Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind zwei essenzielle Elemente unserer Lebenswelt, die scheinbar vollkommen unterschiedliche Ziele verfolgen. Studien zeigen jedoch, dass es durchaus möglich ist, eine grüne Digitalisierung zu realisieren. Das gilt sowohl für die Stadtentwicklung und die Wirtschaft als auch für Privathaushalte. Wichtig ist aber, die Chancen und Risiken genau zu kennen und abzuwägen, um eine möglichst effiziente Mischung aus Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu erreichen.
Es hält sich ungebrochen das Klischee, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit unvereinbar wären. Immerhin zielt die Nachhaltigkeit auf ein ressourcensparendes Leben mit möglichst effizientem Nutzerverhalten, wohingegen die Digitalisierung auf die Entwicklung neuer Technologien und Geräte setzt, für deren Herstellung und Gebrauch Ressourcen benötigt werden. Dabei sind die Schnittstellen in den Zielsetzungen von Nachhaltigkeit und Digitalisierung beachtlich.
So zeigt nicht nur das Magazin Zitty beispielsweise auf, dass die Einführung des Smartphones dazu geführt hat, dass die Nachfrage nach anderen Geräten wie Notebooks, Digitalkameras und MP3-Playern zurückgegangen ist, weil deren Aufgaben von einem Smartphone erledigt werden können. Entsprechend weniger Ressourcen müssen für die Herstellung unterschiedlicher Geräte aufgewendet werden. Ebenso erleichtern Smart Homes einen effizienten Energieverbrauch und das autonome Fahren ermöglicht eine ökologischere Fahrweise. Es ist also durchaus möglich, die Ziele von Nachhaltigkeit und Digitalisierung miteinander in Einklang zu bringen, solange man sich der Risiken bewusst ist und diese meidet.
Ein exzellentes Beispiel für grüne Digitalisierung im Städtebau ist Berlin. So ist der Wissenschafts- und Technologiestandort Adlershof in Berlin beispielsweise schon heute in der Lage, einen Großteil seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Das Hauptziel besteht in einer massiven Reduzierung des Primärenergiebedarfs, was nur über die Digitalisierung möglich ist. Zudem arbeitet der EUREF-Campus in Berlin mit Smart Grids, also intelligenten Stromnetzen. Der Campus nutzt seine Energie somit besonders intelligent und hat moderne Speicherlösungen entwickelt, über die eine Elektrotankstelle betrieben werden kann. Nicht zuletzt ist das Urban beziehungsweise Vertical Gardening in Berlin stark vertreten und zeigt, dass das Großstadtleben sowohl mit Nachhaltigkeit als auch mit Digitalisierung vereinbar ist.
Deutschlandweit werden immer neue Produkte und Innovationen getätigt, die eine harmonische Verschmelzung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung ermöglichen. So setzen schon heute viele Unternehmen auf recyclingfähige Materialien und Produkte mit recyclingorientiertem Produktdesign. Das Ziel hierbei ist die Weiterentwicklung der Circular Economy, die sich stark am Kreislauf der Wiederverwertung orientiert.
Ebenso setzt die Wirtschaft heutzutage auf neue Materialien und betreibt eigene Materialforschung mit dem Ziel, nachhaltige und umweltfreundliche Materialien zu entwickeln. Ebenso wird verstärkt auf eine dezentrale Produktion gesetzt. Denn wenn digitale Techniken eine kostengünstige Herstellung von Produkten am Zielmarkt ermöglichen, fallen kostenintensive und umweltschädliche Transportwege weg. In diesem Zusammenhang spielen vollautomatisch funktionierende Großlager und ein lückenloses Monitoring in der Logistik eine entscheidende Rolle. Nicht zuletzt setzen immer mehr Unternehmen auf Produktupdates. Hierdurch können einmal erworbene Produkte aktualisiert werden, sodass ein Neukauf seltener notwendig wird.
Wer an Nachhaltigkeit denkt, hat in der Regel zunächst Privathaushalte im Sinn. Diese haben zum Beispiel durch die Anschaffung energiesparender Geräte wie Kühlschränke, Elektroherde und Waschmaschinen die Möglichkeit, Energie zu sparen. Zudem sorgen Smart Homes dafür, dass Ressourcen effizient genutzt werden. So kann beispielsweise die Heizung zu Hause so eingeschaltet werden, dass sie mit dem Heizen beginnt, wenn die Nutzer von der Arbeit kommen. So wird möglichst wenig Energie verbraucht und es ist beim Betreten der Wohnung dennoch angenehm warm.
Ebenso sind auf immer mehr Privathäusern Solaranlagen zu finden, die eine nachhaltige Stromgewinnung und einen effizienten Umgang mit Ressourcen ermöglichen. Je besser die einzelnen Geräte im Haushalt also aufeinander abgestimmt sind, desto nachhaltiger arbeiten sie. Die Kombination aus Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist hier klar erkennbar, allerdings muss berücksichtigt werden, dass vor der Kostenersparnis zunächst hohe Investitionskosten stehen.
Bei all den Vorteilen einer Verschmelzung aus Nachhaltigkeit und digitaler Transformation dürfen die Gefahren der grünen Digitalisierung nicht außer Acht gelassen werden. So können sich positive Effekte leicht ins Gegenteil kehren, was als sogenannter „Rebound Effect“ bekannt ist. So führt ein Smartphone zwar dazu, dass weniger andere Geräte eingesetzt werden müssen. Wenn aber das Smartphone dafür übermäßig oft verwendet wird und aufgeladen werden muss, kann der Ressourcenverbrauch teilweise höher sein, als wenn mehrere Einzelgeräte hin und wieder verwendet würden.
Ebenso sorgen langlebige Produkte häufig für einen Innovationsstau, da es für die Unternehmen nicht attraktiv ist, neue Geräte zu entwickeln, wenn die alten über Jahre hinweg genutzt werden können. Ein weiteres Beispiel ist das Dosenpfand. Dieser vermittelt den Nutzern den Eindruck, dass die in der Dose verwendeten Materialien nachhaltig wiederverwertet werden können. Das kann zu einem steigenden Konsum von Dosen führen, obwohl deren Herstellung und Entsorgung die Umwelt stark belasten.
All diese Beispiele zeigen, dass eine effiziente Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung nur mit Vorwissen zu realisieren ist. Die Vorteile müssen den Risiken ganz klar gegenübergestellt werden, um so durch die Nutzung digitaler Techniken eine möglichst umweltfreundliche Lebensweise zu erreichen, ohne auf digitalen Komfort verzichten zu müssen. Dieser Aufgabe sehen sich alle Mitglieder der Gesellschaft von Politik über Industrie und Wirtschaft bis hin zu Privathaushalten gegenüber.
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