Internet-ABC-Siegel: Bremen zeichnet sechs Grundschulen für digitale Medienkompetenz aus

Internet-ABC-Siegel

Sechs Bremer Grundschulen erhielten jetzt das begehrte Internet-ABC-Siegel für ihr außergewöhnliches Engagement in der Medienkompetenz-Förderung. Die Auszeichnung der Bremischen Landesmedienanstalt würdigt Schulen, die ihre Schüler gezielt auf einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit der digitalen Welt vorbereiten. In einer Zeit, in der bereits Grundschulkinder täglich im Internet unterwegs sind, wird diese Arbeit immer wichtiger.

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Die digitale Welt wartet nicht auf uns – sie ist bereits da. Während wir Erwachsenen noch über die richtige Balance zwischen analoger und digitaler Bildung diskutieren, navigieren unsere Kinder längst selbstverständlich durch soziale Netzwerke, Online-Spiele und Videoportale. Umso wichtiger wird es, ihnen von Anfang an die nötigen Kompetenzen mitzugeben. Das Internet-ABC-Siegel ist dabei ein wichtiger Baustein, der Grundschulen auszeichnet, die diese Aufgabe besonders ernst nehmen.

Was ist das Internet-ABC-Siegel und warum ist es wichtig?

Das Internet-ABC-Siegel ist weit mehr als nur eine weitere Plakette an der Schulwand. Es handelt sich um eine Auszeichnung für Grundschulen, die das Thema Medienkompetenz fest in ihrem Schulkonzept verankert haben. Schulen, die dieses Siegel erhalten, haben bewiesen, dass sie ihre Schüler systematisch und altersgerecht an den Umgang mit digitalen Medien heranführen.

Die Grundlage bildet das Internet-ABC-Projekt, das bereits seit 22 Jahren Kinder, Eltern und Lehrkräfte beim sicheren Einstieg ins Internet unterstützt. Mit rund 3 Millionen Besuchen pro Jahr hat sich die Plattform als zentraler Anlaufpunkt für Medienkompetenz in der Grundschule etabliert. Ein Drittel aller Grundschullehrkräfte nutzt das Angebot bereits aktiv im Unterricht.

Sechs Bremer Grundschulen erhalten die begehrte Auszeichnung

In diesem Jahr durften sich gleich sechs Bremer Grundschulen über das Internet-ABC-Siegel freuen. Die Bremische Landesmedienanstalt (brema) zeichnete folgende Schulen für ihre vorbildliche Arbeit aus:

  • Grundschule an der Carl-Katz-Straße
  • Grundschule an der Freiligrathstraße (bereits zum zehnten Mal!)
  • Grundschule Burgdamm
  • Grundschule Osterhop
  • St. Marien-Schule
  • St. Antonius-Schule

Besonders bemerkenswert ist die Grundschule an der Freiligrathstraße, die bereits zum zehnten Mal ausgezeichnet wurde – ein beeindruckender Beweis für kontinuierliches Engagement. „Auch wenn wir uns ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen können: Das Netz kann manchmal ganz schön nerven“, erklärt brema-Direktorin Cornelia Holsten mit einem Augenzwinkern.

„Darum ist es für alle Schüler so wahnsinnig wichtig, sich gut im Netz auszukennen.“

Medienkompetenz in der Grundschule: Früh übt sich

Die Notwendigkeit für Medienkompetenz in der Grundschule wird oft unterschätzt. Viele Eltern und Lehrkräfte fragen sich: Müssen Acht- oder Neunjährige wirklich schon lernen, wie man sicher im Internet surft? Die Antwort ist ein klares Ja. Aktuelle Studien zeigen, dass bereits ein Drittel aller Grundschulkinder das Internet regelmäßig nutzt.

Dabei bedeutet Nutzung noch lange nicht Kompetenz. Kinder können intuitiv Apps bedienen und Videos anschauen, aber sie verstehen oft nicht, welche Daten sie dabei preisgeben oder wie sie sich vor Cybermobbing schützen können. Hier setzt das Internet-ABC-Programm an und vermittelt vier zentrale Kompetenzbereiche:

  1. Sicheres Surfen und Kommunizieren: Wie erkenne ich vertrauenswürdige Websites? Wie verhalte ich mich in Chats?
  2. Datenschutz verstehen: Welche Informationen darf ich im Internet preisgeben?
  3. Werbung erkennen: Wie unterscheide ich zwischen Information und Werbung?
  4. Recherche-Strategien: Wie finde ich verlässliche Informationen im Netz?

Diese Kompetenzen sind heute genauso wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Oder würden Sie Ihr Kind ohne Verkehrserziehung allein über eine stark befahrene Straße gehen lassen?

Wie funktioniert das Internet-ABC-Programm in der Praxis?

Die Umsetzung des Internet-ABC-Programms folgt einem durchdachten Konzept. Zunächst werden mindestens zwei Lehrkräfte pro Schule in speziellen Fortbildungen qualifiziert. Diese Schulungen sind kostenfrei und vermitteln sowohl technisches Know-how als auch didaktische Methoden für den altersgerechten Umgang mit digitaler Bildung.

Im Unterricht arbeiten die Kinder dann mit spielerischen Online-Modulen, die komplexe Themen verständlich aufbereiten. Am Ende steht der „Surfschein“ – eine Art Führerschein fürs Internet, der das erworbene Wissen überprüft. Besonders clever: Die Plattform spricht sowohl Kinder als auch Eltern und Lehrkräfte an, wodurch ein ganzheitlicher Lernansatz entsteht.

