Der Branchenverband Bitkom beklagt, dass es eine viel zu hohe Zahl an offenen IT-Stellen für eine viel zu geringe Zahl vorhandener IT-Fachleute gebe. Das sei eine echte Gefahr für die Wirtschaftlichkeit und Innovationskraft von Unternehmen und somit für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Verschiedene Ursachen hätten zu dieser Entwicklung geführt. Bitkom schlägt eine Ausbildungsoffensive vor, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Der Branchenverband Bitkom hat Personalentscheider von 850 Unternehmen mit mindestens drei Angestellten befragt und 124.000 offene Stellen gefunden, für die IT-Fachleute benötigt würden. Das entspreche einem Anstieg um 51% im Vergleich zum Vorjahr, als noch 82.000 offene Stellen vorhanden waren. Allerdings unterscheiden sich diese Zahlen deutlich von denen, die die Bundesagentur für Arbeit ausgibt. Hier wurden im April 2019 20.000 unbesetzte Stellen aus der IT-Branche gezählt. Der MINT-Frühjahrsreport spricht demgegenüber von 59.000 freien Stellen in diesem Zeitraum.
Wenn man die Zahlen der BITKOM Befragung zugrunde legt, beklagen 83% der Unternehmen einen vorherrschenden Fachkräftemangel in der IT-Branche. Im Vorjahreszeitraum lag dieser Wert noch bei 67%. Außerdem geben die Befragten an, dass es mittlerweile sehr viel länger dauern würde, um geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Bei 40% der Unternehmen dauert die Mitarbeitersuche in der IT-Branche deutlich länger als in anderen Abteilungen. 18% gaben sogar an, dass Stellen bis zu einem halben Jahr nicht besetzt werden konnten. Das ist ein besonders großes Problem, da gerade in der IT-Branche schnelle Entwicklungen vonstatten gehen und sich niemand Stillstand und Stagnation leisten kann. Der Befragung zufolge sind es vor allem Software-Entwickler, Anwendungsbetreuer und Data Scientists die dringend benötigt werden.
Bitkom zufolge gibt es viele verschiedene Gründe, die zu dieser Entwicklung geführt haben. 72% der befragten Unternehmen gaben an, dass die Gehaltsvorstellungen der Bewerberinnen und Bewerber zu hoch seien. Das ist nachvollziehbar, da die Nachfrage nach IT-Fachleuten so riesig und das Angebot so gering ist. Die Bewerberinnen und Bewerber können sich somit quasi frei aussuchen, für welche Unternehmen sie tätig werden wollen. Das verbessert ihre Situation bei den Gehaltsverhandlungen deutlich.
Des Weiteren beklagt ein Drittel der befragten Unternehmen, das den Bewerberinnen und Bewerbern spezielle Soft Skills für die jeweilige Tätigkeit fehlen würden. Es wären also solidere Sachkenntnisse notwendig, um den Bedarf decken zu können. Ebenfalls ein Kritikpunkt vieler Unternehmen ist, dass die Bewerberinnen und Bewerber zu wenig teamfähig seien. Viele von ihnen würden eigenständig und für sich arbeiten und Kooperationen mit Kolleginnen und Kollegen eher meiden. Nicht zuletzt wird eine mangelnde Reisebereitschaft beklagt. 20% der Befragten würden sich wünschen, dass die Bewerberinnen und Bewerber in Sachen Mobilität flexibler wären.
Bitkom möchte die vorherrschenden Probleme durch eine Intensivierung von Ausbildungsmaßnahmen in den Griff bekommen. Das Ziel solle es sein, vor allem Frauen für Informatik-Studiengänge oder eine IT-Ausbildung zu begeistern. Hierdurch solle die Zahl der verfügbaren IT Fachleute gesteigert werden, um so eine Harmonisierung von Angebot und Nachfrage hinzubekommen.
Bitkom Präsident Achim Berg betont, dass der Branchenverband schon seit Jahren Informatikunterricht im Fächerkanon der deutschen Schulen fordere. Hier stünde der Verband im Schulterschluss mit vielen Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft. Die Politik habe sich diesen Forderungen jedoch verschlossen, was sich jetzt an einem Fachkräftemangel in der IT-Branche zeige. Deswegen sei es zwingend erforderlich, Informatik an den Schulen flächendeckend als verpflichtendes Unterrichtsfach einzuführen.
Längst zeigen sich die Auswirkungen des vorherrschenden Fachkräftemangels in der IT-Branche in der Wirtschaft. So haben viele Betriebe nicht mehr die nötigen Ressourcen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung, um sich voll auf die Digitalisierung und die Entwicklung von Innovationen zu konzentrieren. Das lähmt das kreative Potenzial des Landes und führt zu einer wirtschaftlichen Stagnation.
Doch nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist durch den Fachkräftemangel in der IT-Branche gefährdet, sondern auch viele weitere Bereiche. So würden beispielsweise auch in der Verwaltung, bei Behörden und in der Wissenschaft die notwendigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen. Das Problem beträfe somit sämtliche gesellschaftlichen Bereiche und müsse daher dringend angegangen werden.
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