Treffen der Generationen – Senioren entdecken die Digitalisierung für sich

Rund zehn Millionen Menschen ab 70 Jahren sind in Deutschland nicht oder nur selten im Internet. Das ist angesichts einer zunehmenden digitalen Transformation unserer Gesellschaft ein großes Problem. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) bietet deswegen Workshops für Senioren an. In diesen können die Teilnehmer ganz grundlegende Dinge über die Online-Welt erfahren. Solche Workshops bauen Berührungsängste zu digitalen Technologien ab und sind vielfach auch ein Treffen der Generationen, bei dem junge Menschen den Senioren etwas Nützliches für ihr Leben mitgeben können.

Der PC-Workshop für Senioren

Das Projekt „Mabad“ der ZWST hat in das digitale Lernzentrum von Facebook Deutschland zu einem Workshop eingeladen. Dieser Workshop verfolgte das Ziel, Senioren absolute Grundlagen im Bereich des Internets zu vermitteln. Sie lernten beispielsweise, wie man eine e-mail schreibt oder Dienste wie WhatsApp oder Skype nutzt. Im Rahmen des „Mabad“-Projekts wurde 2019 die Hardware bereitgestellt, um sechs Einrichtungen mit WLAN zu versorgen, berichtet Jérôme Lombard auf juedische-allgemeine.de. Der Workshop ist nun Teil einer Strategie, um den Senioren die Soft Skills beizubringen, die sie für eine Nutzung des Internets benötigen.

Zunächst beschränkte sich das ZWST auf Gemeinden in Berlin, in Zukunft sollen die Services jedoch deutschlandweit zur Verfügung stehen. Die Organisation möchte die digitale Transformation nicht nur passiv miterleben, sondern aktiv gestalten. Hierbei wird zunächst ein Fokus auf Senioren gelegt, damit diese überhaupt am Internet teilnehmen und seine vielfältigen Möglichkeiten nutzen können. Die Angebote sind so ausgerichtet, dass man ohne jedes Vorverständnis daran teilnehmen und wichtige Erkenntnisse für sein Leben aus dem Treffen ziehen kann.

Das Internet verspricht Senioren viele Vorteile

Grundsätzlich ist das Internet eine riesige Chance für Senioren. Insbesondere bietet es die Möglichkeit, aktiv gegen Vereinsamung vorzugehen. Viele ältere Menschen haben Freunde und Familienmitglieder verloren und haben aktuell niemand mehr außer sich selbst. Andere haben zwar noch Kinder und Freunde, die allerdings häufig selbst viel arbeiten müssen oder weit weg wohnen. Entsprechend kommt es gerade im Alter immer wieder so zu sozialer Isolierung, die sich negativ auf die Lebensqualität und die Gesundheit auswirkt. Durch Aktivitäten im Internet und die Möglichkeit, mit Freunden und Verwandten selbst über große Distanzen hinweg in Kontakt zu bleiben, kann dieser Entwicklung entgegengewirkt werden.

Zudem zeigen Untersuchungen deutlich, dass Senioren die Online-Welt gerne nutzen würden, sich von ihr jedoch überfordert fühlen. Gerade Online-Einkäufe sind äußerst reizvoll, da man sich so die Wege in die Supermärkte ersparen kann. Speziell für in der Bewegung eingeschränkte Menschen wäre das ein riesiger Vorteil. Da für das Online-Shopping jedoch häufig eine eigene E-Mail-Adresse erforderlich ist und andere Voraussetzungen gegeben sein müssen, scheuen viele Senioren diese Herausforderung und lassen sich, wenn es geht, von ihren jüngeren Verwandten helfen. Das führt jedoch zu einer Abhängigkeit, die nicht sein müsste. An dieser Stelle setzen die Workshops der ZWST an.