„Das Internet-ABC macht Kinder fit für die digitale Welt, ohne sie zu überfordern. Es zeigt Potenziale auf und warnt gleichzeitig vor Gefahren.“

Medienpädagogische Fachkraft der Internet-ABC-Initiative

Ein wichtiger Baustein ist auch die Elternarbeit. Viele Eltern fühlen sich unsicher im Umgang mit den digitalen Medien ihrer Kinder und wissen nicht, wie sie angemessen reagieren sollen. Spezielle Elternabende bieten hier Unterstützung und praktische Tipps.

Bremen als Vorreiter der digitalen Bildung

Bremen nimmt eine Sonderstellung ein: Als erstes Bundesland startete es bereits 2012 mit dem Projekt „Internet-ABC-Schule“. Diese Pionierarbeit zahlt sich aus. Während andere Bundesländer noch am Anfang stehen, können Bremer Grundschulen bereits auf über ein Jahrzehnt Erfahrung zurückblicken.

Die Bremische Landesmedienanstalt stellt den teilnehmenden Schulen nicht nur Materialien zur Verfügung, sondern organisiert auch regelmäßige Fortbildungen und Arbeitstreffen. Dieser kontinuierliche Austausch sorgt dafür, dass das Programm ständig weiterentwickelt und an neue Herausforderungen angepasst wird.

Herausforderungen und häufige Fragen zum Internet-ABC-Siegel

Trotz aller Erfolge gibt es auch kritische Stimmen und berechtigte Fragen. Viele Lehrkräfte befürchten einen zusätzlichen Zeitaufwand, der zu Lasten anderer Fächer gehen könnte. Eltern sorgen sich um Datenschutz und fragen sich, ob ihre Kinder nicht zu früh mit den Schattenseiten des Internets konfrontiert werden.

Die Praxis zeigt jedoch: Medienkompetenz lässt sich hervorragend in bestehende Fächer integrieren. Recherche-Übungen finden ihren Platz im Sachunterricht, der kritische Umgang mit Quellen wird im Deutsch-Unterricht thematisiert. Das Internet-ABC-Siegel erfordert keine komplette Umstrukturierung des Stundenplans, sondern eine bewusste Integration digitaler Aspekte in den Schulalltag.

Besonders häufig gestellt werden folgende Fragen:

  • Entstehen Kosten für die Schule? Nein, die Teilnahme am Internet-ABC-Programm ist vollständig kostenfrei.
  • Wie viele Lehrkräfte müssen qualifiziert werden? Mindestens zwei Teammitglieder pro Schule sollten die Fortbildung absolvieren.
  • Wie werden Eltern eingebunden? Durch verpflichtende Elternabende und zusätzliche Informationsangebote.
  • Was passiert bei technischen Problemen? Die Landesmedienanstalten bieten kontinuierlichen Support und regelmäßige Updates.

Zukunftsperspektiven: Wohin entwickelt sich die digitale Bildung?

Das Internet-ABC-Siegel ist nur der Anfang. Die rasante Entwicklung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Virtual Reality oder Blockchain stellt neue Anforderungen an die Medienkompetenz unserer Kinder. Themen wie Deepfakes, algorithmische Empfehlungen oder die Funktionsweise von Suchmaschinen werden zukünftig auch in der Grundschule relevant.

Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Wichtigkeit digitaler Bildung. Immer mehr Bundesländer entwickeln eigene Medienkompetenzrahmnen und integrieren digitale Themen curricular. Das Internet-ABC passt sich kontinuierlich an neue Entwicklungen an und bleibt damit ein zeitgemäßer Begleiter für Kinder, Eltern und Lehrkräfte.

Ein besonders spannender Trend ist die zunehmende Gamification der Lernmodule. Kinder lernen heute anders als frühere Generationen – interaktiver, spielerischer und selbstbestimmter. Das Internet-ABC greift diese Entwicklung auf und macht Medienkompetenz zu einem Erlebnis statt einer Pflichtübung.

Die Erfolgsgeschichte setzt sich fort

Die Auszeichnung der sechs Bremer Grundschulen mit dem Internet-ABC-Siegel ist mehr als nur eine schöne Zeremonie. Sie zeigt, dass Schulen die Zeichen der Zeit erkannt haben und ihre Schüler aktiv auf eine digitale Zukunft vorbereiten. In einer Welt, in der Medienkompetenz zur Grundausstattung gehört wie einst das Lesen und Schreiben, leisten diese Schulen Pionierarbeit.

Die Grundschule an der Freiligrathstraße mit ihrer zehnjährigen Teilnahme beweist: Kontinuität zahlt sich aus. Medienkompetenz ist kein einmaliges Projekt, sondern ein dauerhafter Bildungsauftrag. Andere Schulen können sich an diesem Beispiel orientieren und von den gesammelten Erfahrungen profitieren.

Für Eltern bietet das Internet-ABC-Siegel eine wertvolle Orientierung bei der Schulwahl. Es signalisiert, dass eine Schule die Herausforderungen der Digitalisierung ernst nimmt und ihre Schüler bestmöglich darauf vorbereitet. In einer Zeit, in der Digitalkompetenzen über berufliche Chancen entscheiden, ist das ein unschätzbarer Vorteil.

Die Erfolgsgeschichte des Internet-ABC-Siegels wird weitergehen. Mit jedem Jahr, in dem mehr Schulen teilnehmen, wächst eine Generation heran, die nicht nur digital native ist, sondern auch digital kompetent. Das ist gut für unsere Kinder – und gut für unsere Gesellschaft.

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