Personalmangel in der IT-Branche gefährdet die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft

Für Unternehmen wird der Fachkräftemangel in der IT zunehmend zur Bedrohung. So zeigt eine aktuelle Studie, dass den Betrieben vor allem Mitarbeiter fehlen, um eine nachhaltige Datennutzung voranzutreiben. Außerdem wird deutlich, dass die Zahl der unbesetzten Stellen für IT-Fachkräfte spürbar zunimmt. Deswegen fordern Experten ein stärkeres Engagement der Bundesregierung, um Unternehmen bei der Nutzung und dem Schutz von Daten zu unterstützen.

Experten in der IT-Branche sind Mangelware

Das Institut der deutschen Wirtschaft und das Beratungsunternehmen IW Consult haben eine gemeinsame Studie erstellt und veröffentlicht. Darin beschäftigen sie sich unter anderem mit der Bedeutung von IT-Fachkräften für die digitale Transformation deutscher Unternehmen. Für die Studie, über die das „Handelsblatt“ berichtet, wurden 738 Firmen befragt. 54% der Teilnehmer beklagen hierbei, dass zu wenig Experten für den Bereich IT zur Verfügung stünden.

Die Studie zeigt, dass schon heute eine extrem große Nachfrage nach IT-Experten besteht, die vielfach gar nicht gedeckt werden kann. Prognosen gehen davon aus, dass der Bedarf noch deutlich steigen wird, da sich immer mehr Unternehmen auf datengetriebene Geschäftsmodelle fokussieren. Hierfür spezielle Fachkräfte zu finden sei extrem schwierig.

Und tatsächlich zeigt auch eine Untersuchung des IT-Verbands Bitkom, dass die Zahl der offenen Stellen im IT-Bereich kontinuierlich zunimmt. So wurden für die repräsentative Befragung 850 Personalverantwortliche befragt, um den Einsatz von IT-Spezialisten in den jeweiligen Betrieben unter die Lupe zu nehmen. Hierbei zeigte sich, dass während der Befragung etwa 124.000 Stellen unbesetzt blieben, für die IT-Experten benötigt werden. Im Jahr 2018 waren es noch 82.000 stellen, so dass ein Anstieg von 51% zu verzeichnen ist. Noch ein Jahr davor lag die Zahl der offenen Stellen bei gerade einmal 55.000. Das heißt, dass in 2 Jahren eine Verdopplung stattgefunden hat.

Nahezu alle Branchen sind vom IT-Fachkräftemangel betroffen

Längst fehlen IT-Fachleute nicht mehr in der IT-Branche allein. Stattdessen kommt es auch in der Verwaltung und in der Wissenschaft immer wieder dazu, dass Stellen unbesetzt bleiben müssen, weil einfach keine geeigneten Bewerber zu finden sind. Das liegt unter anderem daran, dass die Bedeutung der IT mittlerweile sehr stark vorangeschritten ist. So müssen heutzutage nahezu alle Unternehmen und Behörden eine digitale Transformation vornehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben beziehungsweise sich auf die Zukunft vorzubereiten. Entsprechend wächst der Bedarf an Fachkräften, während das Angebot stagniert oder sogar sinkt. Mittel- und langfristig entstehen für die Unternehmen hierdurch ernste Gefahren, da eine unbesetzte Stelle immer Umsatzeinbußen bedeutet.

Fehlende Fachkräfte hemmen Investitionen und digitale Innovationen

Die Innovationsfähigkeit eines Betriebs reduziert sich, wenn nicht genügend kreative und kompetente IT-Fachkräfte zur Verfügung stehen. Somit fällt es den Firmen immer schwerer, gegen die Konkurrenz zu bestehen und sich auf die Zukunft vorzubereiten. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Unternehmen dieses Problem kurzfristig in den Griff bekommen werden. Stattdessen könnte jede Maßnahme, die zur Verfügung steht, erst mittelfristig zu den gewünschten Erfolgen führen.

Grundsätzlich besitzt die Politik jedoch verschiedene Hebel, um dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken. So bestünde beispielsweise die Möglichkeit, Forschungsstellen und Studienplätze im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik zu schaffen. Diese wären in der Lage, den Teilnehmern wichtige Grundkompetenzen zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass diese in der IT-Branche tätig werden könnten. Ebenso sei es wichtig, Ausschreibungen von KI-Professuren vorzunehmen, um diesem Bereich die notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. All das kostet aber Zeit, die viele Unternehmen aktuell nicht haben, da die Stellen idealerweise direkt besetzt werden müssten.

