Gut jeder vierte Deutsche nutzt die Corona-Warn-App. Knapp die Hälfte der Deutschen steht der App hingegen kritisch gegenüber. Das liegt insbesondere an datenschutzrechtlichen Argumenten. Der Bund rollt nun die Werbetrommel für die App und versucht durch Maßnahmen wie Umfragen herauszufinden, wie diese bei der Bevölkerung ankommt. Der Städte- und Gemeindebund sowie Karl Lauterbach sind hingegen von der App rundum überzeugt. Sie fordern eine Ausweitung der Features und wären grundsätzlich bereit, den Datenschutz im Namen der Sicherheit der deutschen Bevölkerung hintanstehen zu lassen.
Die Skepsis in der Bevölkerung der Corona-Warn-App gegenüber ist quasi mit Händen zu greifen. Insgesamt 44% der Teilnehmer an einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest haben sich die App nicht heruntergeladen und haben auch nicht vor, dies in naher Zukunft zu tun, berichten Florian Gehm und Anne Kunz auf welt.de. 4% der Teilnehmer gaben an, dass sie die App einmal genutzt, dann aber wieder von ihrem Smartphone gelöscht haben. 5% sagten zudem, dass die App nach dem Download und der Installation nicht funktioniert habe. Es ist davon auszugehen, dass noch eine größere Skepsis der App gegenüber vorherrscht.
Es gibt viele Gründe dafür, dass die Menschen die App kritisch sehen. Ein besonders wichtiges Argument dürfte jedoch der Datenschutz sein. Das zeigt beispielsweise die Weitergabe von Informationen nach einem positiven Testergebnis. Zwischen dem 2. und 8. November wurden nur etwa 2.200 Meldungen über Infektionen via Corona-App weitergegeben. Insgesamt wurden jedoch täglich etwa 18.000 Neuinfektionen registriert. Von denjenigen, die die App nutzen, haben etwa 40% derjenigen, die ein positives Testergebnis erhalten haben, dieses nicht weitergeleitet.
Der Bund rührt aktuell heftig die Werbetrommel für die Corona-Warn-App. Ursprünglich war geplant, 3,5 Millionen Euro zu investieren, mittlerweile wurden bereits 13 Millionen Euro ausgegeben. Unter anderem hat der Sachverständigenrat für Verbraucherfragen bei Infratest eine Umfrage über das Nutzerverhalten in Bezug auf die Corona-Warn-App in Auftrag gegeben. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden über 1000 Deutsche über 18 Jahre zu ihrer Nutzung der App befragt. Die Umfrage erfolgte gezielt digital, damit speziell Menschen daran teilnehmen, die Apps grundsätzlich gut finden und nutzen.
Durch die Erhöhung des Werbebudgets versucht der Bund nun, die App bekannter und populärer zu machen. Das Ziel ist einerseits, konkrete Informationen weiterzugeben, damit die Bevölkerung ihre Entscheidung zur Nutzung nicht auf Hörensagen und Gerüchte aufbaut. Zum anderen soll gezielt ein positives Image der App verbreitet werden, die als potentielles Werkzeug zur Rettung von Leben dargestellt wird. Das Ziel ist ganz klar, die Zahl der Nutzer zu erhöhen und hierdurch eine bessere Verfolgbarkeit der Infektionsketten zu erreichen.
Während die Bevölkerung der Corona-Warn-App eher skeptisch gegenübersteht, sind andere schwer begeistert von ihr. Hierzu gehört laut report-k.de beispielsweise der Städte- und Gemeindebund, der für eine Weiterentwicklung der App eintritt. So solle in Zukunft nicht nur mitgeteilt werden, dass ein Kontakt mit einem Infizierten stattgefunden hat, sondern auch wann und wo. Hierdurch könnten die Gesundheitsämter deutlich effizienter arbeiten. Ebenso hält es der Städte- und Gemeindebund für eine Möglichkeit, das positive Corona-Testergebnisse unmittelbar an das zuständige Gesundheitsamt geschickt werden könnten. Das sei im Namen der Sicherheit und Gesundheit der Deutschen in vielen Fällen wichtiger als ein strenger Datenschutz. Es müsste unbedingt verhindert werden, dass die App „ein zahnloser Tiger bleibt“.
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht die Sache ähnlich. Aus seiner Sicht müsse es eine Selbstverständlichkeit sein, dass positive Testergebnisse auch gemeldet werden. Dass die Menschen, die ein positives Testergebnis über die Corona-Warn-App bekommen, dieses erst noch freischalten müssten, sei schlecht. Auch Lauterbach hält es für wichtig, dass die Menschen genau wüssten, wann und wo sie einen Kontakt mit einem Infizierten gehabt hätten. Das Einverständnis der Nutzer müsste jedoch ausdrücklich gegeben sein. Lauterbach meint, dass nicht mehr viel Zeit für einen erfolgreichen Kampf gegen Corona bliebe und deswegen zusätzliche Funktionen der App dringend nötig seien.
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