Regionalisierung und Digitalisierung – mögliche Folgen der Corona-Krise

Die Unternehmensberatung McKinsey geht davon aus, dass im Rahmen der Corona-Krise die Regionalisierung und Digitalisierung von Unternehmen zunehmen wird. Den Betrieben geht es vor allem darum, ihre Lieferketten zu sichern und krisenfeste Arbeitsmethoden zu etablieren. Hierbei erweisen sich digitale Technologien als nützlich. Entsprechende Veränderungen sind bereits in der AutoIndustrie und in der PharmaIndustrie erkennbar. Diese Entwicklungen nehmen jetzt so richtig an Fahrt auf, da die Unternehmen durch die Krise zur Digitalisierung gezwungen sind.

Unternehmen wollen ihre Lieferketten absichern

In einer globalisierten Welt ist alles mit allem verbunden. Die Unternehmen agieren weltweit und stellen einzelne Produktkomponenten in unterschiedlichen Teilen der Welt her. Entsprechend müssen große Wege zurückgelegt werden, um Bauteile oder Rohstoffe von einem Ort an den anderen zu bringen. Hierfür werden funktionierende Lieferketten und eine professionelle logistik benötigt.

Im Rahmen der Corona-Krise zeigt sich nun, dass diese Lieferketten im Falle einer Krise äußerst gefährdet sind. Das bedeutet für die Unternehmen, dass ihre Existenzgrundlage wegbricht und sie ihre bisherigen Unternehmensprozessen nicht mehr weiterführen können. Um sich hiergegen abzusichern, entscheiden sich schon jetzt viele Firmen für eine Regionalisierung. Das bedeutet, dass sie Rohstoffe aus der Region nutzen und Einzelelemente ebenfalls regional produzieren lassen. Hierdurch verkürzen sich die zurückzulegenden Wege und die Abhängigkeit von International funktionierenden Lieferketten nimmt ab. Das erweist sich speziell in Krisensituationen als sinnvoll, da kurze Lieferketten nicht so leicht unterbrochen werden wie lange.

Digitale Technologien erweisen sich als krisenfest

Im Rahmen der Corona-Krise erkennen immer mehr Unternehmen, das digitale Technologien krisenfest sind. Während viele Firmen ihre Filialen schließen und Mitarbeiter ins Homeoffice schicken müssen, funktionieren Online-Shops und digitale Geschäftsmodelle auch in der Krise sehr gut. Für viele stellen die Umsätze, die im Internet generiert werden, aktuell die einzige Einnahmequelle dar. Der Online-Bereich bietet den Unternehmen somit eine Überlebensperspektive und verhindert, dass viele von ihnen schon jetzt Insolvenz anmelden und Mitarbeiter entlassen müssen.

Immer mehr Firmen entscheiden sich deshalb gerade jetzt dafür, in digitale Technologien zu investieren. Sie wollen sich auf die Zukunft bestmöglich vorbereiten und für die nächste Krise gewappnet sein. Hierbei ist es entscheidend, ein klares Digitalkonzept zu entwickeln, um nicht lauter parallel laufende Insellösungen zu etablieren. Viele Firmen suchen daher aktuell den Rat professioneller Digitalexperten, die ihnen bei der Umsetzung ihrer Ideen, der Einführung neuer Technologien und der Schulung der Belegschaft helfen sollen.

Das Beispiel AutoIndustrie

Ein typisches Beispiel für die Bedeutung kurzer Lieferketten ist die AutoIndustrie. In dieser hat in den letzten Jahrzehnten eine starke Globalisierung stattgefunden. Teilweise gehören sechs bis sieben Zulieferketten zum Alltag. Häufig ist Seefracht, die für die Unternehmen essenziell ist, mehrere Monate unterwegs, bevor sie genutzt werden kann. Wenn es hier zu Verzögerungen und Engpässen kommt, wirkt sich das sehr negativ auf die Produktivität und den Erfolg der Unternehmen aus, die von solcher Lieferung abhängig sind.

Hinzu kommt, dass sich im Bereich der AutoIndustrie die Produktionsweisen in den letzten Jahren verändert haben. Das wird beispielsweise an den Lohnunterschieden deutlich. In China oder Mexiko sind die Löhne längst nicht mehr so niedrig wie noch vor einem Jahrzehnt, berichtet com-magazin.de. Folglich ist es für Unternehmen nicht mehr so attraktiv, im Ausland produzieren zu lassen. Auch das ist ein Argument dafür, sich auf regionale Strukturen zu konzentrieren und die Produkte genau in dem Markt zu herzustellen, in dem sie dann auch verkauft werden sollen.

Das Beispiel PharmaIndustrie

Ein Trend hin zur Regionalisierung wird auch in der PharmaIndustrie deutlich. Die Corona Krise macht klar, wie abhängig Europa von medizinischem Equipment und Medikamenten ist, die in asiatischen und anderen Ländern produziert werden. Eine solche Abhängigkeit ist äußerst gefährlich. Sobald die asiatischen Länder die Lieferung solcher benötigten Hilfsmittel und Medikamente einstellen, führt das zu massiven Problemen in Europa. Entsprechend wäre es wichtig, diese Abhängigkeit zu überwinden und eine eigene medizinische Grundversorgung in Europa aufzubauen.

Schon jetzt ist ein Trend in diese Richtung erkennbar. Es gibt viele gesetzliche Vorgaben, die Unternehmen dazu verpflichten, bestimmte Wirkstoffe regional zu produzieren und vorrätig zu halten. Es ist davon auszugehen, dass solche Bestimmungen in der Zeit nach corona zunehmen werden. Die Regierungen wollen unabhängiger werden und sicherstellen, dass sie auf die nächste Krise besser vorbereitet sind. Hierfür ist eine Kooperation mit der Wirtschaft unerlässlich.

Unternehmen sind zur Digitalisierung gezwungen

Bisher ist Deutschland den Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung meistens hinterhergelaufen. Das lag daran, dass es den Unternehmen hierzulande sehr gut ging. In einer prosperierenden Zeit, in der die Umsätze stimmen, sehen Unternehmen keine Notwendigkeit, sich zu verändern und neue Dinge auszuprobieren. Daher haben sie die digitale Transformation ihrer Unternehmensprozesse nur halbherzig vorangetrieben und die Digitalisierung an sich sehr stiefmütterlich behandelt. Das rächt sich jetzt in Zeiten von Corona, wo digitale Kanäle häufig die einzige Möglichkeit sind, um noch Umsätze zu generieren.

Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Digitalisierung deutscher Unternehmen in den kommenden Monaten massiv vorangetrieben wird. Schon jetzt sind viele Betriebe dazu übergegangen, einen eigenen Onlineshop aufzubauen beziehungsweise ihn zu perfektionieren. Hinzu kommt, dass viele Lieferdienste aktuell eine starke Nachfrage erfahren. Immerhin wollen die Leute ihre Heimquarantäne nicht verlassen, um in Supermärkten einzukaufen. Entsprechend lassen sie sich viele Dinge bis an die Haustür liefern. Solche Entwicklungen zeigen, dass die Digitalisierung in Deutschland immer mehr Fuß fasst. Je länger die Krise dauern wird, desto höher dürfte der Grad an Digitalisierung in den Unternehmen ausfallen.

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