Dringender Handlungsbedarf angesichts der voranschreitenden Digitalisierung

Die Digitalisierung in Deutschland schreitet unaufhörlich voran. Das reicht vom Online-Shopping über das bargeldlose Bezahlen bis hin zum Bau von Smart Homes. Viele Dienstleistungen sind heute ohne die Nutzung eines Smartphones kaum noch vorstellbar. Entsprechend ist es wichtig, sich mit den grundlegenden tools der Digitalisierung auszukennen und sie im eigenen Leben anzuwenden. Das fällt vielen Senioren schwer, da sie mit solchen Technologien nicht aufgewachsen sind und nicht mit ihnen vertraut sind.

Entsprechend kommt es zu teils erschreckenden Zahlen bei älteren Menschen. So zeigt eine Untersuchung, dass bei den Deutschen ab 75 Jahren 78%-89% das Internet nicht nutzen. Bei den 70 bis 75-Jährigen sind die Zahlen nur minimal besser. Hier sind es etwa 66%, die nie oder nur sehr selten im Internet aktiv sind. Das bedeutet, dass 10 Millionen Menschen digitale Technologien nicht nutzen und somit Gefahr laufen, an gesellschaftlicher Teilhabe zu verlieren.

Auf der anderen Seite sagen 80% der über 70-Jährigen, dass sie gerne im Internet unterwegs wären und vor allem das Online-Shopping nutzen möchten. Allerdings seien die Hürden hierfür vielfach zu groß, da sie sich mit den notwendigen Technologien nicht auskennen. Hinzu kommt, dass die digitale Welt mit diversen Unsicherheiten verbunden ist. So gibt es hier Online-Betrüger, die gerade die Unerfahrenheit von älteren Menschen ausnutzen. An dieser Stelle setzt der Workshop der ZWST an und möchte den Senioren helfen, die für Sie interessante Online-Welt zu entdecken und zu nutzen, ohne sich selbst, ihre Daten oder ihren Besitz in Gefahr zu bringen.

Bei den Kursen begegnen sich die Generationen

Ein großer Vorteil der Workshops der ZWST ist, dass hier ältere und jüngere Menschen einander begegnen und miteinander ins Gespräch kommen. Die ZWST Mitarbeiter gehen geduldig und freundlich auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein und erläutern ihnen wichtige Grundbegriffe der Digitalisierung und des Internets. Sie sind offen für Fragen und Anregungen und helfen den älteren Menschen, wo sie nur können. Sie selbst empfinden das als eine große Bereicherung. Sie haben das Gefühl, der älteren Generation, von der sie selbst sehr viel bekommen haben, etwas zurückgeben zu können.

Solche Begegnungen sind angesichts der großen Differenzen, die teilweise zwischen Älteren und Jüngeren im Internet vorliegen sehr wichtig. Häufig haben die Jungen einen digitalen Wissensvorsprung und leben in einer digitalen Welt, die sich die Älteren kaum vorstellen können. Hierdurch entsteht eine Art Riss in der Gesellschaft, der ziemlich genau an der Grenze zwischen der analogen und der digitalen Welt verläuft. Durch solche Begegnungen besteht die Chance, Brücken zu schlagen und einander in beiden Welten zu begegnen.

Berührungsängste abbauen

Der Workshop zeigt deutlich, dass es vor allem die Berührungsängste sind, die verhindern, dass Senioren in der digitalen Welt aktiv sind. Wenn sie erst einmal unter Anleitung bestimmte Grundlagen verstanden haben, genießen Sie es beispielsweise, WhatsApp-Nachrichten zu schreiben oder per Skype zu telefonieren. Viele gehen ganz begeistert aus den Workshops heraus und wollen das, was sie gelernt haben, bei sich zu Hause direkt anwenden. Eine besonders hohe Motivation und Begeisterung ist bei der älteren Generation klar festzustellen.

Es ist also bei Weitem nicht so, dass die digitale Transformation für ältere Menschen uninteressant wäre. Im Gegenteil wünschen sie sich häufig, diese digitale Welt besser zu verstehen und sich darin bewegen zu können. Deswegen sind solche Angebote wie das der ZWST so wichtig. Sie ermöglichen es älteren Menschen, aus ihrer sozialen Isolation herauszukommen und die Möglichkeiten zu nutzen, die das Internet und die Digitalisierung bieten.

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