwa aus Zweifel an der Bedeutung von KI, sondern weil die Nutzer inzwischen auch die Grenzen der Technologie kennengelernt haben.

Best Practices für erfolgreiche KI-Integration

Die Studie identifiziert mehrere Erfolgsfaktoren für Teams, die KI erfolgreich in ihre Arbeitsabläufe integrieren:

  1. Iterative Prozesse beibehalten und an KI-Eigenarten anpassen
  2. Enge Zusammenarbeit zwischen Design und Entwicklung fördern
  3. Kontinuierliche Nutzerbefragung zur Qualitätssicherung
  4. Flexibilität in der Prozessgestaltung entwickeln
  5. Regelmäßige Reflektion und Anpassung der Arbeitsweise

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist das Bewusstsein, dass sich der Entwicklungsprozess von KI-Produkten grundlegend von herkömmlichen Produkten unterscheidet. Die volatilen Eigenschaften der Technologie erfordern eine höhere Anpassungsfähigkeit und die Bereitschaft, bewährte Praktiken kontinuierlich zu hinterfragen.

Fazit: Ein Jahr des gezügelten Momentums

Die Figma-Studie 2025 zeichnet ein differenziertes Bild der aktuellen Entwicklung von KI in der Arbeitswelt. Die Experimentierphase zahlt sich allmählich aus, dennoch bleiben bedeutende Herausforderungen bestehen: unklare Zielsetzung, schwankende Qualität sowie erhebliche Unterschiede in Nutzung und Zufriedenheit zwischen verschiedenen Teams und Disziplinen.

Erfolg entsteht durch die Balance zwischen bewährten Prinzipien und neuen Denkweisen. Während iteratives Arbeiten und enge interdisziplinäre Zusammenarbeit ihre Bedeutung behalten, erfordern aktuelle KI-Trends zusätzlich Flexibilität, tiefere KI-Kompetenz und die Bereitschaft, Arbeitsprozesse grundlegend zu überdenken.

Die Studie zeigt deutlich: Design bleibt ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal – gerade in einer Welt, in der Software immer leichter zu entwickeln ist. Das nächste Kapitel wird nicht von KI geschrieben, aber sehr wahrscheinlich mit ihr gestaltet. Es entsteht durch Menschen, die die Technologie als Werkzeug begreifen und mit Fachwissen, handwerklichem Können und Neugier vorangehen.

Den vollständigen Figma-Report können Sie hier herunterladen.

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