Die Landflucht wird in Deutschland immer mehr zum Problem. Vor allem junge, gut ausgebildete Menschen lassen ihre ländliche Heimat hinter sich und suchen ihr Glück in urbanen Ballungszentren. Hierdurch sehen sich viele Geschäfte und Kommunen in ihrer Existenz bedroht. Wer hier gegensteuern möchte, muss die ländlichen Gebiete für Unternehmen und Arbeitnehmer attraktiv machen. Hierbei helfen die Digitalisierung, der Breitbandausbau und die Anwendung des städtischen Erfolgskonzepts der Co-Working-Spaces.
Die Landflucht nimmt in Deutschland immer weiter zu. Im Jahr 2000 lebten 15,5 % der Deutschen in
Großstädten und bis 2030 werden es bis zu 19 % sein, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.. Hinzu kommt, dass die Zahl der Deutschen durch den demografischen Wandel bis 2050 um etwa 12 Millionen sinken dürfte. Hierbei spielt ein Teufelskreis eine große Rolle. Wenn immer mehr Menschen in die Großstädte ziehen, sinkt die Nachfrage auf dem Land. Somit gehen viele ländliche Unternehmen insolvent, wodurch Arbeitsplätze verloren gehen und sie Kaufkraft sowie die Steuereinnahmen der Kommunen sinken. Hierdurch ist es für Betriebe und Arbeitnehmer immer unattraktiver, auf dem Land zu leben und sie ziehen in die Großstädte.
Schon heute arbeiten immer weniger Menschen in ländlichen Gebieten selbst, sondern pendeln zum Arbeiten in die Großstädte. Sie wollen die Vorteile des Landlebens von guter Luft über eine unberührte Natur bis hin zu einem familiären und nachbarschaftlichen Umfeld nutzen, ohne auf die Annehmlichkeiten eines Arbeitsplatzes in der Großstadt verzichten zu müssen. Dieser Entwicklung ließe sich mit der Digitalisierung optimal entgegensteuern. Denn schon heute brauchen zahlreiche Arbeitnehmer und Freiberufler lediglich schnelles Internet und einen Laptop, um ihrer Arbeit effizient nachgehen zu können.
Genau an diesen Grundvoraussetzungen für effizientes Arbeiten auf dem Land fehlt es aber. Der Breitbandausbau wurde bereits von der letzten großen Koalition und bereits von schwarz-gelb angekündigt und sie steht auch wieder im neuen Koalitionsvertrag. Erneut kommt sie aber als Absichtserklärung daher, flächendeckende Gigabit-Netzwerke bis 2025 einzurichten. Eine solche Erklärung wurde bereits vor einigen Jahren von Peter Altmaier abgegeben, wobei das Ziel damals war, diese Gigabit-Netzwerke bis Ende 2018 zu erreichen. Die Ergebnisse sind mehr als dürftig.
Dabei ist es gerade der mangelnde Breitbandausbau, der viele Kommunen und ländliche Gebiete für Unternehmen unattraktiv macht. Es ist einfach unwirtschaftlich, sich in einem Umfeld anzusiedeln, in dem man sich nicht auf schnelles Internet verlassen kann. Und den bereits vorhandenen Unternehmen geht es nicht besser. Weniger als die Hälfte (42 %) aller deutschen Unternehmen verfügten 2017 über einen schnellen Internetzugang. Dabei ist dieser Standortfaktor von essenzieller Bedeutung, wenn es darum geht, die Landflucht zu stoppen und ländliche Kommunen an der Digitalisierung und dem wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands teilhaben zu lassen.
Der Breitbandausbau muss daher oberste Priorität haben. Das geht aber nur, wenn die hierfür notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Die Kommunen selbst sind hierzu in der Regel nicht in der Lage. Die Landflucht der vergangenen Jahre hat bereits zu zahlreichen Insolvenzen und damit verbundenen Steuerverlusten geführt. Es ist somit die Aufgabe des Bundes, öffentliche Fördergelder bereitzustellen, um Telekommunikationsanbietern einen Anreiz zu schaffen, um in ländliche Regionen zu investieren und die Versorgung großer Gebiete mit Glasfaserleitungen zu realisieren.
Wenn der Breitbandausbau – die Grundvoraussetzung für Digitalisierung in ländlichen Gebieten – erst einmal realisiert wurde, geht es darum, diese Gebiete für Unternehmen und Arbeitnehmer interessant zu machen. In diesem Zusammenhang leistet die Digitalisierung gute Dienste. Sie sorgt für eine bessere Vernetzung von Unternehmen und Mitarbeitern, beschleunigt Unternehmensprozesse durch Softwarelösungen und macht regelmäßiges Pendeln überflüssig.
Diese Art der Zusammenarbeit ist in Großstädten und Ballungsgebieten bereits gängig. Hier arbeiten die Mitarbeiter einzelner Unternehmen bereits in mehr oder weniger offenen Räumen zusammen und können bei Bedarf Home-Office machen. Je nach Projekt und Unternehmen werden Arbeiten im Team oder unabhängig voneinander erledigt und Synergieeffekte durch Austausch und Kommunikation genutzt. Dieses Erfolgskonzept gilt es, auf die ländlichen Bereiche zu übertragen.
Eine besondere Aufgabe kommt hierbei den sogenannten Co-Working-Spaces zu. Das sind Arbeitsplätze, die sich Arbeitnehmer verschiedener Unternehmen oder Projekte teilen. Der Vorteil dieses Konzepts ist, dass die Mitarbeiter nicht in die Stadt zum Unternehmenssitz pendeln müssen, sondern direkt in ihren Kommunen arbeiten können. Im Unterschied zum Home-Office arbeiten aber verschiedene Kollegen innerhalb dieser Co-Working-Spaces zusammen und können sich gegenseitig unterstützen Anregungen geben, Probleme lösen und Projekte realisieren.
Um der Landflucht entgegen zu wirken ist die Digitalisierung also ein großartiges Hilfsmittel. Sie kann aber nur dann effizient funktionieren, wenn alle Beteiligten vom Bund über die Kommunen bis hin zu den Unternehmen und Arbeitnehmern zusammenarbeiten und Lösungen entwickeln, um die ländlichen Gebiete für die Wirtschaft attraktiver zu machen und neue Formen des Arbeitens zu etablieren.
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