Amazon hat mit seinem Shopping-Club BuyVIP versucht, seine Kunden durch besonders preiswerte Markenartikel zu begeistern. Insgesamt wurde das Konzept von den Nutzern jedoch niemals richtig angenommen. Jetzt zieht Amazon die Reißleine und schließt den unprofitablen Club. Schließungstermin ist der 31.05.2017.
Amazon kaufte im Jahr 2010 das Shopping-Portal BuyVIP, das in Spanien bereits seit 2005 aktiv war. Der Konzern versprach sich durch die Etablierung eines exklusiven Clubs für seine Mitglieder, zur ersten Anlaufstation in Sachen Mode zu werden. Den Nutzern sollten hochwertige Markenprodukte zu besonders günstigen Preisen angeboten werden. Der Shop war von Anfang an auf Exklusivität ausgerichtet. So wurden rabattierte Modeartikel stets im Rahmen zeitlich begrenzter Sonderaktionen verkauft – so lange der Vorrat reicht. Nur registrierte Mitglieder konnten sich die verschiedenen Angebote ansehen. So konnten namhafte Markenhersteller ihre Produkte zu besonders günstigen Preisen anbieten, ohne ihr High-Fashion-Image zu gefährden. Nicht zuletzt genossen Amazon Prime Kunden weitere Vorteile. Sie konnten sich die verschiedenen Angebote beispielsweise frühzeitig ansehen und sich so sehr begehrte Artikel als erste sichern. Das BuyVIP-Konzept war von Anfang an auf Internationalität ausgelegt. So war der Club in Deutschland, Spanien, Italien, Portugal und Österreich aktiv. Aktuelle Shop-Versionen sind allerdings nur noch in Deutschland, Italien und Spanien verfügbar.
Das Hauptproblem von BuyVIP war von jeher, dass es nicht wirtschaftlich war. Amazon hat sehr viel Zeit, Energie und Geld in das Projekt gesteckt, ohne dass sich nachweisbare Verbesserungen bei den Umsatzzahlen eingestellt hätten. Der Anspruch bestand darin, mit „einer ständig wachsenden Auswahl, innovativen Features und ausgezeichneten Deals“ bei den Kunden zu punkten. Diese Strategie fand bei den Nutzern aber nur wenig Anklang. Insgesamt war der Nutzen im Vergleich zum betriebenen Aufwand zu gering. Jetzt zieht Amazon die Konsequenzen und stampft BuyVIP ein. Unbestätigten Aussagen aus dem Amazon-Umfeld zufolge werde der Shop bereits zum 31. Mai 2017 geschlossen. Die in dem Projekt involvierten Mitarbeiter bekommen andere Stellen in diversen Amazon-Bereichen angeboten. Sie sollen die Möglichkeit haben, trotz des gescheiterten Projekts ihre Karrieren bei dem Onlineriesen voranzubringen.
Das Beispiel BuyVIP zeigt, dass selbst die Urgesteine der Branche nicht vor Fehlschlägen sicher sind. Wer sich auf neue Projekte einlässt und versucht, dem E-Commerce ein neues Gesicht zu verleihen, muss mit dieser Option rechnen. Während Amazon jedoch das Projekt einfach einstampft und an anderen Fronten weiterkämpft, ist für KMUs ein missglücktes Projekt nicht selten existenzgefährdend. Umso wichtiger ist es, solche Projekte sehr genau zu planen, die Chancen und Risiken abzuwägen und vor der Umsetzung zunächst den Bedarf und die Nachfrage sehr genau zu prüfen. Mit einer solchen Vorbereitung wird die Gefahr von Misserfolgen minimiert und das Projekt auf eine solide Grundlage gestellt. Und sollte es dennoch einmal zu einem Fehlschlag kommen, tröstet vielleicht der Gedanke, dass auch Onlineriesen wie Amazon nicht immer ein goldenes Händchen bei ihren Projekten haben.
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