Digital zum Weltmeister – Software-Analysen im Sport

Digitale Technologien wie Fitnessuhren und Tracker gehören heutzutage zum Sport dazu. Das gilt für Hobbysportler ebenso wie für Profis. Mit solchen tools besteht einerseits die Möglichkeit, das individuelle Training zu optimieren, andererseits können aber auch ganze Bewegungsprofile erstellt werden. Sportlerinnen und Sportler müssen ihrem Trainerstab und ihren Vereinen also stark vertrauen, dass diese die Daten nicht missbrauchen. Grundsätzlich bietet die Digitalisierung im Sport unzählige Möglichkeiten. Wie sich diese aber konkret auf die Sportwelt ausüben, wurde noch nicht abschließend untersucht. Darüber unterhielten sich Carina Fron und Manfred Kloiber in einem Beitrag auf www.deutschlandfunk.de.hlandfunk.de.

Die Bedeutung von Software-Analysen im Sport

Sowohl im Freizeitbereich als auch im Profisport erfreuen sich Analyse-Tools wie Fitnessuhren großer Beliebtheit. Diese messen unter anderem die Herzfrequenz, zählen die zurückgelegten Schritte und erkennen, wie lange eine Person gestanden, gesessen, gelegen und geschlafen hat. Hierdurch gewinnen Sportlerinnen und Sportler aber auch ihre Trainerinnen und Trainer einen guten Eindruck vom individuellen Leistungs- und Gesundheitsstand und können das Training personalisieren und optimieren. Hierdurch ist es möglich, vorhandene Schwächen frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Aber auch innerhalb eines Spiels ist es möglich, Daten zu erheben und auszuwerten. Zu diesem Zweck wird die Sportkleidung mit Sensoren ausgestattet, die verschiedene Parameter messen. Hierzu gehören zum Beispiel die Sprunghöhe beim Basketball oder die Schusskraft beim Fußball. Es besteht dann die Möglichkeit, diese Daten in Echtzeit auszuwerten und Rückschlüsse aus ihnen zu ziehen. Algorithmen sind mittlerweile in der Lage, eine Spielentwicklung einige Sekunden, bevor sie tatsächlich eintritt, vorherzusagen. Voraussichtlich nehmen solche Daten in Zukunft aber keinen Einfluss auf den Spielverlauf, sondern sind ein Bonus für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Für die Analyse nach Spielende sind sie ebenfalls sehr nützlich.

Somit ist es nicht verwunderlich, dass viele Vereine und Sportlerinnen beziehungsweise Sportler auf solche Technologien und Analyse-Tools zurückgreifen, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. In nahezu allen Sportarten kommen digitale Technologien zum Einsatz und helfen bei der individuellen Einschätzung sportlicher Leistungen. Das gilt für Einzelsportarten wie einen Marathonlauf ebenso wie für Teamsportarten wie Handball. Aber auch im Radsport, im Motorsport und beim American Football gewinnen solche Technologien an Bedeutung.

Die Auswertung der einzelnen Daten

Grundsätzlich sind Algorithmen in der Lage, die erhobenen Daten in Windeseile auszuwerten. Hierbei sind sie sehr objektiv und nehmen keine Rücksicht auf Emotionen und persönliche Befindlichkeiten. Eine große Aufgabe der Zukunft besteht darin, die Daten so auszuwerten, dass sich hieraus praktische Handlungsempfehlungen ergeben. Die Trainerinnen und Trainer wünschen sich, dass sie anhand der Daten genau erkennen, welche Maßnahmen und Trainingseinheiten ergriffen werden müssen, um ihre Schützlinge individuell voranzubringen oder das Mannschaftstraining zu perfektionieren.

Um dies leisten zu können, müssen umfassende Spielanalysen durchgeführt werden. Diese Aufgabe übernehmen einige Hochschulen. Sie sehen sich einzelne Spielabläufe ausgiebig an und bewerten jeden einzelnen Schritt und jede Entscheidung der Spielerinnen und Spieler. Diese werden anschließend kategorisiert und für gut oder schlecht in der jeweiligen Situation befunden. Durch solche Bewertungen und Einschätzungen werden Algorithmen und damit auch die digitalen Tools in die Lage versetzt, aus bestimmten Daten oder Verhaltensweisen von Sportlerinnen und Sportlern Erkenntnisse zu gewinnen und diese weiterzugeben.

Noch zu viele Unsicherheitsfaktoren

Aktuell sind Algorithmen nur bedingt in der Lage, die gesammelten Daten eigenständig auszuwerten und geeignete Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten. Das liegt daran, dass im Sport nach wie vor sehr viele Unsicherheitsfaktoren vorliegen. Immer wieder kommt es vor, dass sich Spielerinnen und Spieler anders verhalten, als man das von ihnen gewohnt ist. Hierauf können die digitalen Technologien nur schwer reagieren und haben keine geeigneten Lösungskonzepte. Häufig sind es individuelle Qualitäten und Einzelentscheidungen, die ein Spiel entscheiden. Bei der Sammlung und Auswertung dieser Einzelleistungen tun sich die Tools aber noch schwer.

