Aktuell ist die Zahl der männlichen Gründer noch deutlich höher als die der weiblichen Gründerinnen. Zwar steigt die Zahl an Frauen, die eine Gründung riskieren, kontinuierlich an, allerdings sind die Wachstumsraten noch sehr gering. In einer aktuellen Untersuchung wurden anhand von Google-Daten die Gründe gesammelt, die Frauen zu einer Gründung motivieren oder davon abhalten. Hierbei zeigt sich deutlich, dass vor allem die Unabhängigkeit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen wichtig sind.
Es gibt diverse Befragungen, bei denen die Gründe und Hindernisse abgefragt werden, aus denen Frauen (k)ein Unternehmen gründen. Diese Informationen geben aber lediglich Kriterien an, die sich die Frauen bewusst machen und eingestehen. Welche Motivationen versteckt eine Rolle spielen oder nicht artikuliert werden, kann durch solche Umfragen nicht ermittelt werden. Aus diesem Grund verfolgt die vorliegende Untersuchung einen anderen Ansatz. Für die Infografik (am Ende des Artikels) wurden 14.960 Web-Daten analysiert. Das Ziel hierbei war es, die Begriffe und Informationen aus dem Themenbereich „Gründung“ zu ermitteln, nach denen Frauen bei Google häufig suchen.
Auf diese Weise sollen die tatsächlichen Motivationen und Wünsche aufgedeckt werden, die Frauen zu einer Unternehmensgründung bewegen. Hierbei wird nicht allein der aktuelle Ist-Zustand untersucht. Stattdessen wird geprüft, wie sich diese Motivationen innerhalb der letzten vier Jahre entwickelt hat. Denn der Anteil an weiblichen Gründerinnen ist in den letzten Jahren gerade einmal um 1,6% von 13% auf 14,6% angestiegen. Männer dominieren die Gründerszene somit massiv und haben somit einen deutlich stärkeren Einfluss auf die deutsche Wirtschaft und deren Entwicklung. Wie und warum es hierzu kommt, will die Untersuchung herausfinden.
In konkreten Umfragen geben Frauen zumeist an, dass sie sich von einer Gründung mehr Unabhängigkeit und eine bessere Qualifikationsverwertung erhoffen. Demgegenüber ist für viele Männer neben der Unabhängigkeit die Tatsache, dass sie sich schon immer eine Gründung gewünscht haben und dass sie als Selbstständige mehr Geld verdienen können, für eine Unternehmensgründung besonders ausschlaggebend. Wenn man sich die Google-Suchanfragen anschaut, ergibt sich in Bezug auf die Frauen aber noch ein weiterer Aspekt. So sind die Suchanfragen zum Begriff „Familie und Beruf vereinbaren“ um 100% und zum Begriff „Work Life Balance“ um 24% gestiegen. Offenbar haben Frauen ein Interesse daran, ihren Beruf und ihr Privatleben besser miteinander in Einklang bringen zu können.
Ein weiterer Begriff, der in den letzten Jahren deutlich häufiger gesucht wurde als früher, ist „Gläserne Decke Frauen“ (Steigerung um 118%). Frauen scheinen das Gefühl zu haben, in ihrer karriere nicht voranzukommen und nicht die Ziele zu erreichen, für die sie qualifiziert wären. Ebenfalls ein starkes Wachstum weisen die Begriffe „Gender Pay Gap“ und „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ auf. Hieran zeigt sich, dass die finanzielle Ungleichheit, der sich Frauen nach wie vor gegenüber sehen, und ein frauenfeindlicher Umgang in vielen Betrieben eine starke Motivation sind, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Wenn es also so viele motivierende Gründe für Frauen gibt, ein eigenes Unternehmen zu gründen, und 45% der Frauen angeben, grundsätzlich an einer Gründung interessiert zu sein, wieso ist dann die Zahl der gründenden Männer immer noch so viel höher? Dieser Frage ist die Untersuchung ebenfalls nachgegangen und ist in den Google-Daten fündig geworden. Eine typische Hürde beim Gründen ist nach wie vor die finanzielle Situation der Frauen. 43% der Befragten geben an, dass ihre Wirtschaftssituation eine Gründung nicht zuließe und 49% beklagen eine mangelnde finanzielle Unterstützung. Ebenfalls hinderlich sind die anfallende Bürokratie (28%) und die fehlenden Beratungsangebote (16%). Viele Frauen geben an, dass ihnen schlicht und ergreifend das nötige Know-how fehle, um eine Gründung zu vollziehen.
Zu diesen Problemen kommt es unter anderem wegen der klassischen Rollenverteilung. Bis heute sind es vor allem Frauen, die sich zu Hause um die Kinder kümmern und den Haushalt schmeißen. Da ist es nahezu unmöglich, eigenes Kapital anzusparen und sich Fachwissen anzueignen, die für eine Gründung unverzichtbar sind. Hinzu kommt, dass Frauen aufgrund vorherrschender Geschlechterklischees seltener Wagniskapital erhalten als Männer. Entsprechend versuchen viele Frauen, dafür zu sorgen, dass sie sich in wirtschaftlichen Belangen sehr gut auskennen. So stiegen zum Beispiel die Google-Suchanfragen zum Begriff „Businessplan Gliederung“ um 269% und zum Begriff „Businessplan Vorlage Word“ um 244%. Ebenso nahmen die Suchanfragen für Begriffe wie „Geschäftsidee Investor gesucht“ (125%) und „Existenzgründung Zuschüsse“ (81%) sehr stark zu.
Es gibt heutzutage deutlich mehr Netzwerke, Workshops und Organisationen, die Frauen und Männern bei der Gründung helfen. Gerade Frauen geben an, dass sie sich durch eine solche Unterstützung in ihrer Motivation bestärkt fühlen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Vor allem die Anbieter, die sogenannten Mompreneurs helfen, erfreuen sich an einem regen Zulauf. Und auch die Google-Daten legen nahe, dass Frauen verstärkt nach solchen Organisationen und Netzwerken suchen. Unter anderem wurde nach dem Verband Berufstätiger Mütter e.V und dem Verband alleinerziehender Mütter und Väter verstärkt gesucht.
Außerdem sind sogenannte Mikrokredite für Frauen besonders wichtig. Immerhin gründen die meisten von ihnen in einem Bereich, in dem nur ein geringer Kapitalbedarf besteht. Die meisten Kreditangebote richten sich jedoch an Gründerinnen und Gründer, die einen hohen Kapitalbedarf haben. Viele Frauen bemühen sich daher um einen Mikrokredit oder versuchen ihr Glück via Crowdfunding. Die Google-Suchanfragen stiegen insbesondere bei den Begriffen „Existenzgründung Kredit“ (82%), „Crowdfunding für Startups“ (81%) und „Mikrokredit mit negativer Schufa“ (480%) an.
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