Datengetriebene Geschäftsmodelle sind gefragt

Es zeichnet sich ab, dass datengetriebenen Geschäftsmodellen die Zukunft gehören wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach bereits davon, dass Daten das neue Öl seien und somit eine extreme Bedeutung für die deutsche Wirtschaft und die Industrieunternehmen vor Ort hätten. Um solche Geschäftsmodelle etablieren und beispielsweise digitale Start-ups entstehen lassen zu können, wäre es aber erforderlich, IT-Spezialisten zur Verfügung zu haben. Aber auch die etablierten Unternehmen sind davon abhängig, solche Fachkräfte zu haben, um eine digitale Transformation ihrer Unternehmensprozesse vornehmen zu können. Wer das nicht schafft, büßt kostbare Wettbewerbsvorteile ein.

Viele erfolgreiche Start-ups stammen aktuell aus den USA und China. Deutschland bemüht sich darum, Schritt zu halten, sieht sich jedoch mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. 50,7% der Studienteilnehmer beklagen zum Beispiel, dass die Datensicherheit ihre Geschäftsprozesse massiv erschweren würde. Es sei für eine erfolgreiche Wirtschaft erforderlich, Daten zur Verfügung zu haben und diese auswerten und nutzen zu können. Nur durch die Etablierung einer funktionierenden Datenwirtschaft sei es den Unternehmen möglich, langfristig erfolgreich zu sein und die Zukunft zu gestalten. Deswegen sei es unbedingt erforderlich, Regeln zu etablieren, die eine optimale Kombination aus Datenschutz und Datennutzung ermöglichen.

Datensicherheit ohne IT-Experten nicht zu gewährleisten

Dass Daten geschützt werden müssen, steht völlig außer Zweifel. So gibt es in den aktuellen Wertschöpfungsnetzwerken zahlreiche Möglichkeiten für Cyberkriminelle, um Daten abzugreifen und zu missbrauchen. Verschiedene Arten von Cyberangriffen werden schon heute gefahren und stellen eine echte Bedrohung für eine Großzahl von Unternehmen dar. Deswegen ist es für alle Betriebe wichtig, der Datensicherheit hohe Priorität einzuräumen und alle Maßnahmen zu ergreifen, um Unternehmens- und Kundendaten zu schützen.

Solche ehrgeizigen Ziele können jedoch nur mit professionellen IT-Mitarbeitern erreicht werden. Deswegen wäre es dringend erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um dem IT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ohne solche Fachleute ist es nicht möglich, die notwendigen Technologien zu etablieren, die für einen umfassenden Datenschutz erforderlich sind. Außerdem sind solche Experten dafür nötig, um die Prozesse immer aktuell zu halten und auf neue Bedrohungen und Gegebenheiten anzupassen. Solche dynamischen Prozesse funktionieren einfach nicht, ohne dass die notwendigen IT-Spezialisten zur Verfügung stehen.

Die Datenstrategie der Bundesregierung will Unternehmen helfen

Die Politik hat sich zum Ziel gesetzt, einen verlässlichen Rahmen für Unternehmen zu schaffen, in dem sie die Datenwirtschaft vorantreiben und nutzen können. Grundsätzlich begrüßen die Unternehmen dieses Anliegen, warnen jedoch vor einer Überregulierung. Diese würde dazu führen, dass Unternehmen keine Innovationen mehr in die Wege leiten und Investitionen tätigen würden. Entsprechend sei es nötig, eine gute Balance zwischen Vorgaben und Freiheiten zu erreichen.

Um dies zu schaffen, hat die Regierung Eckpunkte einer Datenstrategie entwickelt. Mit diesen soll es der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Wissenschaft ermöglicht werden, Daten zur Verfügung zu haben und für die eigenen Aufgaben nutzen zu können. Gleichzeitig soll hierbei jedoch der Datenschutz großgeschrieben werden. Nur durch eine solche Datenstrategie, die wirklich konkrete Maßnahmen umsetzt, könnte dem IT-Fachkräftemangel erfolgreich entgegengewirkt werden.

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