Ganz Deutschland diskutiert über die Frauenquote. Doch vielleicht ist es an der Zeit für eine CDO-Quote in Deutschen Unternehmen. Denn einer aktuellen Untersuchung der Personalberatung Korn Ferry zufolge gibt es kaum einen Chief Digital Officer (CDO) in DAX- und MDax-Konzernen.
Hieran zeigt sich die Diskrepanz der Selbsteinschätzung der Betriebe und ihrer tatsächlichen Maßnahmen. Alle halten die digitale Transformation für die Aufgabe der Zukunft, doch kaum jemand tut etwas. Es ist an der Zeit, die Digitalisierung zur Chefsache zu machen.
Seit Oktober 2018 ist es soweit: Der erste MDax-Konzern hat einen CDO benannt und ein eigenes Ressort für Digitalisierung geschaffen. Susanna Schneeberger kümmert sich in Zukunft um die digitalen Belange der Kion Group und ist unter anderem für Automatisierungen, Robotik und digitale Kundenlösungen verantwortlich. In anderen Dax- und MDax-Unternehmen sieht die Situation deutlich düsterer aus. Das zeigt eine Untersuchung der Personalberatung Korn Ferry, die sich mit der Digitalisierung in den Dax- und MDax-Konzernen beschäftigt, schreib die WirtschaftsWoche.
Diese Untersuchung kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Gerade einmal ein Drittel (10 von 30) aller Dax-Konzerne hat einen CDO benannt, der oder die für die digitalen Aufgaben des Betriebs verantwortlich ist. In 50 % der Fälle (also 5 von 10) übernimmt der Vorstandsvorsitzende oder dessen Vertreter diese Aufgaben selbst, ohne dass es aber ein eigenes Ressort zu diesem Thema gibt. Beim MDax sind die Zahlen sogar noch schlechter. 95 % der Konzerne haben keinen eigenen CDO. Das bedeutet, dass gerade einmal in drei MDax-Betrieben jemand ausdrücklich für digitale Belange zuständig ist.
Diese Entwicklung steht in krassem Gegensatz zur Selbsteinschätzung der Unternehmen. In einer Umfrage geben nämlich 2/3 von ihnen an, dass in ihren Augen die Digitalisierung das Zukunftsthema schlechthin sei. Aus dieser Erkenntnis werden aber keine konsequenten Schlüsse gezogen. In den meisten Betrieben läuft die Digitalisierung irgendwie nebenher, ohne dass es ein konkretes Digitalisierungskonzept oder eine klare Strategie gäbe, die im Arbeitsalltag umgesetzt würde.
Es ist daher an der Zeit, die Digitalisierung zur Chefsache zu erklären. Ein erster Schritt hierbei besteht darin, CDOs zu ernennen und ihnen einen Platz am Vorstandstisch einzuräumen. Aktuell ist es nämlich meist so, dass der Vorstand Entscheidungen trifft, die dann von den unteren Ebenen umgesetzt werden sollen. Ohne eine konkret für die Digitalisierung verantwortliche Person scheitern solche Vorhaben jedoch meist. Wenn kein Fachwissen am Entscheidungsprozess beteiligt ist, können die Ergebnisse im Bestfall nur mittelmäßig sein.
Eine wichtige Aufgabe für alle Unternehmen besteht darin, die Aufgaben ihrer CDOs klar zu bestimmen. Nur dann haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein eindeutig abgestecktes Arbeitsfeld, auf dem sie digitale Projekte umsetzen und voranbringen können. Die Unternehmen müssen sich nun entscheiden: Wollen sie reine Symbolfiguren, die digitale Projekte lediglich nach außen hin kommunizieren oder sollen die CDOs die digitale Transformation aktiv mitgestalten und umsetzen?
Ist zweiteres der Fall, müssen die CDOs deutlich mehr Mitspracherechte beim Entscheidungsfindungsprozess erhalten und ein Veto-Recht besitzen. Nur dann haben sie die notwendigen Tools an der Hand, um die Digitalisierungsprozesse des Betriebes voranzubringen.
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