Hinzu kommt, dass die Bewertung einzelner Handlungen gar nicht so einfach ist. Häufig gibt es im Sport kein Schwarz und Weiß, sondern sehr viele Grautöne. Wenn verschiedene Trainerinnen und Trainer beispielsweise definieren sollen, was sie unter einem gewonnenen und einem verlorenen Zweikampf verstehen, kommen teils sehr unterschiedliche Ergebnisse heraus. Diese fehlende Objektivität in der Bewertung macht es Algorithmen schwer, die gewonnenen Daten sachgerecht zu bewerten und sich daraus ergebende Konsequenzen zu definieren und mitzuteilen.

Sportlerinnen und Sportler sehen die Entwicklung positiv

Wer Sportlerinnen und Sportler fragt, bekommt in der Regel positive Rückmeldungen zu digitalen Tools für die Software-Analyse. Sie sind fest davon überzeugt, dass ihnen die ermittelten Daten dabei helfen, ihr Training zu perfektionieren und einen guten Schritt in Richtung Meisterschaft oder Medaille zu machen. Sorgen um ihre Daten machen sich die Wenigsten. Es scheint ein Urvertrauen gegenüber den Vereinen zu bestehen, dass diese mit den gesammelten Daten sorgsam umgehen und diese nicht missbrauchen.

Dieses Vertrauen ist wichtig, da die gesammelten Daten für die Sportlerinnen und Sportler von immenser Bedeutung sind. Wer diese Informationen hat, kennt alle Stärken und Schwächen einzelner Personen, aber auch ganzer Mannschaften. Das ist in einer laufenden Meisterschaft ein riesiger Vorteil. Gleichzeitig spielen solche Aspekte eine Rolle, wenn sich Sportlerinnen und Sportler um einen neuen Verein bemühen oder in Vertragsverhandlungen mit ihren aktuellen Vereinen treten. Da Bewegungsprofile ein klares Bild vom Verhalten und der Leistungsfähigkeit eines Menschen zeichnen, funktioniert deren Einsatz nur bei gegenseitigem Vertrauen.

Noch gibt es keine abschließenden Studien zum Einfluss von Software-Analysen im Sport

Aktuell stehen keine letztgültigen Studien zur Verfügung, welchen Einfluss Analyse-Tools auf den Sport haben. Das liegt unter anderem daran, dass viele Trainerinnen und Trainer beziehungsweise die Vereine ein großes Geheimnis um die gesammelten Daten machen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen wollen sie die Privatsphäre ihrer Spielerinnen und Spieler schützen. Das ist ehrenwert, allerdings könnten die Informationen ja auch anonymisiert an die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitergeleitet werden. Aber auch hiervor schrecken die Vereine zurück. Zu groß ist die Sorge, dass aus diesen Informationen Rückschlüsse auf die Qualität des eigenen Kaders gezogen werden könnten. Denn wer die Trainingsdaten und Bewegungsprofile hat, kennt alle Stärken und Schwächen einzelner Personen und ganzer Teams. Für die Konkurrenz wäre es ein riesiger Gewinn, in den Besitz solcher Daten zu kommen.

Deswegen stehen der Wissenschaft nur begrenzte Informationen zur Bedeutung der Digitalisierung im Sport zur Verfügung. Häufig greifen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Daten von Hobbysportlern zurück. Diese teilen ihre persönlichen Trainingsdaten mit den Universitäten und erhalten dafür eine professionelle Beratung. In einigen Fällen sind aber auch Profisportler dazu bereit, ihre Daten im Namen der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. So besitzt die Gesellschaft aktuell einen ersten Eindruck von der Bedeutung von Software-Analysen im Sport, dieser ist aber noch nicht abschließend verifiziert und allgemeingültig.

Die Wahl des passenden Tools ist entscheidend

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen den aktuellen Analyse-Tools kritisch gegenüber. Sie sagen, dass viele davon so simpel konzipiert sind und so grundlegende Daten liefern, dass sie den an sie gestellten Anforderungen gar nicht gerecht werden. Natürlich ist es hilfreich, die Herzfrequenzrate von Sportlerinnen und Sportlern während des Trainings und während einzelner Spiele zu kennen. Wenn aber keine Unterstützung bei der Auswertung solcher Informationen geboten wird, nützen sie meist wenig. Denn die Herzfrequenzrate allein sagt noch sehr wenig aus. Sie muss in Zusammenhang mit anderen Daten wie der Anzahl der Sprints oder der zurückgelegten Strecke gesehen werden. Sportliche Aktivitäten sind höchst komplex und greifen häufig ineinander. Es genügt einfach nicht, Daten bloß zu sammeln und zu speichern. Sie müssen auch bewertet werden können. Hierbei sind viele Tools allerdings keine Hilfe und lassen die Nutzerinnen und Nutzer mit der Datenflut allein. Gerade im professionellen Bereich ist es daher wichtig, bei der Auswahl der passenden Tools sehr sorgfältig vorzugehen.

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